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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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fragt sie.
    Ich massiere mir mit den Fingern kräftig die Kopfhaut, umden Blutfluß anzuregen. Ich bin wieder auf der Wohnzimmercouch. »Ich muß wohl eingeschlafen sein. Ich weiß nicht mal, wie ich hier hereingekommen bin.«
    Sie lächelt verkniffen und geht durch den Flur zur Küche. Noch immer desorientiert, folge ich ihr und setze mich an den Tisch. Drewe steht an der Spüle und trinkt ein Glas Wasser. Auf der Arbeitsfläche steht ein Fläschchen Aspirin. Mit einer schnellen Bewegung stellt sie es in den Schrank über der Spüle zurück.
    »Kopfschmerzen?«
    Sie nickt, sagt aber nichts.
    »Ein schwerer Tag?«
    Sie öffnet den Kühlschrank und holt eine Diät-Dr.-Pepper heraus. »Ist Miles noch hier?« fragt sie, während sie die Dose betrachtet.
    »Nein.«
    »Also wollte er dem FBI nichts sagen.«
    »Das ist es nicht. Du hattest heute morgen kaum das Haus verlassen, als die Polizei auftauchte. Er konnte gerade noch entwischen.« Jetzt sieht sie mich an.
    »Aber das spielt sowieso keine Rolle mehr. Das FBI hat angerufen. Sie haben den Mörder identifiziert. Wahrscheinlich verhaften sie ihn gerade in diesem Augenblick.«
    »Wirklich?« Marginales Interesse.
    »Er ist Arzt, genau wie du es vermutet hast.«
    Sie nickt und schaut wieder zu der Dr.-Pepper-Dose hinab.
    »Drewe, was ist los?«
    Sie schüttelt stumm den Kopf.
    »Drewe?«
    Daß meine Frau den Kopf in die Hände senkt, um Tränen zu verbergen, ist ein Anblick, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich erhebe mich, und mein Magen rebelliert vor Besorgnis. »Was ist passiert? Ist jemand gestorben? Deine Eltern?«
    Sie schüttelt heftig den Kopf.
    »Was dann?«
    Sie nimmt die Hände von ihrem nassen Gesicht und sieht mich an, als würde sie um eine Erklärung bitten. »Patrick hat Erin verprügelt.«
    »Was?«
    »Patrick hat Erin geschlagen! Gestern abend. Mehr als einmal.«
    »Aber ... warum? Was ist passiert?«
    »Sie wollte es mir nicht sagen. Als ich von Jackson nach Hause fuhr, habe ich bei ihr vorbeigeschaut. Ich sah die blauen Flecke in dem Augenblick, in dem sie die Tür öffnete.«
    Ich kann nicht denken. Weißglühende Wut verdrängt jede Vernunft. Bevor ich weiß, was ich tue, habe ich Drewes Autoschlüssel von der Arbeitsfläche gerissen und gehe zur Tür.
    »Was hast du vor?« fragt sie und ergreift meinen Arm.
    »Diesem Mistkerl den Arsch aufreißen.«
    »Harper, nicht! Das ist keine Lösung!«
    »Ach nein?«
    »Was willst du damit erreichen?«
    »Daß er sie nicht mehr schlägt.«
    »Das kannst du nicht wissen. Wenn ich Rache wollte, würde ich Daddy erzählen, was passiert ist, und er würde nach Jackson fahren und Patrick den Kopf wegschießen. Und was wird dann aus Erin und Holly?«
    Ich gebe den Versuch auf, mich loszureißen. »Wo ist Holly? Ist sie in Ordnung?«
    Drewe läßt den Arm sinken und zieht sich in die enge Küche zurück. »Patrick würde Holly nichts tun. Das weißt du.«
    »Ich weiß überhaupt nichts. Wo ist sie?«
    »Zu Hause, da bin ich mir sicher.«
    »Ist Patrick auch dort?«
    »Er wird wohl nach Hause fahren, sobald er mit seiner Runde fertig ist.«
    »Drewe, verdammt noch mal, was geht da vor?«
    »Ich weiß es nicht. Sie hatten vorgestern abend Streit, den schlimmsten bislang, aber Erin wollte mir nicht sagen, worumes ging. Ich weiß nur, daß Erin glaubt, sie sei selbst schuld, daß er sie verprügelt hat.«
    »Nichts rechtfertigt es, seine Frau zu verprügeln.«
    Drewe sieht mir mit einem durchdringenden Blick in die Augen. »Erin sagt, sie habe es verdient.«
    Wie schnell der Zorn doch der Furcht weichen kann. Es kann sich nur um eine Sache handeln.
    »Harper«, sagt sie leise. »Ich glaube, sie hat eine Affäre.«
    Ich atme nicht mehr. Mein Versuch, normal auszusehen, ist vergebens. Drewe hat sich abgewandt und durchstöbert lustlos den Kühlschrank, scheint nicht bemerkt zu haben, daß mich offensichtlich der Blitz getroffen hat.
    »Hat sie dir das gesagt?« frage ich.
    »Nein, aber etwas anderes ergibt einfach keinen Sinn. Wir alle wissen doch, wie sie früher war.« Ein Teller mit übriggebliebenem Hühnchen klappert auf der Arbeitsfläche. »Ich kann nur vermuten, daß sie drei Jahre lang versucht hat, eine treue Ehefrau zu sein, und dann feststellen mußte, daß sie es nicht konnte. Was sonst könnte solche Schuldgefühle in ihr auslösen, daß sie bei Patrick bleibt, nachdem er sie verprügelt hat?«
    Du willst es nicht wissen.
    Drewe schüttelt wieder den Kopf. »Trotzdem ... Patrick ist der letzte,

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