@ E.R.O.S.
haben ihn festgenommen, als er ein Haus betreten wollte. Stellte sich heraus, daß er Trauzeuge bei einer Hochzeit war. Bei der seines Bruders. Er hatte Alibis für jeden einzelnen Mord. Er hat auch einen der besten Anwälte in New York und hat bereits erklärt, daß er uns wegen unrechtmäßiger Freiheitsberaubung verklagen wird.«
»Das verstehe ich einfach nicht. Was ist denn mit dem Flugzeug?«
»Ich glaube folgendes. Das UNSUB besitzt ebenfalls ein Flugzeug. Es will damit zu den Tatorten fliegen, aber vermeiden, daß wir es zu ihm zurückverfolgen können. Er könnte falsche amtliche Kennzeichen benutzen, aber im wirklichen Leben funktioniert so was nie. Also hört er sich um und findet schließlich einen Typ, der das gleiche Flugzeugmodell wie erhat, aber nicht viel fliegt. Wie dieser Arzt zum Beispiel. Dann sucht er einen abgelegenen kleinen Flugplatz, auf dem er sein Flugzeug abstellen kann. Als er es zum erstenmal dorthin fliegt, hat er bereits das Kennzeichen des Flugzeuges dieses Arztes aufgemalt. Nicht nur das, er hat auch einen Flugschein mit dem Namen des Arztes gefälscht. Verstehen Sie jetzt? Sobald er das einmal geschafft hat, muß er nichts mehr vortäuschen. Wann immer er zu diesem Flughafen fährt, ist er nicht er selbst, sondern Doktor Sowieso. Sind Sie noch dran, Cole?«
Ich bin jetzt völlig wach und spreche leise, um Drewe nicht zu wecken. »Ich kann mir vorstellen, wie das funktioniert. Aber können Sie nicht einfach alle Flughäfen absuchen, bis Sie eine andere Beechcraft mit dieser Nummer finden? Oder jeder dieser Maschinen nachgehen, die in den letzten zwanzig Jahren verkauft worden ist?«
»Daran arbeiten wir zur Zeit. Ich rufe an, weil meine Leute behaupten, daß Sie die Ausdrucke Ihrer Sitzungen mit dem Mörder nicht rübergefaxt haben.«
Eine Weile der Verwirrung, die der ähnelte, die ich empfand, als Drewe mich im Wohnzimmer weckte, schlägt über mir zusammen. »O Gott, tut mir leid. Als Sie mir sagten, Sie hätten den Typ so gut wie sicher, war plötzlich alle Anspannung der letzten Woche geschwunden. Ich habe mich einfach hingelegt.«
»Ich kenne dieses Gefühl. Aber ich brauche alles, was Sie haben. Sofort.«
Während ich zu Drewe schaue, präge ich mir die Faxnummer ein, die Baxter abliest. »Wenn das, was er mir erzählt hat, tatsächlich stimmt, haben Sie vielleicht genug, um ihn allein aufgrund der Ausdrucke zu identifizieren.«
»Das hoffe ich. Noch etwas, Cole.«
»Was?«
»Wo ist Miles Turner?«
Ich seufze wütend. »Ich habe keine Ahnung und bin es leid, daß man mich das ständig fragt.«
»Machen Sie es für sich nicht noch schlimmer. Sie haben ihn versteckt. Sie haben sich der Beihilfe und der Strafvereitelung schuldig gemacht.«
»Sie haben recht. Ich habe einen Freund versteckt und ihm geholfen, der nichts mit diesen Morden zu tun hat. Er hat versucht, diese gottverdammte Sache für Sie aufzuklären, und versucht es vielleicht noch immer.«
»Was meinen Sie damit? Was hat er vor?«
»Was immer es sein mag, es ist zu hoch für mich.«
»Ist er auf die Sache mit den Gewebespenderorganisationen gekommen?«
Das war eigentlich meine Frau , denke ich und schaue zu Drewe hinüber, die zusammengerollt unter der Bettdecke liegt. Aber ich werde nicht das FBI auf sie hetzen. »Ja«, sage ich ruhig. »Sonst noch was?«
»Im Augenblick nicht. Aber faxen Sie uns dieses Zeug rüber.«
»Sie kriegen es. Was ist mit EROS? Wollen Sie das System noch immer abgeschaltet lassen?«
»Das besprechen wir gerade.«
»Ich bin jetzt aus der Sache raus, Mr. Baxter. Vergessen Sie das nicht.«
So leise ich kann, stehe ich auf und gehe ins Büro. Es ist noch immer das reinste Schlachtfeld. Ich hole die Brahma-Ausdrucke aus der unteren Schublade meines Aktenschranks, in der ich sie für den Fall versteckt habe, daß Drewe ihre eigenen Vorsätze brechen und das Büro betreten sollte. Als ich zum Faxgerät gehe, bemerke ich, daß ich vergessen habe, die Einzelheiten von Erins Liaison mit ihrem »Schwager« zu schwärzen. Baxter wird die Wahrheit hinter dieser Geschichte vielleicht nicht erkennen, aber irgendwann wird jemand in seiner Abteilung dahinterkommen, auch ohne Lenz’ Hilfe. Mit einem schwarzen Magic-Marker mache ich die Zeilen unleserlich, die meine persönlichen Enthüllungen enthalten. Dann sammle ich die Seiten ein und lege sie ins Faxgerät.
Es dauert eine Weile, bis ich sie alle durch die Maschinegejagt habe, so lange, daß ich einen Krampf im Rücken bekomme,
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