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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Foto erhalten, und es war erstaunlich. Alles, was du gesagt hast, trifft zu. Ich habe das Bild in einem Programm gespeichert, das es mir ermöglicht, es aus jedem Winkel zu betrachten, es nach meinem Belieben zu modifizieren, ja sogar eine Bildfolge herzustellen. Doch jede Modifikation, jedes Drehen oder Wenden, ist eine Entweihung des Originals. Ich kann mir nur vorstellen, wie es sein muß, dich dreidimensional zu sehen. Denke über alles nach,was ich dir erzählt habe. Stelle dir vor, was ich zurückgehalten habe. Sei versichert, daß ich deine Erlösung bin. Dein Dunkler Prinz.«
    »Das ist es!« ruft Miles. »Wir haben ihn am Kragen, und er hat nicht die geringste Ahnung!«
    »Vielleicht«, sage ich, seltsam ernüchtert von dem Umstand, daß Brahma wieder in meinem Leben aufgetaucht ist »Was ist mit der Kundenhauptliste? Ist Jan eingefallen, ob sie sich mit irgendeinem Verdächtigen abgegeben hat?«
    »Sie ist mit ein paar Ärzten aus gewesen, aber das sind keine wahrscheinlichen Kandidaten. Sie hat aber trotzdem Privatdetektive beauftragt, sie zu überprüfen. Was wirst du auf Brahmas Nachricht antworten?«
    »Gar nichts.«
    Er seufzt unglücklich. »Irgendwelche Tippfehler in der Nachricht?«
    »Nein. Sie ist aber ziemlich kurz. Warum fragst du mich das immer wieder?«
    »Wenn er die Stimmerkennung benutzt, ist er wieder zu Hause. Und ich glaube, das ist in New York.«
    »Warum?«
    »Zum einen die falsche Flugzeugzulassung. Wie das arrangiert wurde.«
    »Woher weißt du davon?«
    Er ignoriert die Frage. »Brahma mußte von diesem Anästhesiologen wissen, um sich sein Flugzeug als Tarnung auszusuchen. Aber auch noch andere Dinge weisen auf New York hin. Außerdem gefällt mir die Vorstellung zufällig. Weißt du, was ich meine?«
    Ich gebe ein bestätigendes Brummen von mir, will das Offensichtliche aber nicht verkünden. Wenn Miles froh darüber ist, daß Brahma in New York zu Hause ist, dann nicht, weil in den nächsten paar Tagen wahrscheinlich keine unschuldigen Frauen sterben werden, sondern weil es Miles gelungen ist, selbst dorthin zurückzukommen. Und wenn sein Trojanisches Pferd morgen nacht wie geplant funktioniert, kann er beimEndspiel dabeisein. Ich will die Verbindung gerade unterbrechen, als er wieder spricht, dem Drang nicht widerstehen kann, mich wissen zu lassen, wie sehr ihn diese Jagd erregt hat.
    »Du weißt doch, wie es in England bei der Fuchsjagd immer so schön heißt, oder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dabeisein, wenn der Fuchs getötet wird.«
    Ich grunze nichtssagend. »Vergiß nur eins nicht. Brahma ist kein Fuchs.«
    Er lacht. »Und ich bin kein Engländer. Ciao.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, speichere ich Brahmas Nachricht und setze mich dann aufs Bett. Das ist ein Fehler. Nach ein paar Sekunden liege ich auf dem Rücken, nur noch halb bei Bewußtsein, und werde immer müder. Als der Schlaf mich überkommt, sehe ich Männer in roten Jacken, die auf Pferden über nebelverhangene Felder mit vertrockneter Baumwolle reiten. Die Hufe ihrer Tiere schlagen und zerstampfen die trockenen braunen Halme. Weit vor uns jaulen wie verrückt Hunde, während die Pferde die Lücke schließen und sich dann in einem Kreis um ein winziges Loch in einem grasbewachsenen Hügel versammeln. Jemand zündet ein Bündel Stroh an und wirft es neben das Loch, während die Hunde den Hintereingang des Baus bewachen. Die Männer auf den Pferden trinken Scotch und gratulieren einander, sagen: Dabeisein, wenn der Fuchs getötet wird, alter Junge. Dabeisein, wenn der Fuchs getötet wird. Dann sagt jemand, daß sie einen Fehler gemacht haben, der Bau leer ist, und die Hunde laufen wieder über die Felder, und ich sitze wie die anderen auf einem Pferd, trinke Scotch, die Sonne in meinem Rücken, und sehe, wie auf dem Boden vor uns ein Schatten länger und breiter wird. Ich will mich umdrehen, um festzustellen, was diesen Schatten wirft, scheine mich aber nicht bewegen zu können. Ich kann jedoch hören. Und ich höre die Stimme eines wilden Tieres, das zum erstenmal menschliche Geräusche von sich gibt, dieSilben entstellt, es aber immer wieder versucht, bis sie verständlich werden und dem von ihrem Erzeuger beabsichtigten Laut entsprechen.
    Gelächter.

33
    H
eute morgen begann die Baumwollernte. Nicht die eigentliche Ernte; vielmehr zogen verstreute Gruppen von Menschen und Maschinen aus, die von Farmern gelenkt wurden, die es leid waren, verkümmerte Baumwolle zu betrachten, die nicht mehr wachsen wird, bis die

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