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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wenn man Zugriff darauf hat, aber über die moralischen Implikationen werde ich mir den Kopf zerbrechen, sobald ich die Zeit dafür habe. Vielleicht im nächsten Jahr.
    Im Augenblick habe ich nur ein überwältigendes Bedürfnis: ein Transportmittel. Im Revier habe ich mir überlegt, ob ich irgendeinen Handel mit Mayeux machen soll, damit er mich nach Hause fährt, aber er stürmte raus, kaum daß der Chief Overstreet gesagt hatte, er solle mich laufen lassen. Nun habe ich nur die Möglichkeiten, mich von einem Freund fahren zu lassen oder mir ein Taxi zum Flughafen zu nehmen und dort einen Wagen zu mieten. Meine Hand liegt schon auf dem Hörer eines klebrigen Telefons in einer Zelle neben einemParkplatz, als das Plärren einer Hupe mich zwingt, mir die Ohren zuzuhalten. Der Fahrer läßt die Hand auf der Hupe liegen, und ich sehe mich um und halt wütend nach der Quelle des tiefen Dröhnens Ausschau.
    Es ist Mayeux. Er sitzt etwa zehn Meter entfernt in einem ziemlich alten Cadillac und winkt mir, zu ihm zu kommen.
    »Hängen Sie hier fest?« fragt er freundlich, als hätten sich die vergangenen beiden Stunden gar nicht ereignet.
    »Ich komme schon zurück.«
    »Ich könnte Sie ja fahren.«
    »Sie können mich mal«, sage ich, verspüre aber eine gewisse Versuchung. Das würde mir ein paar peinliche Anrufe ersparen. Und er könnte alle Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorieren, wenn ihm danach ist.
    »Warum haben Sie diese Scheiße durchgezogen?« frage ich ihn, während ich zu dem Cadillac gehe. »Warum haben Sie nicht einfach mit mir gesprochen, als ich nach Hause kam?«
    Sein Lächeln verschwindet. »Weil das FBI diese Ermittlungen von Anfang an vermasselt hat. Heute hatte ich zum erstenmal die Chance, ohne deren Erlaubnis an Sie heranzukommen, und ich war Ihre Ausflüchte leid. Ich dachte, in Ihren eigenen vier Wänden würde ich Sie nie zum Plaudern kriegen und ein Polizeirevier würde Sie etwas auflockern. Ich habe nur nicht damit gerechnet, daß Sie so viel Einfluß haben. Der verdammte Gouverneur. Gott im Himmel.«
    »Hören Sie, ich muß wirklich schnell nach Hause. Ich fahre mit Ihnen – und spreche mit Ihnen –, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sie drücken den ganzen Weg über aufs Gaspedal.«
    Mayeux grinst und läßt den Caddy an. »Sie haben das schnellste Taxi in ganz Mississippi erwischt, Cher . Springen Sie rein.«
    Er setzt ein magnetisches Blaulicht aufs Dach und schaltet es ein, noch bevor wir die Stadtgrenze erreicht haben. »Gehtirgend etwas vor?« sagt er und betrachtet mich aus dem Augenwinkel. »Haben Sie es deshalb so eilig?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Der Himmel im Westen, zum Delta hin, ist fast schwarz vor Wolken. Ich habe ein untrügliches Gespür, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten. Es ist wie auf einem Schlachtfeld, wo man lediglich mitbekommt, was in unmittelbarer Nähe geschieht, sich aber halbwegs darüber im klaren ist, daß die Weichen des Schicksals im Nebel um einen herum gestellt werden. »Nur ein ungutes Gefühl«, erwidere ich und versuche, alles zu verdrängen.
    »He, ich kenne das. Sollte ich es vielleicht erfahren?«
    »Es ist eine persönliche Sache.«
    Er nickt zahm. Mayeux ist nicht glücklich mit seiner Lage, kommt aber damit klar. Vielleicht war die Fahrt von New Orleans hierher doch nicht nur reine Zeitverschwendung.
    »Schlechtes Wetter«, sagt er, nimmt einen Zeigefinger vom Lenkrad und deutet damit zum Himmel. Ein Wärmegewitter zuckt über den Himmel und läßt die Wolken düster und massiv wie auf einem Foto von Ansel Adams wirken.
    Ich frage ihn, warum er glaubt, das FBI habe die Ermittlung verpfuscht.
    »Baxter und Lenz haben uns in New Orleans daran gehindert, Sie durch die Mangel zu drehen. Wir hätten die ganze Sache anders aufgezogen. Das wäre besser für Sie und auch besser für uns gewesen. Und vielleicht hätten wir dieses Arschloch mittlerweile am Wickel, während die FBI-Leute sich und alle anderen in die Scheiße reiten, indem sie den Falschen verhaften.«
    Das bezweifle ich, sage es aber nicht.
    »Ich muß Ihnen was sagen. ’ne Weile habe ich mich gefragt, ob nicht Lenz höchstpersönlich diese Ladies abmurkst. Ich meine, ein klassischer Fall, Sie verstehen schon? Ein abartiger Seelenklempner begeht die Morde und wird dann bei der Jagd auf sich selbst zum Star.« Mayeux lacht. »Serienmörder lieben so eine Scheiße geradezu. Die Polizei zumNarren halten und noch lange, nachdem die Verbrechen begangen wurden, in

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