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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Zustand, ziehe ihr schnell die blutbefleckte Bluse aus und werfe sie in eine Ecke. Sie leistet keinen Widerstand. Ich drücke ihren Rücken auf das Bett, ziehe ihr die Schuhe und Hosen aus, nehme dann eine zusammengefaltete Decke von einem Stuhl und lege sie behutsam über sie.
    »Erin!« ruft sie plötzlich.
    Sofort steht Buckner im Schlafzimmer, die Waffe in der Hand. Ich winke ihn wütend hinaus. »Ich bin ja da«, sage ich und lege die Hand auf ihre kalte Stirn. »Ich bin’s, Harper. Es ist alles in Ordnung. Ich kümmere mich um alles.«
    Nach etwa einer Minute erhebe ich mich und schleiche ins Bad, um den Inhalt des Medizinschränkchens durchzusehen.
    Nichts.
    Ich öffne die Flurtür einen Spaltbreit, sehe Mayeux, der sich im Korridor mit Buckner unterhält, und winke ihm. Er kommt sofort zu mir.
    »Da draußen muß irgendwo eine schwarze Arzttasche stehen«, flüstere ich ihm zu. »Meine Frau flickt schon mal Kinder aus dem Ort zusammen und so weiter. Sehen Sie mal im Schrank im Flur nach.«
    »Das ist ein Beweisstück«, erwidert er. »Sie hat offensichtlich versucht, ihre Schwester wiederzubeleben.«
    Mein Gott , denke ich und verdränge einen weiteren verdammten Ansturm von Bildern. »Bringen Sie mir die Tasche, Mike. Ich brauche nur eine Flasche und eine Spritze.«
    Er kneift die Augen zusammen. »Was haben Sie vor? Sie sind doch kein Arzt, oder?«
    »Nein, aber mein Vater war einer. Hören Sie, ich habe schon alles gemacht, von Röntgenaufnahmen bis zum Nähen von Wunden. Bringen Sie mir einfach die Tasche!«
    Mayeux spricht leise mit Buckner, der mich ansieht und dann nickt. Ich kehre zufrieden ins Schlafzimmer zurück und knie neben Drewe nieder. Sie zittert noch immer unter der Decke, und ihre Augen sind groß und glasig.
    »Alles in Ordnung«, flüstere ich. »Ich bin hier. Alles wird gut. Denke nicht ... denke nicht. Ich werde alles in Ordnung bringen. Wärm dich nur ... wärm dich.«
    Ein Lichtkegel fällt über das Bett.
    »Bitte sehr«, flüstert Mayeux.
    Ich durchsuche schnell den Inhalt der Tasche und wähle ein Fläschchen Vistaril und eine 2,5-Kubikzentimeter-Spritze aus. Ich verpasse ihr nicht gern eine Injektion, bezweifle jedoch, Drewe dazu bringen zu können, Pillen zu schlucken, und Pillen kämen vielleicht gar nicht gegen das psychologische Trauma an, das sie erlitten hat.
    Mayeux sieht zu, wie ich zwei Kubikzentimeter Vistaril indie Spritze aufziehe und den Kolben nach vorn schiebe, um die Luftblasen zu entfernen. Wäre Drewe völlig wach, würde sie das niemals zulassen, aber sie zuckt nicht einmal zusammen, als ich die Nadel in ihren Armmuskel drücke und den Inhalt der Spritze entleere. Der Lichtkegel verschwindet vom Bett.
    Während ich Drewe fest in den Armen halte, murmele ich unablässig vor mich hin. Die Hälfte von dem, was ich sage, ergibt nicht den geringsten Sinn. Es ist das gleiche Mantra, das Erin benutzte, als sie versuchte, Holly zum Schlafen zu bringen. Ständige Beruhigung, der Tonfall ist wichtiger als die Worte, ein mündlich erzeugter Schutz, der die Sinne fast genauso wirksam wie Beruhigungsmittel einlullt.
    Schließlich ist sie eingeschlafen, atmet tief und volltönend. Ich stecke die Decke unter ihren nackten Füßen fest, gehe zur Tür und trete schnell hinaus. Buckner und Mayeux warten.
    »Sind Sie bereit?« fragt der Sheriff.
    Zum erstenmal kann ich Buckner genauer mustern. Er ist ein großer, stämmiger Mann von fünfzig Jahren und trägt ein weißes Hemd und eine braune Krawatte, um sich von seinen Deputies zu unterscheiden. Dem Vernehmen nach ist er hart und ehrlich, wenn auch nicht unbedingt besonders clever.
    »Ich möchte, daß Sie jemanden neben diese Tür stellen«, sage ich zu ihm. »Für den Fall, daß meine Frau aufwacht.«
    Er schnippt mit den Fingern, und ein Deputy eilt in den Flur. Es ist Billy, der vergangene Woche die Überwachung in der Kurve des Highway übernommen hat. Er hört Buckner zu und bezieht dann seinen Posten vor der Schlafzimmertür wie eine Wache vor dem Buckingham-Palast.
    »Es tut mir wirklich leid, Harp«, sagt er. »Ich schreie, wenn sie aufwacht.«
    »Bringen wir es hinter uns«, sagt Buckner und beobachtet mich genau.
    Ich folge ihm durch den Flur, mit Mayeux auf meinen Fersen. Der Sheriff bleibt vor meiner Bürotür stehen und drehtsich zu mir um. Ich höre die Stimmen der Männer auf der Veranda. Jemand lacht und hält dann abrupt inne.
    »Haben Sie so was schon mal gesehen?« fragt Buckner.
    »Ich habe einen Sommer lang

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