Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
habe. Ich schicke Jimmy auf das Feld, damit er den anderen Ausgang bewacht.«
    Ich gestehe es nicht gern ein, aber Billys Plan ist logisch.
    »Dir passiert schon nichts«, sagt er und zeigt auf meine Magnum. »Du hältst da eine gottverdammte Kanone in der Hand. Wenn ich zurückkomme, klopfe ich zweimal.«
    Erneut starre ich die Tür mit manischer Konzentration an. Als es schließlich zweimal klopft und die Tür langsam geöffnet wird, muß ich mich davon abhalten, den Abzug nicht durchzuziehen. Billy schwitzt noch stärker als zuvor, und er hält jetzt nicht mehr seine Pistole, sondern eine abgesägte Schrotflinte in der Hand.
    »Alles in Ordnung, Harp?«
    »Ich habe eine Scheißangst.«
    »Brauchst du nicht. Jimmy bewacht den Hintereingang.«
    »Wie will er die Klappe in der Dunkelheit finden?«
    Billy grinst. »Er ist Jäger, Kumpel. Wenn jemand auf diesem Feld auftaucht, pustet er ihn weg, darauf kannst du dich verlassen.«
    Das ist Wahnsinn , sage ich stumm.
    »Hältst du noch eine Minute durch?« Billy geht rückwärts zur Tür.
    »Wohin gehst du?«
    Seine Augen sind hart und hell. »Wir haben dieses Arschloch in die Ecke getrieben, Harp. Wie einen Fuchs. Und ich werde ihn festnageln.«
    »Was?«
    Sein Lächeln verschwindet. »Erzähl mir jetzt keine Scheiße. Ich arbeite mich mit der Remington durch den Tunnel vor, während Jimmy die Hintertür im Auge behält.«
    »Billy, tu das nicht! Warte auf Buckner!«
    Er schüttelt den Kopf. »Gibt es da unten Licht?«
    »Rechts unten an der Wand der Speisekammer ist ein Schalter.« Ich kann nicht glauben, daß ich ihm das sage, aber ich kann ihn auch nicht im Stockfinsteren in dieses Loch steigen lassen, wozu er wild entschlossen zu sein scheint.
    Billy schlägt mit der freien Hand auf die Schrotflinte. »Bleib einfach hier hocken und gib deiner besseren Hälfte Deckung. Ich habe eine Tränengaspatrone, eine Gasmaske und alle Vorteile auf meiner Seite.«
    Ich suche hektisch nach einer anderen Lösung, doch Alternativpläne sind nicht das Problem. Das Problem ist es vielmehr, Billy von diesem Plan abzubringen. Und das ließe sich wohl nur mit einem direkten Befehl des Präsidenten bewerkstelligen.
    »Hör zu«, sagt er ernst. »Willst du, daß dieses Arschloch einen Prozeß bekommt? Willst du mit deiner heulenden Frau und den Schwiegereltern im Gericht sitzen, während ein Dutzend Anwälte ›Einspruch!‹ rufen, um diesen Abschaum in eine psychiatrische Anstalt zu bringen? Ihn vielleicht sogarfreizubekommen? Das ist die saubere Lösung, Harp. Nur wir beide sind da unten. Bumm-bumm , und es ist vorbei. Fall abgeschlossen. Du wirst nie wieder einen Gedanken an den Typ verschwenden müssen.«
    Die Überzeugungskraft von Billys Szenario überrascht mich. Er ist kein Universitätsprofessor, hat die harten Realitäten aber fest im Griff.
    Er sieht in den Schatten mit zusammengekniffenen Augen auf seine Uhr. »Falls ich noch nicht zurück bin, wenn Buckner kommt, sagst du ihm, er soll mir noch fünf Minuten Zeit geben und danach Tränengas in den Tunnel leiten. Verstanden?«
    »Ja, Tränengas.«
    »Genau. Und dann soll er den Tunnel stürmen.«
    »Mein Gott, Billy.«
    »Und wenn jemand aus dieser Falltür kommt, der nicht ›Billy Jackson‹ ruft, schießt du ihm die Rübe weg.«
    »Mache ich.«
    »Semper fi, Kumpel.«
    Scheiße.

37
    E
s gibt kein bedrohlicheres Geräusch als Stille. Sie ist die Symphonie der Schlange, die darauf wartet, daß ihr Opfer in ihre Reichweite kommt, des Tigers, der sich an die Beute pirscht. Sie beginnt als bloße Abwesenheit von Geräuschen, kann sich aber, wenn sie nicht unterbrochen wird, langsam zu einem Tosen steigern, das schließlich alle Sinne blendet.
    Ich kenne diese Blindheit nun, während ich hier sitze und mit beiden Händen den Griff der Magnum umklammere, als könne die Waffe Drewe und mich in eine andere Dimension transportieren, weit weg von diesem gefährlichen Ort.
    Ich zähle die Sekunden, während Schweißbäche mein Gesichthinabrinnen und meine schlafende Frau regelmäßig einund ausatmet. Wie lange wird es dauern, bis Buckner und seine Leute hier sind? Selbst wenn sie am nördlichen Ende des Bezirks waren, sollten sie höchstens fünfundzwanzig Minuten brauchen. Wie viele davon sind verstrichen? Fünf? Zehn? Oder zwei? Bleib ruhig, sage ich mir. Er kann unmöglich da unten sein. Kali ist tot, und Brahma ist zu seinem Flugzeug gehumpelt und endgültig von hier verschwunden. Er mußte zusehen, wie seine Geliebte starb, und

Weitere Kostenlose Bücher