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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Atmosphäre wie bei Kobra, übernehmen Sie! – ein Haufen Typen in Anzügen und mit Krawatten spielen mit technischem Krimskrams herum. Glaubst du, daß Brahma einen Schlips trägt?
    Ciao.
     
    Ich rolle mich vom Bett und setze mich an den EROS-Computer. Ich komme mir dabei zwar gehörig paranoid vor, drucke Miles’ Nachrichten aber aus und lösche sie dann aus dem Speicher des Computers. Ein Teil von mir will in Ebene drei einloggen und im Hintergrund herumhängen, nach Spuren von Strobekker oder Shiva oder Brahma suchen, oder wer auch immer er gerade ist. Doch seit ich mit dem FBI gesprochen habe, nagt irgend etwas an meinem Hinterstübchen; seit mir klargeworden ist, daß Baxter und Lenz EROS vielleicht inBetrieb lassen, obwohl Frauen in Gefahr sind. Ich habe Freundinnen bei EROS, mehr als Freundinnen. Und ganz gleich, was Miles oder Jan oder das FBI für klug halten, ich habe die Pflicht, diese Frauen zu warnen.
    Meine engste Freundin bei EROS ist eine Frau, die sich Eleanor Rigby nennt. Die Auswahl ihres Pseudonyms wurde wahrscheinlich von einem der seltsameren informellen Bräuche beeinflußt, die sich auf EROS entwickelt haben. Aus irgendeinem Grund kamen so ausgefallene oder obskure Kodenamen wie »Electric Blue«, »Leather Bitch« oder »Phiber Phreak« – die in anderen Netzen so gebräuchlich sind – bei EROS von Anfang an nicht vor. Die Firma hat ihre Kunden keineswegs davon abgehalten, sie zu benutzen, doch irgendwie ergab sich eine lockere Übereinkunft, die dann durch allgemeinen Konsens durchgesetzt wurde; eher eine Frage des Stils als sonst etwas. Offensichtlich bevorzugen es EROS-Abonnenten, daß ihre Korrespondenten reale Namen und keine surrealen Quasi-Identitäten als Pseudonym benutzen. Alles in allem hat das dem Network wohl genützt; es hat die Sache menschlich bleiben lassen.
    Auffällig ist hierbei, daß ausgefallene Decknamen zwar nicht gern gesehen werden, häufig aber Namen angenommen werden, die durch Bücher, Lieder oder Filme bekannt geworden sind. Ich sehe häufig Nachrichten, die von Holden Caulfield an Smilla Jaspersen, von Marquis de Sade an Oscar Wilde oder von Elvis Presley an Polythene Pam gehen. Darüber hinaus hat es den Anschein, daß zumindest einige Abonnenten ihre berühmten (oder berüchtigten) Pseudonyme so ausgewählt haben, daß sie zu ihrer Persönlichkeit passen. Im Fall von »Eleanor Rigby« – das Alias einer Frau namens Eleanor Caine Markham – bin ich sicher, daß der Name aufgrund einer großen Affinität zu der Frau aus dem Song der Beatles entstand. Eleanor Markham ist eine einigermaßen erfolgreiche Kriminalschriftstellerin aus Los Angeles, die nur selten ihr Haus verläßt, wenn sie nicht gerade ihrem Zweitberuf nachgeht. Das gleiche melancholischeGefühl der Einsamkeit, das den Song von Lennon und McCartney durchdringt, überschattet auch viele ihrer Messages.
    Doch Eleanors zweiter Job scheint so gar nicht zu diesem Bild zu passen. Um ihr Einkommen aufzubessern, arbeitet sie manchmal als Körperdouble für bekannte Schauspielerinnen, die mittlerweile einen so erhabenen Status erreicht haben, daß sie sich nicht mehr vor der Kamera ausziehen müssen, um Rollen zu bekommen. Ich weiß, es ist sexistisch, aber ich habe mir die Frauen, die diese Jobs ausüben, immer als beschränkte Blondinen mit exquisiten Körpern, aber gewöhnlichen Gesichtern vorgestellt, die ihre Tage im Fitneßzentrum zubringen und an ihren Beinen oder Bäuchen arbeiten, oder beim Facharzt für plastische Chirurgie, um sich die Titten aufblasen zu lassen. Ich habe Eleanor Markhams Gesicht nie gesehen – auf den Umschlägen ihrer Krimis sind keine Fotos –, aber alles, was ich über sie in Erfahrung gebracht habe, spricht für das genaue Gegenteil. Wenn Eleanor nicht gerade ihren Hintern oder ihre Brüste oder was auch immer vor der Kamera entblößt, sitzt sie in ihrem Strandhaus in Santa Monica und schreibt sehr literarische, trocken klassische Kriminalromane oder spricht über ihren Computer mit anonymen Freunden.
    Sie erklärt diese scheinbar gegensätzlichen Lebensweisen damit, daß sie eine Schwester habe, die aufgrund von Rückgratverletzungen, die sie sich bei einem Verkehrsunfall zugezogen hat, ihr Leben im Rollstuhl verbringen muß. Eleanor hält es für ihre heilige Pflicht, sich um diese Schwester zu kümmern, wie ihre Eltern es tun würden, würden sie noch leben. Ich finde in ihrer Argumentation keine Schwachstellen.
    Nachdem ich all das gesagt habe, lassen Sie mich

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