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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Vaterunser herunterrasseln kann, und die Beamten schienen jedes Wort mit der Langsamkeit von Viertklässlern mitzuschreiben, die sich in Schönschrift übten.
    »Blöde Arschlöcher!« schreie ich in mein leeres Büro. »Habt ihr noch nie von Tonbandgeräten gehört?«
    Ich fühle mich etwas besser. Einige der Cops, mit denen ich sprach, wollten mich verhaften, das merkte ich. Mich, Miles und die sieben anderen Leute, die Zugriff auf die Kundenhauptliste haben. Sie haben alle gefragt, warum wir EROS nicht abschalten, und einige brüllten, während sie mich fragten. Die Cops aus Michigan waren am schlimmsten, wahrscheinlich weil sie es nicht mit einem Mord, sondern mit Entführungzu tun haben. Ich habe sie alle an Daniel Baxter vom FBI verwiesen. Sollen sie sich doch in Washington beschweren.
    Als das Telefon erneut klingelt, greife ich danach, als wolle ich es gegen meinen Schreibtisch schlagen, doch ich reiße mich zusammen und halte es an mein Ohr.
    »Harper, ich bin’s.« Drewes Stimme ist verkrampft vor angestautem Ärger.
    »Was gibt’s? Was ist passiert?«
    »So einiges.«
    Eine Hitzewelle rollt meinen Rücken und Hals hinauf, als ein Bild von Erin in meinem Kopf aufblitzt. »Wo bist du?«
    »Im Woman’s Hospital.«
    »Kannst du sprechen? Worum geht es?«
    »Um das FBI«, sagt sie leise.
    »Was? Sie haben dich angerufen?«
    »Nein. Sie haben meine Vorgesetzten angerufen. Meine Freunde ...«
    »Was?«
    »Und nicht nur das FBI. Ein Detective aus New Orleans hat den Krankenhausverwalter angerufen und um Erlaubnis gebeten, bei Kollegen Erkundigungen über mich einzuziehen.«
    Mayeux. »Was für Fragen stellen sie?«
    »Peinliche. Ob ich viel trinke. Ob ich dich schon mal ins Krankenhaus mitgebracht habe, oder auch nur nach Jackson. Wie wir beide zurechtkommen. Warum wir keine Kinder haben.« Ihre Stimme schwankt leicht, als sie das sagt. »Harper, das ist unerträglich.«
    »Ich weiß, Baby. Verdammter Mist. Ich werde versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Du mußt etwas dagegen tun. Meine Welt ist nicht so isoliert wie deine. Die gute Meinung dieser Leute ist eine Grundvoraussetzung dafür, daß ich meine Stellung behalte.«
    »Das ist mir klar, Drewe. Ich klemme mich sofort dahinter.«
    »Bitte tu das. Ich werde angepiepst.«
    Und sie ist fort.
    Ich klemme mich sofort dahinter. Das habe ich mit solcher Zuversicht gesagt. Wem will ich damit etwas vormachen? Werde ich einen Detective der Mordkommission von New Orleans anrufen und sagen: »Hör zu, du Schrumpfkopf, laß meine Frau in Ruhe oder trag die verdammten Konsequenzen!«
    Nein.
    Werde ich Bob Anderson anrufen und sagen: »Dr. Anderson, wie sich herausstellt, kann ich tatsächlich nicht auf dein kleines Mädchen aufpassen, also könntest du bitte den Gouverneur anrufen und ihn bitten, uns das FBI vom Hals zu schaffen?«
    Verdammte Scheiße, nein.
    Werde ich das FBI anrufen und sagen: »Würden Sie bitte aufhören, meine Frau in dieser Mordsache zu befragen? Das gefällt ihr nicht.«
    Vielleicht.
    Ich hole Baxters Karte aus meinem Portemonnaie, wähle die Nummer in Quantico und bitte, Agent Baxter sprechen zu dürfen.
    »Special Agent Baxter ist im Augenblick nicht im Hause«, sagt eine roboterhafte weibliche Stimme. »Möchten Sie etwas auf seinen Anrufbeantworter sprechen?«
    Ich entschließe mich, sie wachzurütteln. »Mein Name ist Harper Cole«, sage ich zu laut. »Ich habe wegen des Mordfalls Karin Wheat mit Baxter und Dr. Lenz gesprochen, und sie haben mir gesagt, ich soll sofort anrufen, wenn mir noch etwas Wichtiges einfällt. Nun, mir ist etwas eingefallen.«
    »Wo sind Sie, Mr. Cole?« fragt eine nicht mehr ganz so beherrschte Stimme.
    »Zu Hause. Und ich habe nicht viel Zeit.«
    Die Stimme wird endlich menschlich. »Würden Sie mir bitte Ihre Nummer geben Mr. Cole?«
    »Baxter hat sie«, fauche ich und lege auf. Das müßte irgendwem Feuer untern Arsch machen.
    Ich setze mich hinter den EROS-Computer, logge mich als Sysop ein und scanne die Nachrichten auf Ebene zwei, die aufgegeben werden. Der Verkehr in EROS ist prinzipiell unzensiert, was heißt, das wir Sysops die Kommunikation der Kunden nicht überwachen. Diese Freiheit ermöglicht es Miles und mir, den stark frequentierten Service ohne viel Unterstützung zu leiten. Gewisse Kommunikationen sind auf EROS verboten, und sie werden durch ein einfaches, aber wirksames Programm herausgefiltert, das Miles entworfen hat: Er nennt es »Kuratel-Axt«. Während Nachrichten zu den

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