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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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als würde ich mit Gary Cooper sprechen. »Es läuft wohl nicht so gut zwischen euch, was?«
    Er starrt weiterhin auf das Armaturenbrett.
    »Was ist los, Pat?«
    »Ich habe eine Schlampe geheiratet, das ist los.«
    Ich kneife ungläubig die Augen zusammen. Diese Worte von Patrick zu vernehmen kommt dem Erlebnis gleich, einen Priester »Gott ist tot!« von der Kanzel herabrufen zu hören. »Das klingt aber gar nicht nach dir. Ist etwas passiert? Glaubst du, daß sie rumbumst oder so?«
    Jetzt nickt er ruhig und gleichmäßig, und in seinen Augen mache ich eine verdrossene Wut aus. »Verdammt, sie hat mich betrogen. Von Anfang an.«
    »Was soll das heißen?«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Das geht nur sie und mich etwas an.«
    »Ich mache mir aber Sorgen. Weiß sie, daß du hier draußen bist?«
    Er zuckt mit den Achseln. Ich spiele mit dem Gedanken, ihn einzuladen, mich zu begleiten und in meinem Büro zu schlafen, aber ich habe keine Ahnung, was sich in den letztenStunden zugetragen hat. »Na ja ... soll ich Erin irgend etwas von dir ausrichten?«
    Plötzlich dreht er sich um und sieht mir in die Augen. »Verdammt, wo bist du die ganze Nacht über gewesen?«
    »Ich habe versucht, das FBI davon abzuhalten, mir den Arsch aufzureißen. Diese EROS-Sache ist völlig außer Kontrolle geraten. Da draußen läuft ein Mörder ’rum. Er schneidet Frauen die Köpfe ab und sprengt FBI-Agenten in die Luft. Kannst du dir so eine Scheiße vorstellen?«
    Er starrt mich nur an. Während ich so dasitze und den .38er umklammert halte, kommt mir ungebeten ein Gedanke. »Kannst du mir etwas über die Zirbeldrüse sagen?«
    »Über die Zirbeldrüse?«
    »Sie hat irgend etwas mit diesen Morden zu tun.«
    Patrick richtet sich in seinem Sitz auf. »Sie wird nur selten von Tumoren befallen. Noch vor kurzer Zeit waren Tumore an der Zirbeldrüse ein echtes Problem, weil sie für die Neurochirurgen oft unzugänglich waren. Aber dank der neuen mikrochirurgischen Techniken sieht das jetzt ganz anders aus.«
    Typisch Patrick. Sein Privatleben geht vor die Hunde, aber eine medizinische Frage, und er wird zum Medizin-Roboter.
    »In letzter Zeit gab’s einigen Wirbel um die Hormone, die sie erzeugt«, fügt er hinzu. »Melatonin. Im ganzen Land nehmen Spinner es aus den verschiedensten Gründen, aber das Gesundheitsministerium hat es noch nicht genehmigt.«
    »Was hältst du davon?«
    »Homöopathischer Quatsch.«
    »Ganz meine Meinung. Willst du wirklich hier draußen warten?« Er schaut wieder nach vorn und nickt.
    Ich fahre an und stoppe dann wieder. Falls Patrick wirklich explodieren sollte, wäre es mir lieber, er täte es hier draußen, während ich einen Revolver in der Hand halte, und nicht, wenn ich im Haus bin und schlafe. »Hör mal, du wirst doch keine Dummheiten machen, oder? Ich meine, Erin liebt dich. Das weiß ich. Du bist das Beste, was ihr je widerfahren ist.«
    Sein Gelächter ist hohl und kalt. »Ich will mir nur wegen einer Sache Klarheit verschaffen. Keine Angst, ich verstehe mich darauf, Ärger zu unterdrücken. Geh ruhig rein.«
    »Na schön. Immer mit der Ruhe, ja?«
    Nachdem ich ihm noch einen Moment lang in die Augen gesehen habe, wende ich, wobei ich dreimal den Rückwärtsgang einlegen muß, und fahre langsam zum Haus zurück. Ich lasse den Wagen auf der Schottereinfahrt stehen und steige mit meiner Aktentasche und meinem Revolver aus. Ich bin auf der zweiten Stufe, als ich das Heck von Erins Toyota Land Cruiser sehe, das hinter der rechten Hauswand hervorragt.
    Auf meiner Uhr ist es fünf. Mit großer Sicherheit schlafen Drewe und Erin noch. Ich schlüpfe durch die Haustür und wende mich nach links in mein Büro, ohne eine Lampe einzuschalten. Als ich mich ausziehe, wird mir klar, daß Erin und Holly wahrscheinlich im Gästezimmer direkt neben meinem Büro schlafen. Hundert Gedanken und Bilder überfluten mein Gehirn, aber ich bin zu müde, um sie zu analysieren. Ich schiebe den .38er unter meine Matratze, falle dann mit dem Gesicht nach unten auf mein Kissen und atme den willkommenen Geruch des Zuhauses ein.
    Aber der Schlaf entzieht sich mir.
    Warum ist Erin bei uns? Was franst die Bande ihrer Ehe aus? Nicht die normale Frustration, die sich wie Rost ausbreitet und an jeder Beziehung frißt. Denn in diesem Fall würde Patrick nicht draußen warten. Was bleibt also? Was, wenn nicht unser Geheimnis?
    Ein schwaches Knarren bewirkt, daß ich mich im Bett umdrehe und die Augen öffne. Manchmal höre ich dieses

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