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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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hat am Morgen mit ihm gesprochen und dann nichts mehr von ihm gehört. Niemand hat etwas gehört.«
    Das gab Jake zu denken. »Okay«, sagte er langsam. »Okay.«
    »Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Am Donnerstag, dem 12. Mai. Vor vier Tagen. Ich hab versucht, es aus meinem Gedächtnis zu löschen. Er hat aufgehört, mich mit dem gehörigen Respekt zu behandeln, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Das wäre der Tag, an dem er verschwunden ist.« Zoë nahm einen Schluck Tee. »War es eine freundschaftliche Begegnung?«
    »Nein. Aber das wissen Sie, weil Sie alles auf Video haben – von seiner Spionagekamera. Dass er mich angegriffen hat? Das haben Sie doch gesehen, oder?«
    »Haben wir, ja. Erzählst du mir, weshalb ihr Streit hattet?«
    »Weil er verkorkst ist. Er hasst Schwule. Kann mich nicht mehr ausstehen, seit er weiß, dass …« Er deutete mit dem Kopf zur Decke und meinte Angel.
    »Und darum hat er auf dich geschossen?«
    »Ja.«
    »Bist du an dem Tag noch mal zurückgekommen? Oder hatte euer Zusammentreffen an dieser Stelle ein – wie soll ich sagen? –, ein natürliches Ende?«
    Wieder verdrehte Jake die Augen. »Ist das ein Witz? Nein, ich bin da nicht mehr hingefahren. Ich fahr da auch nicht mehr hin.«
    »Ich weiß nicht, Jake. Irgendwas stimmt da nicht. Du bist der Letzte, der diesen Typen lebend gesehen hat.«
    »Ja, bloß dass es haufenweise Leute gibt, die es gern sehen würden, wenn dieser Sack verschwindet. Wieso nehmen Sie mich deswegen in die Mangel?«
    »Es gibt haufenweise Leute, die möchten, dass er verschwindet?« Zoë holte ihr iPhone aus der Tasche. »Das klingt interessant. Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich es aufnehme.«
    »Doch, hab ich.«
    Sie ließ das Telefon sinken. »Das ist okay, Jake, wenn du nicht willst, dass deine Stimme aufgenommen wird. Aber lass es mich mit dem Notepad notieren. Ich garantiere dir, dass es deine Stimme nicht aufnimmt.«
    Er hob verachtungsvoll die Nase in die Luft, spreizte die Finger und hielt ihr die flache Hand entgegen. Zoë betrachtete sie einen Moment lang. Dann rief sie die Notes -App auf und reichte ihm den Apparat. Jake musterte das Telefon kurz und geringschätzig, als wäre es ein plattgefahrener Iltis, den sie ihm zur Besichtigung gebracht hatte. Er reichte es zurück. Sie nahm es und fing an, darauf zu tippen, während er redete.
    »Er hat Feinde.« Jake warf noch einen argwöhnischen Blick auf das iPhone, aber dann fing er doch an, Namen zu nennen, und zählte sie an den Fingern ab. »Da wäre dieses Mädel aus Essex namens Candi. Ich sage Ihnen, die würde ihn erschießen , auf offener Straße, gleich morgen, wenn sie ihn sähe.«
    »Ein Mädel? Eine Frau? Lässt einen erwachsenen Mann verschwinden? Ich weiß nicht – normalerweise denken wir bei so etwas nicht in erster Linie an Frauen.«
    »Candi? Verdammte Kacke , Mann, ich meine, die kratzt einem die Augen aus, echt. Sie nimmt Drogen, und sie lebt mit ’nem Typen namens Fraser zusammen, keine Ahnung, wo genau – irgendwo drüben auf der anderen Seite der Welt. Dann ist da dieser Ex-SAS-Mann. So ein Schrank.« Er breitete die Arme aus, um zu demonstrieren, wie groß und breit der Mann war. »War immer bei den Jagden dabei – er war scharf auf David, wenn Sie verstehen. Schraubenschlüssel nannten sie ihn. Keine Ahnung, wieso. Ich glaube, in Wirklichkeit hieß er Anthony oder so ähnlich … Aber … nee – so was würde der sich nicht trauen. Aber da ist noch einer. Einer, der wahrscheinlich wirklich bekloppt genug ist, um so was zu machen.«
    Zoë hörte auf mit dem Tippen und sah ihn an.
    »Seinen Namen kenne ich nicht.« Jakes Stimme klang nüchtern und leise bei dem Wort »seinen«, als könnte er schon damit das Höllenfeuer über seine kleine Doppelhaushälfte aus den Dreißigern heraufbeschwören. »Aber der war der Typ dafür, wissen Sie. Der würde rein und wieder rausgehen, und niemand würde was sehen.«
    »Wer war er?«
    »Keine Ahnung. Ich hab ihn nur einmal gesehen, als er zum Jagen gekommen war. So macht David seine Geschäfte, oder? Irgendein Jagdhüter zieht Fasane für ihn, diese Typen kommen, und er organisiert ’ne Jagd. Der war da und hatte ein großes Maul. War irgendwas beim Militär, beim – wie heißt das? – beim Ministerium für …«
    »Verteidigung? Beim Verteidigungsministerium?«
    »Ja.«
    »Vorname?«
    »Keine Ahnung, David nannte ihn Kumpel. Sie kannten sich aus dem Kosovo. Und mehr weiß ich nicht über ihn. Sonst, ich

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