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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Nicht genug für ganzen Körper. Problem fängt an im kleinen Finger, und wir wissen alle, wo aufhört.«
    »Halt die Klappe .«
    Angel ließ ein kleines, angewidertes Klicken aus seiner Kehle heraufkommen, hob das Kinn und schleuderte in einer kurzen Bewegung die erhobene Hand nach hinten, als sei er kein bisschen überrascht, dass ein plumper Ignorant wie Jake die Polizei ins Haus kommen ließ. Bei jemandem wie ihm sei das nur zu erwarten. Er machte auf dem Absatz kehrt, streckte die Nase in die Luft und ging nach oben, wo er eine Tür hinter sich zuschlug.
    »Achten Sie nicht auf ihn.« Missmutig schloss Jake das Fenster, legte prüfend die Hand an den Heizkörper und stellte fest, dass er kalt war. Er bückte sich und drehte den Thermostaten ganz auf. »Ich hab versucht, ihm Manieren beizubringen, oder? Aber bei dieser Bande – was will man erwarten?«
    Zoë betrachtete den Teebecher, den sie bekommen hatte. Er war mit Bildern von Billie Holiday verziert, handgemalt in Pink- und Grüntönen. »Wie hast du das über all die Jahre hinweg vor uns verheimlichen können?« Sie deutete mit dem Kopf zu der Tür, durch die Angel hinausgerauscht war. »Jake the Peg und sein Boyfriend. Ich gebe zu, damit habe ich nicht gerechnet. Und, was Offenbarungen angeht, noch spektakulärer: Jake the Peg als Pornostar ? Da hast du uns wirklich im Dunkeln gelassen. Aber du bist ein richtiger Promi! Ich habe kürzlich ein paar von deinen Darbietungen gesehen. Auf dem Revier. Alle haben es gesehen. Komisch, wenn ich jetzt daran denke – leibhaftig bist du mir immer viel kleiner vorgekommen.«
    Jake sah sie mit festem Blick an und setzte sich. »Ich weiß, warum Sie hier sind.«
    »Ja? Na los, sag es mir.«
    »Was Jake da macht, ist nicht legal, oder? Weil da Schulmädchen drin sind? Aber sehen Sie das Video mit dem gelben Rücken da drüben? Auf dem Regal? Holen Sie’s raus. Darauf sind Aufnahmen von jedem der Mädels, wie sie ihren Pass in die Kamera halten. Es beweist, dass sie alle achtzehn waren.«
    »Nicht legal? Komisch, aber deshalb bin ich gar nicht hier.«
    Jake runzelte die Stirn. »Ich sag Ihnen, ich mache meine Hausaufgaben, Mann, ich weiß über die Gesetzeslage Bescheid. Das hier ist ein ordentliches Unternehmen, und ich bin clean. Alles easy.«
    »Das glaube ich gern, Jake. Das glaube ich gern. Ich hatte immer schon absolutes Vertrauen zu dir. Aber deshalb bin ich gar nicht hier. Ich möchte mit dir über Lorne Wood reden.«
    Er saugte schmatzend an seinen Zähnen und verdrehte die Augen. »Ja. Nach der haben Sie mich schon gefragt. Was wollen Sie jetzt noch wissen?«
    »Ich möchte, dass du noch mal in deinen Erinnerungen stöberst. Die kleinen grauen Zellen noch mal einzeln umdrehst. Manchmal entfällt uns ja das eine oder andere.«
    »Wir haben schon drüber geredet.«
    »Ja, aber da habe ich dich gefragt, ob du sie vor der Schule gesehen hast. Ich habe nicht gefragt, ob sie jemals auf einem deiner Sets aufgetaucht ist.«
    »Die?« Jake schnaubte kurz und sarkastisch. »Nie im Leben, verdammt. Viel zu viel Klasse.«
    »Sicher? Bist du sicher, dass David Goldrab euch nie miteinander bekanntgemacht hat?«
    Jakes Gesicht veränderte sich und wurde ausdruckslos. »Goldrab? Was hat der mit irgendwas zu tun?«
    »Du kennst ihn doch. Oder nicht?«
    »Sehen Sie? Sie stellen diese Frage, als ob ich irgendwie bescheuert wäre, Mann. Als ob ich acht Jahre alt wäre. Bin ich aber nicht. Und was ich rausgekriegt hab, ist, dass ich darauf nicht antworten muss. Das muss ich nicht, weil Sie die Antwort schon kennen. Sonst hätten Sie ja gar nicht gefragt.«
    »Ich bin beeindruckt. Sind deine Talente wirklich grenzenlos?«
    »Und was immer er über mich gesagt hat, egal, was er erzählt – das tut er nur, weil er mich nicht ausstehen kann.«
    »Er hat nichts über dich gesagt.«
    »Dem sollten Sie hinterherschnüffeln, nicht mir. Der ist ein echter Schwulenhasser. Sie können ihn wegen Diskriminierung drankriegen und so weiter.«
    »Du hast offenbar nicht zugehört. Ich sagte, er hat nicht von dir gesprochen. Denn im Moment spricht er insgesamt nicht sehr viel.«
    Jake legte die Stirn in Falten und zog die Decke fester um sich. Die Füße, die unten herausschauten, waren dunkel von Bräunungscreme, und die Fußnägel waren sauber geschnitten und glänzten zurückhaltend von klarem Nagellack. »Was soll das heißen?«
    »Es soll heißen, dass die letzte Spur, die wir von ihm haben, von Donnerstag, dem 12. Mai, stammt. Seine Mutter

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