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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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berührte ihr Gesicht sanft mit den Fingerspitzen und stellte fest, dass ihre Wangen nass waren.

13
    Er hat sich selbst verschwinden lassen …
    Jakes Worte ließen Zoë keine Ruhe. Eine Zeitlang war sie beinahe sicher gewesen, dass Goldrab tot war, aber jetzt nicht mehr. Sie war bisher nicht auf den Gedanken gekommen, dass er sich selbst verschwinden lassen könnte. Möglich wäre es aber schon, und der Gedanke war ihr mehr als unbehaglich. Wenn er nicht tot war, konnte er jeden Moment wiederauftauchen, in ihr Leben spazieren und sie mit einem Streich erledigen. Das würde genau zu diesem Dreckschwein passen.
    Am nächsten Tag machte sie sich sofort an die Arbeit, pflügte sich durch die Liste der Namen, die Jake ihr genannt hatte, und streckte ihre Fühler aus – sie rief bei der Essex Police an und ließ Candi und Fraser aufspüren, und bei der SOCA erkundigte sie sich nach Hinweisen darauf, wer dieser »Schraubenschlüssel« sein könnte. Auf der Informations-Website des Parlaments – dodspeople.com – durchsuchte sie Hunderte von Lebensläufen aus dem Verteidigungsministerium nach Personen, die im Kosovo gedient hatten, und je tiefer sie grub, desto überzeugter war sie, dass der Mann, mit dem sie anfangen sollte, Dominic Mooney hieß. Mooney war heute Nachrichtendienstchef in einer Abteilung des Außenministeriums, aber was sie interessierte, war der Umstand, dass er vor mehr als zehn Jahren beim Zivilsekretariat im Kosovo gewesen war und drei Jahre als Leiter einer Einheit in Priština gearbeitet hatte, die mit Prostitution und Mädchenhandel befasst war. Wenn einer seiner Mitarbeiter im Kosovo mit Goldrab Kontakt gehabt oder irgendetwas Verdächtiges getrieben hatte, wäre Mooney derjenige, der darüber Bescheid wüsste.
    Sie rief in Whitehall an und versuchte, sich mit ihm verbinden zu lassen, aber er war in einer Besprechung. Sie hinterließ eine Nachricht bei seiner Sekretärin und fing dann an, systematisch die anderen Punkte auf ihrer Liste abzuarbeiten. Sie sprach mit dem Gärtnereibetrieb in Swindon, ohne dort viel zu erfahren: Goldrab lebe zurückgezogen, bezahle per Bankeinzug, und oft seien ihre Mitarbeiter volle acht Stunden im Garten von Lightpil House bei der Arbeit, ohne ihn zu sehen oder gar mit ihm zu sprechen. Ganz ähnliche Auskünfte bekam sie von der Poolfirma und von dem Reiterhof, wo Goldrab sein Pferd Bruiser stehen hatte. Fast jeden Tag kam er zum Reiten, aber meistens war er allein, und auch die Stallmiete bezahlte er per Bankeinzug. Tatsächlich hatte niemand, mit dem Zoë sprach, irgendeine Ahnung, wie Goldrab als Mensch war, und erst recht wusste niemand, ob er unglücklich war oder vorgehabt hatte zu verreisen.
    DC Goods rief aus der Stadt an. Zoë hatte ihm gesagt, dass Jake the Peg wieder mal Ärger hatte, und ihn beauftragt, Jakes Alibi zu überprüfen. Einiges hatte er bereits ausgegraben: Die Mitarbeiter bei River Island erinnerten sich an ihn, und die Videoüberwachung ließ keinen Zweifel, dass er tatsächlich da gewesen war. Nach einem Blick auf sein Foto war auch die Geschäftsführerin des Kinos nahezu sicher, dass sie sich an Jake erinnerte. Offenbar war sein Alibi für diesen Abend wasserdicht. Irgendwie überraschte Zoë das nicht besonders: Es hatte zu einfach ausgesehen, dass Jake derjenige sein sollte, der Goldrab hatte verschwinden lassen.
    Sie öffnete eine E-Mail vom technischen Team im Präsidium. Die Standbilder aus den Pornofilmen auf Goldrabs Computern waren gesichert worden, doch keine der darauf abgebildeten Frauen war Lorne. Sie starrte die Bilder an und versuchte, Lornes Züge in die Gesichter der Mädchen zu zwingen, aber sie konnte es nicht. Wieder fragte sie sich, ob Goldrabs Verschwinden vielleicht überhaupt nichts mit dem Mord an Lorne zu tun hatte. Wäre es dann nicht so, dass sie Lornes Fall vernachlässigte, indem sie untersuchte, was mit Goldrab passiert war? Sie schaute das Foto von Lorne an, das an der Wand hing. Na los, dachte sie, mit dir hat alles angefangen, also sag’s mir – was soll ich jetzt machen? Du weißt, dass ich eigentlich David Goldrab haben will. Setze ich mich auf seine Spur? Oder hat er nichts mit dir zu tun?
    Es klopfte. Sie vergewisserte sich, dass ihr Shirt glatt und ordentlich in der Hose steckte und dass die Manschetten zugeknöpft waren. Dann drehte sie sich mit ihrem Stuhl zur Tür. »Yep?«
    Ben steckte den Kopf herein.
    »Oh.« Ihr Kopf war plötzlich schwer, und ihre Füße fühlten sich an wie Blei.

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