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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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gedacht hatte. Endlich kehrte ein wenig von der Entschlossenheit zurück, die sie in der Nacht im Auto empfunden hatte, als sie die Leichenreste hatten verschwinden lassen. Sie konnte etwas tun. Sie konnte das hier allein tun. Weitermachen, als wäre nichts passiert. Vielleicht konnte sie sogar das Rieddach ausbessern – wäre das nicht toll? Sie konnte genauso stark sein wie Zoë. Sie sah zu, wie die Funken aufstiegen, sah, wie sie in die Luft hinaufstoben und zu den Feldern flogen, um als graue Tupfen auf dem neuen Grün zu landen. Als das Feuer seinen Höhepunkt erreicht hatte und anfing herunterzubrennen, wandte sie sich ab und holte eine Harke, um es zusammenzuhalten, und erst in dem Moment sah sie den Wagen, der hinter ihr in der Einfahrt stand.
    Durch das Tosen und Knistern der Flammen hatte sie ihn nicht kommen hören. Er war blau und vergammelt, und sie erkannte ihn vom Tag zuvor wieder. Auf dem Fahrersitz – als hätte Sally sie dort hingezaubert – saß Zoë in einem weißen T-Shirt und einer Lederjacke und mit einer Wollmütze auf ihren widerspenstigen roten Haaren. Sally starrte sie an, als sie ausstieg. Selbstbewusst wie ein Cowboy. Es musste so schön sein, diesen Körper zu besitzen, mit diesen wohlproportionierten Beinen und den energischen Armen. Keine Kleider, die sich in der Taille zu eng anfühlten, keine alten, zerfransten BH s, ausgeleiert und schlabberig.
    Mit ernstem Gesicht kam Zoë auf sie zu. »Wo ist Millie?«
    »Bei Julian. Warum?«
    »Hast du Zeit zum Reden?«
    »Ich …« Ihr Blick fiel auf den Paraffinkanister. »Ich muss das hier verbrennen.« Mit dem Rücken ihres Handgelenks strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. »Und dann muss ich zur Arbeit.«
    »Das ist okay. Es dauert nicht lange.«
    »Und ich muss Millies ganze Schulkleidung waschen.«
    »Ich sagte doch, es dauert nicht lange.«
    Sally schwieg kurz. Sie schaute hinaus über die Felder und sah die kleine Landstraße, die sich zur Autobahn schlängelte. Steve würde jetzt in London sein. »Worüber willst du reden?«
    »Ach, über dies und das. Ehrlich gesagt …« Sie warf einen Blick zum Cottage. »Ich hätte gern eine Tasse Tee. Wenn das nicht zu viele Umstände macht.«
    Sally schaute weiter über die Felder hinaus und versuchte zu erraten, was kommen würde. Sie hatte ihre Schwester nie gut durchschauen können. Das war einfach so. Sie legte die Harke hin, ging auf das Cottage zu und streifte unterwegs die Handschuhe ab. Zoë folgte ihr und zog den Kopf ein, als sie durch die niedrige Tür trat. Während Sally Wasser kochte und Tee in die Kanne löffelte, ging Zoë in der Küche umher, nahm Sachen von den Borden und betrachtete sie, und sie schaute sich das Bild eines Tulpenbaums an, das Sally gemalt hatte. »So«, sagte sie, »hier wohnst du also jetzt.« Sie studierte ein Foto, auf dem Millie und die anderen Kids – Sophie, Nial und Peter – im Gänsemarsch über ein gepflügtes Feld wanderten. »Willst du mir davon erzählen? Was ist mit Julian passiert?«
    »Da gibt’s nichts zu erzählen. Er hat eine Freundin. Sie haben ein Kind.«
    »Ist Millie damit einverstanden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich hab sie neulich gesehen. Millie.«
    »Ich weiß.«
    »Sie sah gut aus. Sie ist schon so ein großes Mädchen, und sie ist sehr hübsch. Benimmt sie sich gut?«
    »Eigentlich nicht. Nein.«
    Zoë lächelte sanft, und Sally hörte mit dem Teelöffeln auf.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Wolltest du etwa darüber reden? Über Millie?«
    »Gewissermaßen. Es gibt Neuigkeiten. Ralph Hernandez – ein Freund von ihr? Er kommt wieder auf die Beine, aber er hat heute Morgen versucht sich umzubringen.«
    » Ralph ?« Sie stellte die Teedose mit einem Schlag hin. »Du lieber Gott«, murmelte sie. »Anscheinend hört es nicht auf.«
    »Wir haben jemanden nach Kingsmead geschickt, der mit dem Schulleiter spricht. Ich nehme an, der wird entscheiden, wie man den Kids die Neuigkeit beibringt.«
    »Aber soll das heißen …« Sie suchte nach den richtigen Worten. »… bedeutet das, dass er etwas mit Lornes Tod zu tun hatte?«
    »Manche Leute nehmen es an.«
    Sally senkte den Blick und drückte den Deckel auf die Teedose. Sie hatte Ralph nie kennengelernt, aber sie hatte schon viel von ihm gehört, und sie stellte sich vor, dass er groß und dunkel war. Ein Selbstmordversuch also. Noch etwas, das Millie verarbeiten musste. Als ob nicht schon genug auf diesem Haus lastete. Sie schnitt einen Mandelkuchen mit Orangenglasur auf, den

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