Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
musste an Ratten und Reptilien denken. »Ich weiß, das hier bringt Sie um. Eine Frau wie Sie? Die Scheiße aus fremder Leute Klo kratzen? Für so was sind Sie nicht geboren. Die polnischen Schlampen? Die sehe ich an, und ich denke: Putzfrauen. Das sind sie jetzt, und das werden sie noch mit achtzig sein. Aber Sie? Sie sind anders. Sie haben schon was Besseres gesehen, und Sie hassen das Putzen. Sie hassen es sogar mächtig. Jeder Boden, den Sie schrubben, jedes fleckige Laken, das Sie von einem Bett abziehen, bringt Sie um.«
Röte kroch an Sallys Gesicht herauf, wie es immer passierte, wenn sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie versuchte, sich auf das Hemd zu konzentrieren, schüttelte es aus, strich den Kragen glatt und drückte prüfend auf den Sprühknopf am Bügeleisen. Ein zischender Dampfstrahl schoss hervor, und sie erschrak ein bisschen.
David beobachtete sie amüsiert. Mit Hilfe seiner Füße auf der Arbeitsplatte drehte er sich mit dem Stuhl hin und her.»Sehen Sie, Sally, ich finde, ein Mädel von der Klasse wie Sie verdient einen richtigen Job.«
»Was meinen Sie damit, einen ›richtigen Job‹?«
»Ich will es Ihnen erklären. Ich will Ihnen eine mundgerechte kleine Lektion in David-Goldrab-Kunde erteilen. Wenn ich arbeiten gehe – nicht, dass ich das heutzutage noch oft tun muss, Gott sei Dank –, aber wenn ich es tue , dann muss ich mit Leuten umgehen. Und zwar direkt, von Angesicht zu Angesicht, wenn Sie verstehen. Das hier ist meine Zuflucht, und hier suche ich die Einsamkeit. Das Letzte, was ich haben möchte, ist Gedränge im Paradies. Das können Sie verstehen, oder? Ich habe gern Platz um mich herum. Aber ich habe vier Hektar Grundbesitz und dreihundertsiebzig Quadratmeter Wohnraum, und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass so ein Anwesen liebevolle und sorgfältige Pflege benötigt. Außen rum ist alles geregelt: Der Poolmann kommt alle zwei Wochen, und da unten in dem Cottage zwischen diesem und dem nächsten Anwesen wohnt ein Trottel, der sich um die Fasane kümmert und eine Jagd für mich organisiert, wenn ich blöd genug war, Leute aus London einzuladen. Ich lege denen eine Liste mit den Dingen hin, die getan werden müssen; so wie ich es bei euch auch mache. Ich überweise ihren Lohn direkt auf ihr Konto und brauche nur am Telefon mit ihnen zu sprechen. Super. Ist bloß nicht genug, denn da ist noch das Haus. Man braucht ihm nur eine Sekunde den Rücken zuzuwenden, und ehe man sichs versieht, stürzt die Hütte um einen herum ein. Jetzt können Sie mich einen Snob nennen« – er legte eine Hand auf sein Herz und machte ein Märtyrergesicht –, »aber ich finde es einfach widerlich, mit diesen beschissenen Mistbauern zu reden, die herkommen, um die nötigen Arbeiten zu erledigen; und die dann ihre widerlichen Fingerknöchel über den Boden schleifen lassen und mit ihrem einen beschissenen Auge plinkern.«
Er warf sich ein paar Erdnüsse in den Mund und schwenkte das Champagnerglas hin und her.
»Ich will diese Affen nicht mal ansehen müssen. Ich will oben sitzen und zugucken, wie Britney Spears auf MTV ihre Nummer abzieht, und nicht mal ahnen, dass da unten so ein Halbidiot meine Abflüsse reinigt. Und an der Stelle kommen Sie ins Spiel. Ich will immer noch, dass Sie putzen, aber ich will auch, dass Sie jede Woche im Haus herumgehen und eine Liste der Dinge aufstellen, die gemacht werden müssen. Und dann will ich, dass Sie es organisieren, beaufsichtigen, die Scheißer ins Haus lassen, ihnen Kaffee kochen und ihnen überhaupt geben, was ihr kleines, inzüchtiges Herz begehrt. Sie bezahlen sie und führen Buch über das, was ich so hinblättere. Wissen Sie, was ich meine?«
»Im Grunde suchen Sie eine Hausmeisterin?«
»Ja, wie sich das anhört, könnten Sie genauso gut gleich sagen: ›Im Grunde, David, suchen Sie eine Schwanzlutscherin.‹ Ich biete Ihnen zwanzig Pfund die Stunde. Netto, cash. Steuerfrei. Sechs Stunden die Woche, an zwei Nachmittagen. Sagen wir, dienstags und donnerstags. Wenn ich der Agentur meine fünfzehn Pfund pro Stunde für Sie zahle, was nehmen Sie dann mit nach Hause? Bar auf der Hand?«
Sie senkte den Blick; es war ihr peinlich, dass es so wenig war. »Vier Pfund die Stunde. Sie ziehen mir die vorläufige Steuer ab.«
»Sehen Sie? Da müssten Sie fünf Stunden arbeiten, um zu verdienen, was ich Ihnen für eine anbiete.«
Sally schwieg einen Moment und rechnete nach. Er hatte recht. Es war eine Menge Geld. Und sie hatte an den beiden
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