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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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manipuliert. Sie wollte ihr Gesicht berühren, doch die Hand gehorchte nicht; sie hob sich ein kleines Stück, fiel dann wieder herunter wie ein totes Stück Fleisch und blieb neben ihrem Gesicht liegen, als gehöre sie nicht zu ihr. Kelvin bewegte sich schwer atmend im Zimmer umher. Sein Gewicht auf den Dielen ließ die Balken knarren, als biege sich der Boden bei jedem seiner Schritte leicht durch. Sie dachte an Lornes Gesicht. An das Blut und die Striemen. Im Schlafzimmer nebenan war ein Röhrchen mit Tennisbällen. Wie viele Jagdhüter spielten Tennis, Himmel noch mal? Verfluchte Scheiße , wie hatte sie so dämlich sein können?
    Kelvin packte sie grunzend unter den Achseln und hob sie auf das Bett. Keuchend lag sie auf der Seite und konnte sich noch immer nicht bewegen. Auf dem Boden, wo eben noch ihr Kopf gelegen hatte, war eine Blutlache, knallrot wie die Leuchtfarbe aus den Filzmarkern, die sie im Büro benutzten. Da lag auch ein Haarbüschel, an dem etwas Weißes hing. Ihre Haut, erkannte sie.
    »Ich werde dich jetzt fesseln, okay?«
    Sie versuchte die Beine zu bewegen, aber sie rührten sich nicht. Sie hingen über die Bettkante, leblos, gefühllos. Ihr war klar, was jetzt passieren würde.
    »Komm hier rüber.«
    Er schob sie ein Stück weiter auf das Bett. Sie zitterte, und ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Wo seine Hände sie berührten, fühlte es sich an, als treffe warmer Muskel auf Glas.
    »So ist es richtig«, sagte er. »Jetzt hierher.«
    Er hob ihre gefühllosen Beine und legte sie auf das Bett. Sie sah die Äderchen im Weißen seiner Augen und einen ungesunden, gelblichen Film auf der Lederhaut. Er roch nach Holzrauch und Motorenöl und schmutziger Kleidung. Zoë dachte an die Blutlinien, die sich über Lornes Wangen gezogen hatten. Ihre Haut war geplatzt. Richtig geplatzt . »Isch okay«, brachte sie hervor.
    Er sah ihr verwirrt in die Augen. »Was?«
    »Isch okay. Du kannsch esch mit mir machen.«
    Kelvin starrte sie an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte einen weißen Strich auf den Lippen, entweder vertrocknete Haut oder Zahnpasta oder Speichel, sie konnte es nicht erkennen. Wenn sie jetzt sterben sollte, würde Ben später ihre Verletzungen sehen – alle würden wissen, dass sie Widerstand geleistet hatte. Man sollte doch kämpfen, oder? Um seine Ehre. Aber es gab Zeiten, da musste man eine Schlacht verlieren, um den Krieg zu gewinnen.
    »Isch will esch.«
    Er senkte das Kinn und sah sie fest an.
    »Ich meinsch ernscht.«
    Er setzte sich auf das Bett, dass die Sprungfedern quietschten. »Was sagst du?«
    »Isch will esch.«
    Sein verschlagenes Lächeln erkannte sie wieder. Es war das, mit dem er sie von ganz weit hinten im Zuschauerraum angesehen hatte, und es hatte ihr die Gewissheit gegeben, dass etwas Schmutziges in ihr steckte, tief, ganz tief in ihrem Innern. Es war nichts Oberflächliches, das sie bei der Arbeit im Club aufgelesen hatte.
    »Du willst – was?«
    Sie knirschte mit den Zähnen.
    »Sag’s. Sag, was du willst.«
    »Ich will, dasch du mich ficksch.«
    »Sag: ›Kelvin, ich will, dass du mich fickst.‹«
    »Ich will, dasch du mich ficksch, Kelvin.«
    »Nein. Richtig. Sag: ›Kelvin, ich will unbedingt, dass du mich fickst.‹ Und leck dir dabei die Lippen. Ganz wie früher.«
    Sie hielt seinem Blick stand. Unter ihren Rippen fing das Zittern an. »Kelvin.« Sie schob die Zunge zwischen die Lippen. Bewegte sie zittrig hin und her. »Ich will unbedingt, dasch du mich ficksch.«
    Er zog seine Stiefel aus und stellte sie zur Seite. Er stand auf, knöpfte die wasserdichten Leggings auf und warf sie auf den Boden. Er öffnete den Reißverschluss seiner Jeans und streifte sie herunter. Er trug nichts darunter. Keine Unterhose. Sie sah seinen roten Hodensack und den baumelnden Penis unter dem karierten Hemd. Er ging zur Kommode und wühlte ohne Hast in dem Kram, der dort herumlag. Bitte keinen Tennisball. Bitte nicht das …
    Aber stattdessen riss er eine Kondompackung auf. Sie folgte ihm mit ihren Blicken, als er zurückkam und sich auf die Bettkante setzte. Er war nicht dumm; er würde keine Spur hinterlassen. Das hatte er auch bei Lorne nicht getan.
    Er begann, an ihrer Hose herumzufummeln. Sie rührte sich nicht – sie konnte es einfach nicht. Als er den Reißverschluss aufbekommen hatte, zog er ihr die Jeans herunter und riss den Slip gleich mit. Sie biss die Zähne fest zusammen und versuchte, alle ihre Gedanken zu einem festen, harten Knoten im Zentrum ihres

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