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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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sie erinnerte sich, dass die Gloucester Docks nicht einmal eine Meile weit vom Rotlichtbezirk Barton Street und Midland Road entfernt waren. Ob Kelvins »Freund vom Militär« das Foto von dem Leichenberg im Irak gemacht hatte? Und was – was – würde auf dem Boot sein? Ihre Hand wanderte immer wieder zu der Tasche mit ihrem Telefon; sie wollte Ben anrufen, denn ganz gleich, wie sie sich das Hausboot vorstellte, immer sah sie ölige Kringel von Blut auf dem Wasser davontreiben. Sie wollte ihm sagen, er solle vorsichtig sein und warten, bis sie da wäre.
    Sally blinkte links und bog in Isabelles lange Einfahrt ein. Zoës Telefon klingelte, und sie erschrak und riss es aus der Tasche. Es war Ben. »Alles okay bei dir?«
    »Ja.« Er klang gehetzt. Erregt. Sie hörte, dass er zu Fuß unterwegs war. Der Verkehr, der an ihm vorbeirauschte, klang nach einer städtischen Hauptstraße. »Aber, Zoë, wo bist du? Bist du schon losgefahren?«
    »Ich hole nur noch meine Nichte ab. In fünf Minuten bin ich bei meinem Wagen, und dann fahre ich los.«
    »Nein. Komm nicht nach Gloucester.«
    »Was?«
    »Er ist nicht hier.«
    »Scheiße.« Enttäuscht ließ sie sich auf dem Sitz zurücksinken und warf Sally einen Seitenblick zu, als sie durch die Zufahrt holperten. »Nicht da«, sagte sie leise. »Nicht da.«
    »Wieso nicht?«
    »Wieso nicht, Ben?«
    »Das Unterstützungsteam aus Gloucester hat die Tür eingetreten. Sein Kumpel war an Bord, voll wie hundert Russen, aber er hat Kelvin seit Wochen nicht gesehen. Der Kahn war nicht mal in der Nähe von Bath; er hat Gloucester seit über einem Jahr nicht mehr verlassen, und das hat der Hafenmeister bestätigt. Also bin ich noch mal zu der Sache mit dem Telefon zurückgekehrt. Du weißt doch, ich konnte über sein Mobiltelefon nichts in Erfahrung bringen, weil ich dazu eine Vollmacht vom Superintendent brauchte. Na ja, jemand bei British Telecom schuldete mir noch einen Gefallen, und …«
    »Und?«
    »Burford hat heute Mittag mehrmals eine Nummer in Solihull angerufen. Wie sich rausstellt, wohnt da seine Schwester.«
    »In Solihull? Das dauert – wie lange – vierzig Minuten, um hinzukommen, wenn man über die …«
    Sie brach ab. Sally fuhr langsamer, und die Scheinwerfer hatten einen Wagen erfasst, der nachlässig schräg vor ihnen in der Zufahrt parkte. Einen Land Rover.
    »Das ist komisch«, fing Sally an. »Ich dachte, Isabelle wäre nicht da …«
    »Stopp!«
    Sally trat hart auf die Bremse. Sie starrte durch die Frontscheibe auf den schlammbespritzten Land Rover. Zoë gab ihr hektische Winkzeichen. »Zurück.« Sie drehte sich um und schaute aus dem Heckfenster. »Zurück. Mach schon.«
    Sally rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang, und der Wagen schoss ruckartig zwanzig Meter zurück und rumpelte über Schlaglöcher und Grasbankette. Bens Stimme kam blechern aus dem kleinen Telefonlautsprecher. »Zoë? Was ist los?«
    »Da rein. Fahr da rein . Schnell.«
    Sally holperte noch zehn Meter weiter zurück und bugsierte den Wagen hinter eine Reihe Lorbeerbüsche. Sie stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Zoë beugte sich vor und spähte die Zufahrt hinunter.
    »Zoë?«
    Wie betäubt hob sie das Telefon hoch. Eine gehörige Ladung Adrenalin ballte sich in ihrer Brust zusammen. »Ja.«
    »Alles okay?«
    »Mit uns ja«, sagte sie dumpf. »Aber hör zu. Ich glaube wirklich nicht, dass Kelvin in Solihull ist.«

43
    Das Haus der Sweetmans war groß – eine viktorianische Monstrosität, dreigeschossig und mit einem Türmchen auf dem Dach. In einigen Parterrezimmern brannte Licht, und ein Fenster stand offen. Zoë lehnte sich aus dem Beifahrerfenster und nahm sämtliche Details in sich auf. »Isabelle kennt Kelvin nicht.« Sie drehte das Fenster hoch und sah ihre Schwester an. »Oder?«
    »Nein.«
    »Tja, aber das ist ein Land Rover. Das ist das Kennzeichen, das ich heute Nachmittag vom Polizeicomputer bekommen habe.«
    Sally suchte ihr Telefon. Sie war blass geworden. »Isabelle kennt er nicht, aber Millie.«
    »Er kennt Millie ? Woher?«
    Sie drückte eine Kurzwahltaste und hielt das Telefon ans Ohr. »Sie war mal nachmittags bei seinem Haus.«
    »Was zum Teufel hatte sie da zu suchen?«
    »Sie ist einmal mitgekommen, als ich bei David gearbeitet habe, aber Kelvin kannte sie vorher schon. Sie und die andern sind früher öfters zu ihm gegangen. Ich glaube, sie haben ihn geärgert. Peter und Nial und Sophie und Millie. Und Lorne wahrscheinlich auch. Sie haben

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