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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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hab ich mir den Kopf zerbrochen. Und ich kann mich wirklich an nichts erinnern, das bei diesem Gespräch merkwürdig gewesen wäre.«
    »Okay. Darf ich diesen Katalog behalten?«
    »Selbstverständlich – bitte. Alles, was Sie wollen.«
    »Eins noch, dann bin ich weg. Was halten Sie von Lorne? Glauben Sie, sie war eine von denen, die da landen, wo sie dann landen, wie Sie vorhin sagten? Hatte sie diesen Hunger ?«
    Die Geschäftsführerin lachte kurz. »Ob sie diesen Hunger hatte? Mein Gott. Ich glaube, in den letzten zwei Jahren ist kein Mädchen durch diese Tür gegangen, das es schlimmer erwischt hatte.«

25
    David Goldrab sagte etwas in die Gegensprechanlage, gab das Tor frei und befahl Jake, vor dem Haus zu parken, durch die vordere Tür – die offen sei – hereinzukommen und im Flur zu warten. Dann verschwand er nach oben ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Kaum hatte er das Büro verlassen, wählte Sally auch schon mit zitternden Fingern Millies Nummer. Sie stand am Fenster, als der Ruf aufgebaut wurde, und beobachtete, wie Millie auf dem Rasen stirnrunzelnd auf ihr Handy hinunterschaute. Anscheinend überlegte sie, ob sie den Anruf ignorieren sollte, aber dann hielt sie das Telefon doch ans Ohr.
    »Ja, was denn?«
    »Er ist uns gefolgt. Er ist hier.«
    »Wer?«
    »Der Kerl mit dem Jeep. Jake. So heißt er. Jake.«
    Millie schrak hoch. Sie sprang auf und blieb einen Moment lang halb erstarrt stehen, ohne zu wissen, wohin sie jetzt gehen sollte.
    »Es ist okay.« Sally schlich sich zur Tür und schob den Kopf durch den Spalt, um durch den Korridor zu spähen. Die Eingangshalle konnte sie gerade noch sehen, ein großes, von einer Galerie umgebenes Atrium mit einer zentralen Treppe aus Granit und Marmor und mit schwarzweißen Fliesen auf dem Boden. Jake stand in der Nähe der Haustür. Sein ebenholzschwarzes Haar war stachlig gegelt. Seine zerrissene Jeans und das T-Shirt brachten seine Muskeln und die straffen Konturen seines Bauches zur Geltung.
    »Er ist im Haus«, flüsterte sie ins Telefon. »Keine Sorge, er ist vorn in der Eingangshalle. Er kann dich nicht sehen.«
    Sie drückte das Telefon an die Brust und lehnte sich vorsichtig zur Tür hinaus, um ihn zu beobachten. Jetzt, da er nicht in seinem Wagen saß, wirkte er kleiner und sehr viel weniger selbstbewusst. Er beugte sich immer wieder ein bisschen vor und verrenkte den Hals, um die Treppe hinaufzuspähen, wo David verschwunden war.
    Sally wich wieder ins Büro zurück. »Ich weiß nicht, was er will«, zischelte sie. »Es ist verrückt – vielleicht ist er ja nur hier, weil er zu David will. Geh und versteck dich irgendwo – zwischen den Bäumen, wo er dich von der Rückseite aus nicht sehen kann. Ich ruf dich wieder an, sobald ich etwas weiß.«
    Das Geräusch einer Tür, die oben geschlossen wurde, hallte die Treppe herunter. Sally beendete das Gespräch und sprang von der Tür weg. Jake war noch in der Halle; er zog seinen Gürtel straff, drückte die Schultern zurück und beobachtete David, der auf der Galerie entlangging.
    »Jake! Jake the Peg!« David lächelte strahlend von oben herunter. Er trug ein gut geschnittenes weißes Hemd über einer Jeans. Auf bloßen Füßen kam er die Treppe heruntergetappt und breitete die Arme aus, als begrüße er einen langvermissten Freund. Vor den letzten paar Stufen machte er halt und setzte sich so, dass er ein kleines Stück oberhalb von Jakes Augenhöhe blieb und Jake zu ihm aufschauen musste. »Es ist schon ewig lange her. Wie läuft’s denn so? Was macht das Extrabein?« Er legte die Hände zwischen seine Beine und deutete pantomimisch einen Riesenphallus an. »Immer noch gut unterwegs, ja? Findet immer neue Freundinnen?«
    »Ja, ja.« Jake nickte nervös. Er verschränkte die Arme fest vor der Brust und klemmte die Hände unter die Achseln. »Alles im Grünen. Bisschen Leerlauf. Hatte da einen geschäftlichen Vorschlag und dachte, ich spring mal vorbei. Rede mit Ihnen drüber.«
    »Ja, ich hab dich ›vorbeispringen‹ sehen. Ich will ehrlich sein – ich war ein bisschen verblüfft, dass du denkst, ich hätte am Tor noch denselben Code wie vor sechs Monaten. Ich fand’s ein bisschen respektlos, aber … du weißt ja, wie ich bin. Niemals lange über die Dinge grübeln. Ich dachte mir, wenn du an meinem Tor meinen Code eingibst, nachdem du mich so lange nicht gesehen hast, dann heißt das, dass du dich bei mir einfach wohlfühlst.« Er holte einen Zahnstocher aus der Tasche und fing an, sich

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