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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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können. Wenn jemand hereinkommt und ich denke, yeah, in dem Menschen brodelt es, dann weiß ich, ich habe einen Gewinner.«
    »So war Lorne aber nicht?«
    »Nein. Glamourfotos, vielleicht, aber für den Laufsteg taugte sie nicht. Niemals.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    »Ja.«
    »Und wie hat sie reagiert?«
    »Sie war entsetzt. Aber das passiert dauernd: Die Mädels kommen ganz hoffnungsvoll her und sind am Boden zerstört, wenn sie nicht genommen werden.«
    »Und Mrs. Wood? Was war ihre Reaktion?«
    »Oh, Erleichterung. Sie würden sich wundern – das erlebe ich öfter als alles andere. Mütter halten ihre Töchter bei Laune, aber sie sind hellauf begeistert, wenn jemand anders ausspricht, was sie insgeheim schon die ganze Zeit gedacht und nur nie über die Lippen gebracht haben. Die Mädels selbst wiederum …« Sie schüttelte kurz den Kopf. »Selbst wenn man es ihnen immer und immer wieder sagt, wollen manche es nicht hören. Es ist eine Art Hunger – es frisst an ihnen. Sie akzeptieren kein Nein. Sie haben nur eins im Kopf: Sie wollen sich selbst auf irgendeiner Hochglanzseite sehen. Um die mache ich mir Sorgen. Das sind die, die irgendwann da enden, wo sie eigentlich nicht hinwollten.«
    »Da, wo sie nicht hinwollten?«
    Die Geschäftsführerin zog die Stirn kraus. »Ja … Sie wissen doch, was ich meine.«
    Zoë schaute ihr fest in die Augen. Einen Moment lang hatte sie den Eindruck gehabt, die Betonung in diesem Satz habe auf »Sie« gelegen. Wie in: Sie, DI Benedict, wissen doch genau, wovon ich rede. Tun Sie also nicht so . Unwillkürlich wollte sie eine Erklärung, und fast hätte sie gefragt: »Wie zum Teufel meinen Sie das?« Aber sie bremste sich. Dieses Mädel war höchstens zwanzig. Diese Frau konnte unmöglich wissen, was vor all den Jahren passiert war.
    »Und«, fragte sie in gleichmütigem Ton, »was tun Sie bei so einem Mädchen, das sich nicht davon abbringen lässt?«
    Die Geschäftsführerin nahm einen kleinen Stapel Visitenkarten aus einem Plastikhalter auf einem der Tische. Sie zog eine Karte heraus und gab sie Zoë. »Wir sagen ihnen, sie sind besser beraten, wenn sie Glamour-Aufnahmen machen, und geben ihnen eine von denen hier. Wollen Sie eine?«
    Zoë nahm die Karte und betrachtete sie. Sie war geformt wie ein Lippenpaar, und die Aufschrift lautete: »Holden’s Agency. Hier werden Träume wahr.« »Und haben Sie Lorne auch eine gegeben?«
    Die Geschäftsführerin fuhr mit dem Zeigefinger unter ihrem Rollkragen entlang und überlegte. »Das weiß ich nicht mehr«, sagte sie nach einer Weile. »Wahrscheinlich nicht, weil ihre Mum dabei war. Aber ich erinnere mich nicht genau.«
    »Sie hat nicht einfach eine mitgenommen?«
    »Kann sein. Ich kann es wirklich nicht sagen.«
    Zoë schob die Karte in ihre Brieftasche. Nachdenklich nippte sie an ihrem Wasser und starrte hinüber zu den Fenstern des Kaufhauses auf der anderen Straßenseite. Irgendetwas plagte sie, etwas, das sie gesehen hatte, oder etwas, das die Geschäftsführerin in den letzten zehn Minuten gesagt hatte. Es fiel ihr nicht ein. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch. »Von einem Freund hat Lorne nicht gesprochen, oder? Hat sie irgendwann, als sie hier war, Namen erwähnt?«
    »Nein. Nicht, soweit ich mich erinnere.«
    »Haben Sie einen Katalog? Von Ihren Models?«
    »Natürlich.« Sie zog eine Schublade auf und zeigte Zoë einen Stapel Broschüren mit pinkfarbenem Umschlag und einen Kasten mit pinkfarbenen Speichersticks. Auf allen stand der Name »Zebedee Juice« in Limettengrün. »Hardcopy oder Stick?«
    »Eine von denen genügt schon.« Sie nahm eine der Broschüren. »Ich möchte nur nachsehen, ob Sie Models mit den Initialen › RH ‹ haben.«
    » RH ?« Während Zoë durch den Katalog blätterte, saß die Geschäftsführerin mit dem Daumen im Mund da und starrte zur Decke, und im Geiste ließ sie ihre Klienten Revue passieren. Als Zoë am Ende angekommen war, schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nicht mal mit wirklichem Namen.«
    »Mitarbeiter?«
    »Nein. Da gibt’s ja nur mich. Und Moonshine, die nachmittags kommt. In Wirklichkeit heißt sie Sarah Brown.«
    »Und sonst fällt Ihnen nichts ein, das Ihnen im Zusammenhang mit Lorne Wood im Gedächtnis geblieben ist? Irgendetwas, von dem Sie annehmen, es könnte wichtig sein? Jemand, von dem sie gesprochen hat?«
    »Nein. Ich hab drüber nachgedacht. Seit ich die Nachrichten gesehen und zwei und zwei zusammengezählt hab – seit ich weiß, dass dieses Mädchen hier war,

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