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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Raum zum Atmen, Raum zum Leben, Raum zum Schlafen. So viel Platz, dass du nicht begrabscht und bepisst wirst von deinem Dreckstück von Bruder. Dazu sind Sie hier, Sally. Um meinen Lebensraum zu organisieren und dafür zu sorgen, dass er so bleibt. Friedlich. Frei von menschlichem Müll.«
    Der Pulsmonitor hatte seine Daten überspielt. David studierte sie eine Zeitlang. Dann schaltete er anscheinend zufrieden den Laptop ab.
    »’türlich«, sagte er und blickte kurz zu ihr auf, »wenn es nach mir ginge, hätte ich eine Frau in meinem Leben, ein kleines Ding mit goldenen Haaren und dicken Titten, mit einem Kopf für Zahlen und einem Problem in der Abteilung Nymphomanie. Aber ich kenne die Frauen. Die meisten von euch haben nur eins im Sinn, und das fängt nicht mit S an. Also, Sally, kommen Sie her und setzen Sie sich.« Er zog einen Stuhl zu sich heran und vor den Computer. »Kommen Sie her, damit ich Ihnen zeigen kann, was Sie tun sollen.«
    Sally setzte sich neben ihn. Er roch ganz leicht nach Schweiß und Aftershave, und sie konnte nicht aufhören, an die Frauen auf dem Balkan zu denken und sich zu fragen, ob er denen auch die Geschichte seines Lebens erzählt hatte.
    »So …«, er wedelte mit der Hand und deutete ins Zimmer, »… das hier ist Tracy Island, das Nervenzentrum von Goldrab Enterprises. Wir sitzen in der Personalabteilung. Das da drüben ist der Teil, der Geld macht.«
    Er zeigte auf einen Schreibtisch mit Bergen von Akten und einem weiteren Computer. Daneben stand ein Aktenschrank, und darüber war ein großer Monitor angebracht, der die Zufahrt zeigte, wie die Überwachungskamera vor dem Haus sie aufnahm. Einmal hatte sie beim Putzen hier einen Stapel Unterlagen auf dem Aktenschrank liegen sehen. Sie hatte nicht allzu genau hingeschaut, aber sie erinnerte sich an Rechnungen in einer fremden Sprache. Der Name Priština war ihr ins Auge gefallen. Damals hatte sie gedacht, es sei der Name einer Stadt in Russland, aber wenn sie jetzt an das dachte, was Steve gesagt hatte, lag sie vermutlich im Kosovo.
    »Sally, ich möchte nicht, dass Sie nach Hause fahren und denken, ich traue Ihnen nicht, denn das tue ich natürlich. Aber ich weise Sie darauf hin, dass meine Arbeit vertraulich ist. Und ich ziehe es vor, dass es so bleibt. Mit anderen Worten, wenn ich Sie dabei erwische, dass Sie hier herumschnüffeln, schieße ich Ihnen ihr verdammtes Auge aus dem Kopf.« Er lächelte fett und vergnügt, als er ihre Reaktion sah. »Ein Witz. Noch ein Witz . Mein Gott, die Humorfee ist aber heute Morgen wirklich noch nicht da gewesen, was? Also – auf diesem Computer habe ich die Daten für das Haus. Sehen Sie? Hier werden Sie arbeiten. Sie geben Rechnungen ein und Empfangsquittungen. Das ist keine Raumfahrtwissenschaft. Sie lassen sich Kostenvoranschläge geben, organisieren die Handwerker. Versuchen Sie nur, es so hinzukriegen, dass alle am selben Tag kommen, damit ich nicht jeden Morgen rumlaufe und denke, ich muss mir zügig ’ne Unterhose anziehen, weil der blöde Klempner gleich kommt.«
    »Okay«, sagte sie leise.
    »Und lächeln Sie, verdammte Scheiße. Verziehen Sie den Mund mal zu einem Scheißlächeln. Das ist ja, als hätte man einen geprügelten Hund vor sich, wenn man Sie so ansieht …«
    Er brach ab, sprang ruckartig auf und starrte auf den Überwachungsmonitor an der Wand. »Heilandssack«, murmelte er. »Dieser miese kleine Arschkriecher.«
    Draußen auf der Zufahrtsstraße stand ein kleiner japanischer Jeep in Lilametallic mit einem chromglänzenden Kuhfänger. Sally starrte ihn an. Der Dealer von der Kingsmead School? Unmöglich. Hier bei David Goldrab? Als ob er ihnen gefolgt wäre? Das Fenster öffnete sich, ein Arm streckte sich heraus, und ein Finger tippte auf das Tastenfeld. Er war es. Sie erkannte die Frisur und die Sonnenbräune. Sie fuhr herum und starrte aus dem Fenster. Millie war auf dem Rasen. Vielleicht hatte sie die Fasane schon gesehen, vielleicht interessierte sie sich überhaupt nicht für sie, jedenfalls lag sie aus irgendeinem Grund auf dem Bauch im Gras, hielt ihr Telefon in der Hand und war in eine SMS oder ins Internet vertieft, vielleicht mit einem Update ihrer Facebook-Seite beschäftigt. Sally stand auf und zögerte; sie wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sollte sie durch die Küche hinausrennen und rufen, oder sollte sie ihr Handy benutzen?
    Der Mann auf dem Monitor war immer noch dabei, Zahlen einzutippen, aber offensichtlich kannte er den Code nicht, denn das

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