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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Der Letzte ist der größte Akteur von allen. In den späten neunziger Jahren hat er Kommandosoldaten des Special Boat Service benutzt, um scheußliches Material ins Land zu schmuggeln. Hat den Spezialkräften einen Tausender pro Einsatz dafür gezahlt, dass sie mit einer Barkasse in Poole landeten und an einem der Millionärsanleger bei Sandbanks festmachten. Das Dezernat für Organisiertes Verbrechen bei der Metropolitan Police hat ihn auf dem Radar, das Dezernat für Internetkriminalität sowieso, und sogar die Sonderermittler der Finanzbehörde haben ihm schon eine Abreibung verpasst. Aber der Junge ist glitschig wie ein Aal. Sie kriegen ihn einfach nicht zu fassen.«
    »Okay. Wie heißt der?«
    »Goldrab.«
    »Goldrab?«
    »Richtig. David Adam Goldrab.«

2
    Es war heiß im Büro. Der Drucker schnurrte immer noch und spuckte ein heißes Blatt nach dem andern aus. Zoë starrte die Namen an und versuchte sie zu zwingen, etwas zu bedeuten, ihr irgendetwas zu vermitteln. Marc Rainer, Jo Gordon-Catling, Richard Rose, David Goldrab. »Na los, London Tarn«, brummte sie. »Welcher von denen bist du?«
    Die Dokumentation enthielt nichts, was ihr weiterhalf. Sie brauchte ein Gesicht, das sie mit den Details verbinden konnte. Aber bis die versprochenen E-Mails kämen, konnte eine Ewigkeit vergehen. Sie schob ihren Stuhl zurück, wanderte in die Küche am Ende des Korridors und schaltete den Wasserkocher ein. Während sie wartete, stand sie am Fenster und schaute müßig hinunter auf den Parkplatz. Streifenwagen fuhren ein und aus, und Fußgänger kamen und gingen. London Tarn wiederfinden, nach all den Jahren? Sie wusste nicht, wie ihr das gefiel.
    Sie wollte sich vom Fenster abwenden, als sie einen Officer und einen halbwüchsigen Jungen in Schuluniform über den Vorplatz gehen sah. Sie legte die Stirn ans Fenster. Diesen strohblonden Haarschopf kannte sie. Es war Peter Cyrus, Millies Freund. Stirnrunzelnd schaltete sie den Wasserkocher aus und ging hinaus in den Korridor. DC Goods kam aus der Einsatzzentrale und überflog eine Aktennotiz.
    »Goodsy?«
    Er hob den Kopf. »Hmm?«
    »Einer von Ralph Hernandez’ Freunden ist im Gebäude. Peter Cyrus. Irgendeine Ahnung, weshalb?«
    Er legte den Kopf schräg. »Wissen Sie es nicht?«
    »Weiß ich was nicht?«
    »Von dem Überwachungsvideo?«
    »Von welchem Überwachungsvideo?«
    »Ich dachte, das weiß jeder.«
    »Wahrscheinlich weiß es auch jeder. Bloß ich nicht. Sie wissen doch …« Sie tippte sich an die Stirn. »Ich hab hier ein Schild. ›Wichtige Informationen? Mir bitte auf jeden Fall zuletzt mitteilen.‹«
    Er zuckte nachsichtheischend die Achseln. »Ben hat ein Team durch die Pubs ziehen lassen. In denen Hernandez mit seinen Kumpels getrunken hat?«
    »Jaaa?«, sagte sie vorsichtig.
    »Na, er war da nicht. Keiner von denen war da. Wir haben Stammgäste und Personal befragt, und die haben Kassenbons und Überwachungsvideos kontrolliert. Sie haben alle gelogen.«

3
    Zoë konnte Peter Cyrus nirgends entdecken, aber sie fand Nial Sweetman, der missmutig zusammengesunken am Empfang saß. Sie sah ihn durch die Glastür, als sie den Korridor herunterkam, und sein Gesicht sprach Bände: Er wäre überall lieber gewesen als hier. Nial hob den Kopf, als er hörte, wie die Tür aufging, und als er sah, dass sie es war, leuchtete ein matter Hoffnungsschimmer auf seinem Gesicht auf. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin nicht die, die dich vernimmt. Tut mir leid.«
    Er sackte wieder zusammen, stützte die Ellenbogen auf die Knie und starrte auf den Boden. Zoë warf einen Blick hinüber zum diensthabenden Sergeant am Empfang. Er telefonierte und starrte dabei aus dem Fenster, ohne sie zu beachten. Sie blieb mit verschränkten Armen neben Nial stehen, beobachtete den Sergeant von der Seite und sprach leise aus dem Mundwinkel.
    »Ich darf eigentlich gar nicht mit dir reden. Ich könnte ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Und dich könnten sie wegen Behinderung der Ermittlungsarbeiten drankriegen.«
    »Ich weiß«, brummte er. »Das hat mein Dad schon gesagt.«
    »Warum zum Teufel hast du das getan?«
    Nial zuckte die Achseln. »Weil er ein Kumpel ist? Weil ich dachte, es ist eine gute Idee. Das werde ich sagen. Dass es meine Idee war.«
    »War es denn deine?«
    »Natürlich«, sagte er ausweichend. »Und das wird auch Ralph sagen. Und Peter.«
    »Du weißt, dass ihr ganz schön in der Scheiße sitzt.«
    »Er ist mein Kumpel«, sagte er erbittert. »Auf einen Kumpel passt

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