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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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freundliches Gespräch mit meinem Freund, der so gern Whisky trinkt. Jetzt ist er gerade dabei, dem Engländer höchst offiziell den Wagen auseinanderzunehmen. Der Engländer platzt fast vor Wut, was ihm aber wenig nützt. Offenbar hat Whisky doch seine Vorteile.«
    »Das kann sogar sehr nützlich sein«, sagte ich nachdenklich. »Wenn dein Whiskyfreund gründlich genug sucht, findet er vielleicht sogar Waffen. Das würde er doch bestimmt nicht gern sehen, oder?«
    »Das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen«, stimmte Byrne fröhlich zu. »Und ebnet nicht die Pfade des Gesetzesbrechers.« Er lachte, als er mein Gesicht sah. »In der Bibel steht viel Kluges.«
    Vom Rücksitz meldete sich eine Stimme. »Wovon redet ihr?« wollte Billson wissen. »Was war das für ein Mann in der Stadt?«
    »Irgendein Mann«, sagte Byrne. »Hat vielleicht gar nichts mit Kissack zu tun. Aber ich geh gern auf Nummer Sicher.«
    Ich sagte: »Mach dir keine Sorgen, Paul.«
    Die Piste war schlecht und wurde stetig schlechter. Hin und wieder rumpelten wir an einem Dorf mit dem unvermeidlichen Palmenhain vorbei; offenbar gab es unter den hochragenden Felsmassen des Kaouar-Gebirges Wasser, aber sich durch die Anlage von besseren Pisten das Leben leichter zu machen, war den Dorfbewohnern wohl nicht eingefallen.
    Wir bewegten uns den ganzen Tag vorwärts, aber nicht nur die Fahrspur wurde immer schlechter, sondern auch das Wetter. Wind kam auf, der den Sand wie einen Dunst, der die Sonne trübt, in die Luft trieb, und Staub drang überall in den Wagen ein. Auch hier erwies sich der Tuareg-Schleier wieder einmal als äußerst praktisch; enger schlang ich mir die Tuchbahnen ums Gesicht.
    Das Unheil ereilte uns am späten Nachmittag. Aus den hinteren Bereichen des Wagens drang ein mahlendes Geräusch, und mit Bocksprüngen kam der Toyota im weichen Sand zum Stehen. »Verdammter Hyänenmist«, sagte Byrne. »Da muß was mit der Kurbelwelle sein.«
    Wir stiegen aus und sahen uns den Schaden an. Die Hinterräder waren bis fast zu den Achsen in den feinen Sand eingesunken, es würde, selbst wenn die Kurbelwelle heil war, eine Heidenarbeit sein, den Wagen wieder freizukriegen. Und wenn die Kurbelwelle hin war, steckten wir wohl für alle Zeiten fest. Byrne schien sich nicht allzu viele Sorgen zu machen; er kramte zwei Wagenheber aus den unauslotbaren Tiefen des Toyota-Laderaums hervor und legte sie in den Sand. »Nun artet unser Ausflug in harte Arbeit aus«, sagte er. »Holt mal die Sandleitern vom Dach.«
    Ich machte mit Paul die Sandleitern los, und Byrne sah Paul nachdenklich an. »Tust du mir einen Gefallen?« fragte er.
    »Klar. Was denn?«
    »Steig auf die Anhöhe dahinten und halt die Augen offen. Wenn du Leute kommen siehst, gibst du Zeichen.«
    Pauls Blick fiel auf Konti. »Könnte er das nicht besser?«
    »Ich brauch Konti hier unten«, sagte Byrne.
    »Ich geh schon«, sagte Paul und lief die Spur zurück.
    Byrne lachte. »Niemand hält so scharf Ausguck wie Paul. Denn niemandem ist die eigene Haut so teuer wie ihm.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich halte meine Haut auch für ziemlich wertvoll.«
    Eine Stunde später wußten wir genau, wie schlimm es um uns stand, und zwar sehr schlimm. »Das Differential ist völlig im Arsch«, sagte Byrne. »Kein Wunder, daß es Töne von sich gegeben hat wie die Kaffeemühle bei meinem Alten damals zu Hause in Bar-Harbor. Die hat auch nie eine verdammte Kaffeebohne kleingekriegt.«
    Ich betrachtete finster den aufgebockten Toyota. »Wie kommen wir nun weiter? Wieder mal zu Fuß?«
    »Ein Stück voraus liegt ein Ort namens Seguedine. Etwa zehn Kilometer. Viel ist da nicht zu finden, aber vielleicht ein Kamelgespann, das uns rauszieht.«
    »Und dann? Das Differential ist hin. Eine Werkstatt gibt's wohl nicht in Seguedine?«
    Byrne lachte. »Kaum. Aber ich hab' ein Ersatzdifferential im Wagen. Die Mistdinger gehen immer kaputt, da hab' ich's mir angewöhnt, immer eins als Reserve mitzunehmen. Aber ich möchte gern unter ein Dach kommen, ehe ich's auswechsle. Wird bis zum Abend ganz schön stürmisch werden, und der verdammte Sand dringt überall ein. Das ist schlecht für ein Differential.«
    »Also gut. Wer marschiert los? Ich kann die Sprache nicht.« Byrne grinste. »Ich hab' schon vor einer halben Stunde Konti losgeschickt. Ich wußte, was ich unterm Wagen zu sehen bekommen würde.«
    Ich sah mich um und tatsächlich. Konti war weg. Aber nun stürzte Billson außer Atem die Anhöhe herab. »Da

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