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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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bemerkte ich, daß einer von Lashs Freunden verschwunden war.
    Lash und der zweite Mann stiegen in den Wagen und starteten. Ich flüsterte Byrne zu: »Wo ist der andere Spitzbube?«
    »Der ist über den Hügel gegangen – und ich weiß auch, warum.«
    »Dann sag's doch schon.«
    »Nicht, weil er vor Fremden schüchtern ist«, sagte Byrne ironisch. »Ich schätze, daß er zurückläuft, um Kissack zu stoppen. Der Rangerover wird nicht mehr weit weg sein.«
    Ja, so konnte es sein. Lash konnte nicht daran gelegen sein, daß wir Kissack sahen. Ich sagte: »Sprich nicht über Lash, solange er uns abschleppt, sonst dreht Paul durch.«
    »Ich halte mich zurück«, sagte er. Dann rief er: »Paul, du übernimmst die eine Seite, Max die andere. Wenn du siehst, daß wir absacken, schreist du!« Dann setzte er sich ans Steuer und gab Lash ein Zeichen. Der Wagen zog an.
    Es lief alles glatt. Lashs Wagen war kräftiger, als er aussah, und zog uns mühelos aus dem Sand. Die eine Sandleiter überstand den Kraftakt allerdings nicht. Byrne schmiß das verdrehte Stück Schrott weg. Als wir das Werkzeug aufsammelten, das noch herumlag, kam auch der verschwundene Mann im Laufschritt wieder über die Piste heran. Er sah unsere Blicke und machte sich umständlich den Hosenschlitz zu. Byrne warf mir einen Blick zu und grinste sich eins.
    Und so schleppte uns der Mann, der uns töten wollte, nach Seguedine ab. Der Ort hatte nicht viel zu bieten, aber wir entdeckten eine Ruine, von der noch drei Mauern und ein verfallenes Dach erhalten waren, und das reichte uns, um den Toyota vor dem Wind zu schützen. Lash half uns sogar, den Wagen zwischen die Mauern zu schieben. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Lash, »bleib ich ebenfalls über Nacht hier. Vielleicht kann ich Ihnen beim Reparieren helfen.«
    »Nicht nötig«, sagte Byrne. »Ich komm schon zurecht.«
    Lash lächelte. »Außerdem habe ich wenig Lust, in einen Sandsturm zu geraten. Da kommt man leicht vom Weg ab, und ich hab' das dumpfe Gefühl, daß dergleichen hierzulande böse endet.«
    »Sehr böse«, pflichtete Byrne bei. »Das kann einen das Leben kosten. Wenn Sie bleiben wollen, bleiben Sie; dies ist ein freies Land. Und vielen Dank auch für Ihre Hilfe, Mr. Lash; Sie haben uns aus einer schlimmen Klemme herausgeholfen. Aber es ist wirklich nicht nötig, daß Sie sich die Hände schmutzig machen.«
    Aber Lash half uns trotzdem. Er meinte wohl, es läge in seinem Interesse, uns so schnell wie möglich wieder flottzumachen. Seine Helfershelfer verdünnisierten sich, wohl um Kissack auf dem laufenden zu halten. Eine große Hilfe war Mr. Lash allerdings nicht, und seine Rolle beschränkte sich darauf, Werkzeug zuzureichen, wenn er darum gebeten wurde; viel mehr leistete freilich auch ich nicht – Byrne hätte die Reparatur leicht allein bewältigen können. Trotz seiner vorgeblichen Abscheu gegenüber Stinkpötten war er doch Amerikaner genug, um sich damit auszukennen.
    Paul ging derweil rastlos auf und ab. Einmal, Lash schien nicht in der Nähe zu sein, sagte Byrne begeistert zu Paul: »Dieser Lash ist wirklich ein patenter Kerl, findest du nicht? Ich meine, wie er uns da aus dem Sand gezogen hat und uns hilft, und überhaupt.«
    »Ja«, sagte ich, »wirklich ein guter Samariter, Paul.« Ich sah Byrne über die Schulter; Lash trat langsam aus dem Schatten heraus. Ich hätte gern gewußt, ob Byrne wußte, daß Lash hinter ihm stand und lauschte. Sicher hat er es gewußt.
    Wir arbeiteten im Schein von Notlampen und wurden erst spät am Abend fertig. Dann räumten wir auf und bereiteten uns ein Abendessen, und da endlich tauchte auch Konti wieder auf. Byrne sprach kurz mit ihm, dann sagte er zu mir: »Konti ist die ganze Strecke zu Fuß gegangen, hat aber niemanden gesehen. Dann ist er noch einmal die Piste zurückgegangen, auch ohne Erfolg. Diese Teda sind wirklich verrückt aufs Spazierengehen.«
    Lash spendierte nach dem Essen eine Flasche Whisky. Ich akzeptierte einen kleinen Schluck, Paul ebenfalls, aber Byrne lehnte höflich ab. »Wo sind denn Ihre Freunde geblieben, Mr. Lash?«
    Lash zog die Brauen hoch. »Meine Freunde? Ach, Sie meinen … Nun, die führen mich nur durch die Gegend. Fremdenführer von Beruf.« Ich warf einen Seitenblick auf Byrne, aber der zuckte bei der unverschämten Behauptung nicht einmal mit der Wimper. »Die Herren ziehen ihr eigenes Essen vor«, schloß Lash. Er blickte in die Finsternis um uns. »Was ist das für ein Ort?«
    »Seguedine?

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