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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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im heißen Sand unter einem Feuer Brot gebacken, die Kruste war knusprig und es schmeckte gut, wenn man nichts gegen knirschenden Sand hatte. Atitel übernahm die Führung unserer kleinen Karawane durch das Ödland des Tassili-n-Adscher.
    Das Schlimmste, das uns überhaupt passieren konnte, widerfuhr uns an diesem Nachmittag. Wir bahnten uns einen Weg durch eine ungewöhnlich aufreibende Landschaft. Der Wind hatte hier, weiß der Teufel, aus welchem Grund, die Sandsteinsäulen besonders ungnädig bearbeitet. Durch das immerwährende Raspeln des Flugsandes waren zahlreiche Sandsteinsäulen kurz überm Boden gefällt worden; im Sturz waren sie zerbrochen und zerschmettert. In diesem Trümmergelände kamen wir nur mühsam voran.
    Plötzlich wieherte der von Atitel geführte Esel auf, brach aus und stieß Atitel so heftig in den Rücken, daß er stürzte. Er stieß einen Schrei aus, Byrne rannte zu ihm und stampfte auf den Boden. Ich sprang dazu – eine Schlange. »Hornviper«, sagte Byrne und zertrat mit seiner Ferse den Kopf zu Brei. »Hat den Esel verschreckt.«
    Das Biest hatte weit mehr angerichtet, denn nun saß Atitel da, hielt sich das Bein und stöhnte. Byrne hockte sich zu ihm und untersuchte das Bein. »Ein Bruch«, sagte er tonlos.
    »Und nun?«
    »Nun schienen wir's erst mal.«
    Leicht gesagt, denn außer dem Gewehrlauf führten wir nichts Geeignetes mit. Unerwarteterweise kam Paul auf eine brauchbare Idee. Er pochte gegen einen Kanister am Rücken eines Esels; es klang hohl. »Ist der leer?«
    »Ja. Hörst du doch.«
    »Wir könnten ihn mit Steinen bearbeiten«, sagte Paul. »Plattmachen, versteht ihr. Daraus ließe sich eine Art Schiene formen.«
    »Da haben wir Besseres als Steine«, sagte Byrne. Von einer Eselslast band er das Bündel los, das er mitgebracht hatte, und entnahm ihm einen Hammer und einen Meißel. »Legt den Kanister auf den Boden.«
    Der Widerhall von Byrnes Hammerschlägen erfüllte die Wüste, das Echo sprang von Säule zu Säule, aber schließlich konnten wir Atitels Bein schienen; zuvor packten wir Fetzen einer zerrissenen Dschellabah um den gebrochenen Knochen, und mit Stoffstreifen schnürten wir das sogar einigermaßen formtreu gehämmerte Metall fest. Atitel hatte zu stöhnen aufgehört und verfolgte verwundert, was wir da für ihn fabrizierten.
    Byrne hockte sich zu unserem Verwundeten und begann eine Unterhaltung mit ihm, die sich arg in die Länge zog. »Weiß der Teufel, was jetzt wird«, sagte ich derweil zu Paul, »soviel ich von Byrne gehört habe, sind es immer noch zehn oder zwölf Kilometer bis zu der Stelle, wo der Alte die Maschine gesehen haben will.«
    »Wir gehen weiter.« Pauls Gesicht war hart vor Sturheit.
    »Nimm doch Vernunft an.« Ich wies auf das Trümmerchaos ringsum. »Wie sollen wir uns ohne Führer zurechtfinden? Diese gottvergessene Landschaft ist ja der Grund, warum das Flugzeug bisher nie gesichtet wurde. Da kannst du zehn Meter danebenstehen und merkst es nicht.«
    »Wir gehen weiter«, sagte Paul. »Und wir finden es.«
    Ich schüttelte den Kopf. Byrne sprach immer noch auf Atitel ein. Atitel zeichnete mit dem Finger in den Sand. Ich zuckte die Schultern und half Hami, bei einem Esel, dem ein Kanister das Fell wundgescheuert hatte, das Zaumzeug zu richten.
    Byrne erhob sich vom Boden. »Also: Atitel und Hami kehren zurück. Der alte Mann kann einen Esel reiten, und Hami wird einen zweiten Esel mit Wasser und Essen mitnehmen. Hami bringt Atitel nach Tamrit und holt Hilfe aus Dschanet.«
    »Und wenn sie Lash in die Arme laufen?« sagte ich.
    »Sie wissen über Lash Bescheid. Sie werden ihm aus dem Weg gehen. Hami kennt einen Nebenpfad.« Er lachte auf. »Ich hab' ihnen erklärt, daß es um eine Blutrache geht – das haben sie begriffen.«
    »Und wir?«
    »Wir gehen weiter.« Ich warf einen Blick auf Paul – der grinste. »Wie Atitel behauptet, ist die Landmarke, nach der er sich orientieren wollte, unverfehlbar. Eine riesige Felssäule, fast siebzig Meter hoch und von oben bis zur Mitte gespalten – als ob jemand einen Keil hineingetrieben hätte. Atitel sagt, wir brauchten nur in derselben Richtung wie bisher weiterzumarschieren. In ein paar Stunden müßten wir es sehen.«
    »Und das Flugzeug?« Pauls Stimme tönte schrill.
    »Etwa drei Kilometer nordwestlich von der gespaltenen Säule.«
    Das war riskant. Atitels Vorstellungen von nordwestlich mußten nicht unbedingt mit Byrnes Kompaß übereinstimmen. Und etwa drei Kilometer klang ebenfalls

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