Atemlos
hinunter, vom Flugzeug weg, dann drehte Byrne sich um und sagte: »Aber wie, zum Teufel, hat er es hier hingesetzt?«
Ich sah, was er meinte. Links und rechts von jedem Tragflächenende war nicht mehr viel Spielraum, und vor dem Flugzeug verengte sich der Graben stark: Wäre die Maschine nur noch zwei, drei Meter weitergerollt, hätte es ihr die Tragflächen abgerissen. In diesem Sinne äußerte ich mich.
»Das meine ich nicht«, sagte Byrne. Er kniff die Augen zusammen und blickte forschend über das Terrain ringsum. »Die Maschine steckt in einem verdammten Loch.« Er wies auf die Felswand am anderen Ende des Grabens, wo die Öffnung breiter war. »Aber wie hat er den Apparat in das Loch hineinpraktiziert?« Er schüttelte den Kopf und sah zum Himmel hoch. »Muß ihn runtergebracht haben wie einen Hubschrauber.«
»Ist das möglich?«
»Unwahrscheinlich. Stell's dir so vor. Der Mann hat Probleme. Es ist Nacht und irgendwas klappt nicht, also muß er runter. Er sieht kein verdammtes Stück Boden, seine Landegeschwindigkeit beträgt fast hundert Stundenkilometer. Und trotzdem setzt er das Ding genau hier auf die Räder – auf einen Landeplatz, der einfach unmöglich ist.«
Ich sah mich um. »Kein Wunder, daß es nie gefunden wurde. Wer hätte auch in der Tassili danach suchen sollen? Und wenn, dann nicht an dieser unbegreiflichen Stelle.«
»Holen wir unser Zeug«, sagte Byrne. »Wir schlagen hier unser Lager auf.«
Er sagte Paul Bescheid, dann gingen wir zu unseren Eseln, beluden sie wieder und führten sie zum Flugzeug. Ein Zugang war schwierig zu finden, aber schließlich entdeckten wir eine Felsspalte, durch die wir einen Esel nach dem anderen hinabführen konnten. Wir luden wieder ab und bauten unsere Zelte in dem freien Raum gleich hinter der Luftikus auf. Dann brachten wir die Esel wieder raus, pflockten sie an und überließen es ihnen, sich an der spärlichen Vegetation gütlich zu tun.
Paul hatte unterdessen seine Fassung wiedergefunden, aber seine Augen waren immer noch rot. »Ihr müßt schon entschuldigen«, sagte er.
»Schon gut, Paul«, sagte ich. »Kein Mensch hat eisige Ungerührtheit erwartet.«
Byrne schritt die Entfernung von der Felswand am Grabenende bis zum Leitwerk der Maschine ab. »Nicht mal sechzig Meter«, sagte er. »Ich glaub's immer noch nicht. Ist Paul wieder okay?«
Ich nickte. Ich hob meine Hand und faßte das Leitwerk an. »Sieht aus, als könnte sie jeden Augenblick wieder starten.«
»Du müßtest sie mit einem Kran herausheben«, sagte Byrne. »Und dann auch eine Startbahn bauen. Aber das ist nicht alles. Schau!« Er wies auf das Heckrad, das keine Luft mehr im Reifen hatte. Er trat dagegen, und der Reifen verwandelte sich in einen Haufen Staub. »Das ist der schwache Punkt. Das Flugzeug an sich ist fabelhaft erhalten – Ganzmetall 24 ST Alelad, wie das in den technischen Daten heißt. Dem kann die Wüste nichts anhaben. Auch der Motor wird noch in Ordnung sein, nur das eingetrocknete Öl müßte entfernt werden, dann läuft er wieder wie neu. Aber sämtliche Verkleidungen dürften hin sein, die Dichtungen und alles, was aus Gummi ist. Und etwaige Plastikteile auch. Die frühen Plastikprodukte sollen, wie ich gehört habe, chemisch nicht sehr stabil gewesen sein.« Er seufzte. »Nein, fliegen wird sie nicht mehr. Nie wieder.«
Als Paul zu uns trat, fragte Byrne ihn: »Stört's dich, wenn ich mal einen Blick ins Cockpit werfe?« Paul machte ein verwundertes Gesicht – mit Recht, denn das war das erste Mal, daß Byrne ihn um irgendein Einverständnis fragte. Byrne empfand das wohl auch, er fügte hinzu: »Ich schätze, es ist dein Flugzeug – dein Erbe, Paul.«
Paul schluckte, und in seinen Augen schimmerten wieder Tränen auf. »Nein«, sagte er heiser. »Es stört mich nicht.«
Byrne ging ums Heck, setzte einen Fuß auf die Tragfläche und schwang sich hinauf, um in die Kanzel zu schauen. Das Kanzeldach war zurückgeschoben. »Jede Menge Sand drin!« rief er zu uns herunter.
Ich holte mir derweil meine Kamera aus dem Zelt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Linse gesäubert hatte; das war nicht leicht, denn die Luft war trocken und die statische Elektrizität so stark, daß man sehen konnte, wie die feinen Stäubchen, von der Linse angezogen, auf dem Glas herumsprangen. Ich reinigte die Linse, so gut es ging, dann spulte ich einen Film in die Kamera und machte mich ans Fotografieren.
Byrne war unterdessen ins Cockpit geklettert und fummelte an den
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