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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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ein Flugzeug über verschiedene Routen geflogen, dabei werden die Kompaßweisungen gecheckt, und ein Kompaßabstimmer reguliert die Magnete. Das ist ein Fingerspitzen-Job, eher Kunst als Wissenschaft. Er stellt komplizierte Berechnungen auf, addiert vielleicht auch noch das Datum vom vergangenen Dienstag dazu, dann stellt er für die Restirrtümer, die auch nach Flügen über diverse Teststrecken nicht auszuschalten sind, eine Mißweisungstabelle auf. Ich suche schon die ganze Zeit nach Billsons Mißweisungstabelle und kann sie nicht finden.«
    »Kein Wunder, nach zweiundvierzig Jahren. Worauf willst du nun wirklich hinaus, Luke?«
    »Du kannst deinen letzten Cent darauf verwetten, daß Billson vor dem Wettflug seinen Kompaß genau überprüfen ließ. Sein Leben hing ja davon ab.«
    »Aber der Kompaß hat ihn im Stich gelassen.«
    »Ja – aber erst nach Algier. Und so leicht weicht kein Kompaß um vierzehn Grad ab.«
    Ich starrte ihn an. »Sabotage!«
    »Könnte schon sein. Etwas anderes fällt mir auch nicht ein.«
    English fiel mir ein, der Journalist, der Paul auf die Palme gebracht hatte. »Dieser Gedanke ist bereits einmal aufgekommen«, sagte ich langsam. »Ein Deutscher hat das Rennen gewonnen – ein Nazi. Er selbst kann das zwar nicht verbrochen haben. Aber wenn ein Freund von ihm …«
    »Ich möchte den Kompaß ausbauen«, sagte Byrne. »Ich habe einen Schraubenzieher bei meinem Werkzeug.«
    »Ich hatte mich schon gewundert«, sagte ich. »Hast du das erwartet?«
    »Irgendwas hab' ich schon erwartet. Vergiß nicht, daß da ein Scheißkerl auf der Lauer liegt, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um das Auffinden dieses Flugzeugs zu verhindern.«
    »Ich hol' den Schraubenzieher.«
    Als ich mich auf den Boden fallen ließ, rief Byrne noch: »Sag aber Paul nichts.«
    Paul saß vor der Luftikus auf den Felsen und starrte die Maschine nur so an. Ich ging den Schraubenzieher holen und verbarg ihn in den Falten meiner Gandura, als ich wieder zur Maschine kam. Der Kompaß wurde von vier Schrauben gehalten. Die erste Schraube, an der Byrne sich zu schaffen machte, schien verklemmt. Der Alte rückte ihr mit Gewalt zuleibe – endlich drehte sie sich.
    Er zog alle vier Schrauben heraus, und behutsam ruckelte er den Apparat aus der Halterung. Aufmerksam drehte er das Gerät in den Händen. »Ja …«, sagte er gedehnt. »Siehst du die beiden Messinghülsen hier? Darin stecken kleine Polmagneten. Und mit dieser Schraube hier kann man die Hülsen wie eine Schere bewegen – auf diese Weise nimmt der Kompaßabstimmer die Regulierung vor. Und das da ist die Sperrnute – die verhindert, daß die Magnethülsen sich noch nach der Justierung selbsttätig bewegen.«
    Er prüfte mit den Fingern die Sperre. »Blockiert. Und das bedeutet …«
    »… daß der Kompaß, wenn er eine Mißweisung von vierzehn Grad hat, willkürlich so eingestellt worden ist?«
    »Genau«, sagte Byrne.

28. Kapitel
    Sabotage! Ein häßliches Wort. Noch häßlicher die Tat.
    Ich sagte: »Wieviel Zeit braucht man dafür?«
    »Du hast ja gesehen, wie leicht sich der Kompaß aus der Halterung lösen läßt. Justierung und Wiedereinbau sind ein kleiner Fisch. In höchstens fünfzehn Minuten läßt sich das alles leicht erledigen.«
    »Ich nehme den Kompaß mit nach England«, sagte ich. »So, wie er ist. Mir kommen da ein paar seltsame Ideen.«
    »Der Kompaß erzählt die Geschichte nur halb«, sagte Byrne. »Die andere Hälfte müssen wir erst noch rauskriegen: Warum die Notlandung? Ich hab' da so meine Vorstellungen. Ich muß nur mal ein paar Installationen ansehen.«
    »Okay, dann mach das mal.« Ich stieg von der Tragfläche hinab und ging zu Paul. »Tja, Paul, das wär's. Endstation.«
    »Ja«, sagte er. »Endstation.« Paul sah zu mir hoch. »Und er war doch kein Schwindler. Der Südafrikaner hat gelogen.«
    »Nein, er war kein Schwindler«, sagte ich. Daß an dem Kompaß gedreht worden war, konnte ich ihm nicht sagen. Wir wußten ja, wie leicht er durchdrehte. Ich ging wie die Katze um den heißen Brei. »Byrne versucht, den Defekt zu finden, der die Luftikus zur Landung gezwungen hat. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Natürlich nicht. Ich möcht's ja selber gern wissen.« Er rieb sich geistesabwesend die Schulter. »Diese Zeitung in England – ob die wohl jetzt eine Richtigstellung bringt?«
    »Eine Richtigstellung? Mensch, Paul – und nicht nur das. Schlagzeilen wird's geben! Ein ganz neues Bild!« Aber besser wär's schon,

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