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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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irgendwo ab.« Byrne machte den Mund auf, aber Lash hob die Hand. »Sagen Sie nicht wieder, Sie wüßten nicht, wovon ich rede. Das wäre ein grober Fehler.«
    Noch ehe Byrne etwas erwidern konnte, sagte Kissack: »Sie verschwenden Ihre Zeit, Mr. Lash. Lassen Sie mich mal versuchen.«
    »Einverstanden«, sagte Lash gelangweilt. »Versuchen wir's auf Ihre Art.«
    Plötzlich lag eine Pistole in Kissacks Hand. Er machte ein paar Schritte auf uns zu und sah uns abschätzend an. »Der alte Bock kennt sich in der Wüste besser aus als Stafford, schätz ich. Also brauchen wir Byrne als Führer.« Ich starrte auf die Pistole, die er nun hob. Die Mündung zielte genau zwischen meine Augen. Weit weg war der Tod nun nicht mehr. »Byrne, wenn Sie's uns nicht sagen, ist Stafford ein Haufen totes Fleisch.«
    Es schien mir eine Ewigkeit, bis Byrne sagte: »Okay. Es liegt zehn Kilometer in der Richtung, aus der wir kamen.«
    Lash gab ein zufriedenes Grinsen von sich. Kissack sagte: »Soll ich ihn trotzdem umlegen, Mr. Lash?«
    »Nein«, sagte Lash. »Wir brauchen ihn vielleicht noch einmal. Für denselben Zweck. Durchsucht sie.«
    Natürlich fanden sie unsere Pistolen. Kissack untersuchte die Lasten unserer drei Esel. »Sie hatten doch ein Gewehr – wo ist es?«
    Jetzt fiel mir ein, daß wir es einem von Pauls Eseln aufgepackt hatten. Byrne sagte: »Das hab' ich in der Ténéré weggeworfen. Zuviel Sand, Ladehemmung. Der einzige Grund übrigens, wieso Sie noch am Leben sind, Kissack.«
    Kissack wurde blaß, und er richtete die Pistole wieder auf Byrne. »Was, um Himmels willen, haben Sie Bailly angetan?«
    »Genug jetzt«, befahl Lash. »Wir verlieren nur Zeit. Helfen Sie mir auf das verdammte Kamel.« Sie saßen alle auf, und nun ließen sie auch alle ihre Pistolen sehen – außer Lash, der unbewaffnet schien. »Kehrt marsch«, befahl er. »Und nun führen Sie uns zu dem Flugzeug. Und keine Tricks, Byrne, oder Sie kriegen was in den Rücken, wo Sie gehen oder stehen.«
    Wir gingen unsere Spur zurück. Ich warf einen Seitenblick auf Byrne. Seine Nase glich mehr denn je einem Schnabel. Er sah mich nicht an; sein Gesicht war leer. Alles, was er gewonnen hatte, war Zeit – Zeit im Werte von zehn Kilometern, vielleicht vier oder fünf Stunden. Dann mußte das Spiel wieder von vorn beginnen.
    Ich fragte mich, wo Paul abgeblieben war. Byrne hatte ihm fünfzehn Minuten gegeben, er hätte längst auftauchen müssen. Ich betete zu Gott, daß er auch nun seinem Ruf gerecht werde. Sei ein Nebbich, Paul, dachte ich. Sei der unsichtbare Mann. Ich stapfte dahin und war mir doch bei jedem Schritt der Pistolen in meinem Rücken bewußt, und ein Kinderreim zwitscherte mir wie blöd immer wieder durchs Hirn:
    Ich ging die Treppe rauf und traf 'nen Mann
Den gab's gar nicht. Und dann
War ich heute wieder dort –
Ich wünsch, der Mann ging endlich fort.
    Wir waren noch nicht lange unterwegs, da kam der Araber zurück und brachte sein Kamel neben Lash zum Stehen. Es wurde allerhand geflüstert, dann rief Lash: »Halt!« Ich blieb stehen und drehte mich um. Lash sagte seidenweich: »Schon wieder Tricks, Byrne? Ich habe Sie gewarnt. Folgen Sie Zayid.«
    Der Araber setzte sich an die Spitze und bog nach links ab. So mußten wir unmittelbar an die Stelle gelangen, wo wir Paul zurückgelassen hatten. Byrne brummte und zuckte kaum merklich die Achseln. Zayid war offenbar ein guter Spurenleser – jedenfalls so gut, daß er Byrnes Bluff zunichte zu machen drohte.
    Wir erreichten den Felsspalt, aber da standen keine Esel, und auch von Paul war nichts zu sehen. Er war wohl nicht nur ein Nebbich, sondern auch ein Gespenst, denn er hatte sich eben so leise wie plötzlich verdünnisiert.
    Lash diskutierte jetzt mit Zayid auf französisch, wobei der Araber auf die Abdrücke der Eselshufe im Sand wies, die zu dem Spalt führten. »Kissack«, befahl Lash, »gehen Sie mal da runter und berichten Sie mir, was dahinter ist.«
    Kissack kletterte vom Kamel und bewegte sich, mit der Pistole im Anschlag, durch den Felsspalt. Er entzog sich unseren Blicken, weil der Abstieg auf halber Höhe um einen Felsvorsprung führte. Und dann war alles still, bis auf das leise Schnüffeln eines Kamels hinter mir. Plötzlich ertönten Schreie, unzusammenhängend und ohne erkennbare Worte hallten sie zwischen den Felsensäulen wider, dann hetzte Kissack wieder den Spalt hoch und schrie aufgeregt: »Da steht es, Mr. Lash. Das verdammte Flugzeug ist da!«
    »Wirklich?« Lash gab sich

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