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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Gekritzel. Während der letzten Tage hatte er offenbar Fieber und Halluzinationen, die gemalten Männer auf der Höhlenwand wurden für ihn lebendig. Die letzte Eintragung wies überraschend wieder eine feste Handschrift auf; sie enthielt die Bitte, sich gut um seine Frau und seinen Sohn zu kümmern. Der Gedanke an die Hunderttausend-Pfund-Lebensversicherung muß ihm ein Trost gewesen sein.
    Byrne stand brummend auf. »Ein Kerl wie Billson verdient Besseres als einen Haufen Steine. Ihm steht eine Grabinschrift zu.« Er schritt zur Luftikus, dann sprang er auf die Tragfläche und arbeitete sich über den Rumpf bis zum Motor vor. Bald hörte ich ihn hämmern. Er montierte den Propeller ab.
    Das brachte mich auf einen Gedanken. Ich suchte das Stück Aluminium, das wir aus dem Rumpf geschnitten hatten; mit Hammer und Meißel stanzte ich nun Buchstaben ein. Paul kam heran, sah, was ich machte, und half mit. Als ich fertig war, sagte ich: »Das war's, Paul.«
    »Noch nicht«, sagte er. »Ich schreib noch was dazu.«
    Nun führte er den Meißel, während ich hämmerte, und so entstand eine vierte Zeile. Unsere grobschlächtige Grabplatte las sich nun so:
    PETER BILLSON
Flieger
1903 – 1936
Flieg, Peter, flieg

29. Kapitel
    Diese scheinbar kleine Aufgabe nahm mehr Zeit in Anspruch, als mir bewußt war. Als wir es vollbracht hatten, schickte sich die Sonne zum Untergang an. Wir machten uns ein Abendessen und gingen früh schlafen. In der frühen Morgendämmerung half ich Byrne, zusammen mit Paul, die beiden letzten Bolzen zu entfernen, mit denen der Propeller am Schaft befestigt war; mit Hilfe von zusammengebundenem Eselszaumzeug seilten wir die Luftschraube dann ab. Mit Byrne schleppte ich sie zum Grab, Paul trug uns das Schild hinterher. Neben dem Grab stellten wir den Propeller senkrecht auf, und Byrne befestigte das Schild mit Draht, den er in der Luftikus gefunden hatte.
    Dann standen wir eine Zeitlang da, taten nichts, standen nur da. Byrne sagte: »Schätze, Billson war nach Tausenden von Jahren der erste Mensch, der diese Höhlenmalerei gesehen hat. Vielleicht stehen der Propeller und die Inschrift ebenfalls in tausend Jahren noch hier. Aluminium rostet nicht, und in der Wüste verändern sich die Dinge nur langsam. Es ist ein schönes Denkmal.«
    Nach einer Weile gingen wir weg und überließen Paul seinen Gedanken.
    Obwohl wir den Eseln die Hinterbeine zusammengebunden hatten, waren sie doch auf der Suche nach Nahrung ziemlich weit davongehoppelt. Es dauerte lange, bis wir sie wiedergefunden hatten, und dann noch einmal eine Stunde, bis wir sie wieder im Camp hatten. Paul kam nun auch, Schwermut im Gesicht, und half uns beim Aufladen. Es war Zeit zu gehen.
    Wir warfen einen letzten langen Blick auf die Luftikus, dann mußten wir uns auf das schwierige Geschäft konzentrieren, die Esel durch die enge Felsspalte zu locken. Als wir sie endlich draußen hatten, sagte Byrne: »Okay – auf nach Tamrit. Drei Tage, schätze ich.«
    Paul sagte: »Macht's euch was aus, noch eine Minute zu warten? Ich will nur eben …« Er schluckte heftig und sah mich an. »Wir haben kein Bild vom Grabschild. Das möchte ich so gern.«
    Ich sah Byrne an. »Okay, Paul«, sagte er. »Aber höchstens eine Viertelstunde. Bind die Esel fest an. Wir gehen schon voraus.« Er zeigte die Richtung. »Da lang.«
    Ich machte meine Tasche los und holte die Kamera heraus. »Soll ich mitkommen oder kannst du fotografieren?«
    »Ich kann das schon«, sagte er. Ich gab ihm den Apparat, und er verschwand in der Felsspalte.
    Byrne sagte: »Komisch, diese Sache mit dem Fleisch und Blut. Daß er so für einen Mann empfindet, den er kaum gekannt hat.« Er zog am Zaumzeug seines Esels. »Gehen wir. Er holt uns schon wieder ein.«
    Wir legten gemächlich ein paar hundert Meter durch die Felslandschaft zurück. Irgendwann sah ich mich um und sagte: »Vielleicht warten wir doch lieber auf Paul.«
    »Was?« sagte Byrne abwesend. Er hatte seinen Blick am Boden. »Hier waren Kamele.«
    Nun sah ich mir auch die riesigen Fußabdrücke an. »Du hast doch gesagt, hier lebten Wildkamele.«
    Byrne ließ sich auf ein Knie nieder. »Natürlich hab' ich das gesagt. Aber Wildkamele reparieren sich nicht selber die Füße.« Er zeichnete eine Linie über einen Fußabdruck. »Hier hat sich eins in den Fuß geschnitten und jemand hat ihm einen Lederflicken aufgesetzt.«
    »Gibt's so was?«
    »Sicher. Sonst hätte ich's doch nicht gesagt.« Er stand auf und suchte die Umgebung

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