Atemlos
ab. »Da haben wir's schon.«
Ich drehte mich um. Auf unserer Spur näherte sich ein Kamelreiter – der Araber, der bei Kissack gewesen war. Er gab einen schrillen Pfiff von sich, von vorn antworteten andere Pfiffe. Sie waren fünf: Kissack und der Araber, und Lash mit seinen beiden Schlägertypen, allesamt hoch zu Kamel, nebst sechs Packtieren. Waffen waren nicht zu sehen, aber das hatte wenig zu bedeuten.
Lash sah aus der gewaltigen Höhe, die Kamele einem Mann verleihen, auf uns herab. »Mr. Byrne«, sagte er wohlgelaunt. »Und Mr. Stafford. Ein interessantes Zusammentreffen. Hätte nicht erwartet, Ihnen hier zu begegnen. Auf der Suche nach Höhlenmalereien, nehm' ich an.«
Kissack sagte: »Sie sind ziemlich weit von Kano abgekommen, Stafford. Sie haben sich in der Richtung geirrt, möcht' ich sagen.«
»Und einer fehlt.« Lash schnipste mit den Fingern. »Wie hieß er doch gleich? Ach ja – Billson. Wo steckt er denn nur, der stille Mr. Billson?« Die Männer hinter ihm murmelten etwas. »Und die Tuareg«, fügte er hinzu, »die bei Ihnen waren?«
Byrne ließ den Zügel seines Esels fallen und stellte den Fuß darauf. »Paul ist krank geworden. Die Tuareg haben ihn nach Dschanet zurückgebracht.«
»Merkwürdig, daß wir ihm nicht begegnet sind«, meinte Lash. Er winkte dem Araber, der dicht an ihn herankam. Lash warf ihm die Kamelzügel zu, der Araber überredete das Kamel, sich auf die Knie herabzulassen, und Lash stieg ungeschickt ab. Er war auch nicht auf Tuareg-Art, mit den Füßen im Kamelgenick, geritten, sondern mit Steigbügeln. Er zog eine Grimasse. »Verdammt unbequem, diese Biester.«
»Zwingt Sie ja niemand hinauf, wenn's Ihnen keinen Spaß macht«, sagte Byrne. »Aber wenn Sie unbedingt müssen, wären Sie mit einem Tuareg-Sattel besser bedient, statt mit diesem Chaamba-Kram.« Er hob den Kopf in die Richtung des Arabers. »Sein Zeug, schätze ich.«
»Sie schätzen richtig.« Lash winkte mit der Hand, und alle Männer saßen ab; die Kamele gaben unzufriedene Laute von sich. »Haben Sie Ihre Zunge verschluckt, Mr. Stafford?«
»Bis jetzt war's mir noch nicht interessant genug, um auch was zu sagen.«
»Kommt noch«, versicherte er mir. »Todsicher. Kissack haben Sie ja bereits kennengelernt, den brauch ich also nicht vorzustellen. Und meine Freunde sprechen leider nicht Englisch.«
»Freunde!« sagte ich. »Neulich waren es noch Reiseführer.«
Lash lächelte dünn. »Reisen macht Freunde. Aus der Richtung, die Sie einschlagen, ersehe ich, daß Sie nach Tamrit zurückkehren. Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie gefunden haben, was Sie suchten?«
»Natürlich. Ganz hübsche Höhlenmalereien«, sagte Byrne. »Meiner Meinung nach ganz neue, bisher unentdeckte.«
»Sie haben keine Fresken gesucht«, sagte Lash grob. »Wollen wir nicht endlich die Katz-und-Maus-Nummer vergessen? Sie haben ein Flugzeug gesucht. Haben Sie es gefunden?«
»Ich wüßte nicht, was Sie das angeht«, sagte ich.
Lash sah mich unfreundlich an. »Geht es Sie denn etwas an? Schon in London wollten Sie sich nicht warnen lassen. Sie müssen ja unbedingt den sturen Helden spielen und Ihre Nase in Dinge stecken, die Sie einen Dreck zu kümmern haben.«
Jetzt war es unverblümt klar. Meine blauen Flecken verdankte ich Lash. »Wer bezahlt Sie?« fragte ich.
»Immer noch mit der Nase in anderer Leute Angelegenheiten? Das ist gefährlich. Also, wo ist Billson?«
»Sie haben's eben gehört«, sagte ich. »Er ist vor drei Tagen nach Dschanet zurück. Er hatte eine Verletzung, die sich entzündete.« Ich zeigte auf meine Schulter. »Hier.« Kissack sah ich dabei nicht an.
Das Mienenspiel in Lashs Gesicht war Gold wert, denn was ich da sagte, konnte den Umständen nach stimmen. Er ließ Billson für den Augenblick fallen. »Und das Flugzeug – wo ist es?«
»Was für ein Flugzeug?«
Lash gab einen Seufzer von sich. »Passen Sie auf, Byrne. Spielen Sie nicht mit mir. Das wär einfach dumm.« Er wandte sich ab und fing an, leise auf den Araber einzureden. Der Araber stieg wieder auf sein Kamel und ritt unsere Spur zurück. Wenn er weit genug reiten würde, mußte er die Esel finden, die Paul vor der Felsspalte angebunden zurückgelassen hatte. Vielleicht fand er sogar Paul.
Lash drehte sich wieder nach uns um. »Also, wo ist das Flugzeug? Und fragen Sie nicht ständig, was für ein Flugzeug. Es handelt sich um eine Northorp-Gamma 2-D, Baujahr 1934, mit dem Namen Luftikus. Peter Billson stürzte damit 1936 hier
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