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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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händigte Byrne die Patronen aus. Er starrte auf Lash und schlug sich die Hände vor die Ohren, weil er das nichtendenwollende Schreien nicht ertragen konnte. Ich hätte es gern genauso gemacht, aber ich konnte den linken Arm nicht heben. Wenn im Film ein Mann getötet wird, klappt er dekorativ zusammen und hat auch soviel Anstand, geräuschlos zu sterben; im wirklichen Leben ist das anders.
    Byrne zog den Ladebolzen zurück, die leere Messinghülse flog aus dem Lauf. Er rammte den Bolzen nach vorn, ließ ihn einschnappen, dann trat er ohne Vorwarnung zu Lash, setzte ihm die Mündung an die Schläfe und drückte ab.
    Der Schuß donnerte aus dem Lauf, und als die Echos erstorben waren, lastete die plötzliche Stille erstickend auf uns. Der Alte sah mich mit eingefallenem, verzerrtem Gesicht an. »Das war meine Verantwortung«, sagte er barsch. »Drei Kugeln, eine im Bauch. Keine Überlebenschance. Besser so.«
    »Okay, Luke«, sagte ich still. So starb ein Mann, der nach seinen eigenen Worten sinnlose Gewaltanwendung verabscheute, aber dafür kühl und planmäßig tötete. Für mich war Lash bösartiger als Kissack gewesen.
    Byrne lud nach. »Verwundet?«
    »Mich hat's am Arm erwischt. Jetzt flieg ich nur noch mit einem Flügel.«
    Er brummte. »Ihr beide wartet hier«, sagte er, dann stapfte er ohne ein weiteres Wort davon.
    Paul stellte sich neben Lash und sah sich den Toten an. »So schnell«, sagte er. Ob er Byrnes Tat oder die Geschehnisse überhaupt meinte, weiß ich nicht. Er drehte den Kopf. »Ist dir was passiert?«
    »Hilf mir hoch.« Der linke Arm fing nun an, wirklich zu schmerzen – wie Elektroschocks in unregelmäßigen Abständen. Als er mich auf die Beine gehievt hatte, sagte ich: »Das hast du gut gemacht, Paul. Sehr gut.«
    »Wirklich?« sagte er farblos.
    »Diese Schweinehunde hatten allen Ernstes die Absicht, mich mit dem Flugzeug zu verbrennen«, sagte ich. »Und wie ich Kissack kenne, hätte er mich liebend gern lebendigen Leibes geröstet. Lash übrigens auch, wenn's ihm als Beitrag zum Realismus nützlich erschienen wäre.« Ich schwieg. Ich wartete auf Schüsse, aber es blieb still.
    Paul wandte mir sein ratloses Gesicht zu. »Aber wozu das alles, Max?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Aber ich komm schon noch dahinter. Willst du mir nicht endlich in Dreiteufelsnamen die Fesseln durchschneiden? Aber Vorsicht, mein Arm.«
    Byrne kam nach einer halben Stunde wieder. Das Gewehr hatte er sich über die Schulter geworfen, zwei Packesel führte er an den Zügeln. Er stellte das Gewehr an einem Felsen ab und sagte: »Kein Problem.« Er hielt mir beide Hände hin. »Weiß überhaupt nicht, wann ich freigekommen bin«, sagte er. »Ist einfach so passiert. Hast du prima gemacht, mit deinem Schaber.«
    »Die beiden Gorillas?«
    Er wies auf Lash. »Der Zahlmeister ist tot – kein Geld, kein Krieg. Gesindel aus dem Maghreb. Ich hab' ihnen drei Kamele und Wasser gegeben und sie zum Teufel gejagt. Die kommen uns nicht mehr in die Quere.« Er warf Paul die Eselszügel zu und band ein Kistchen vom Gepäck los. »Laß mal deinen Arm sehen.«
    Er bescheinigte mir einen Armbruch, was ich längst wußte, richtete mir grob und sachverständig die Knochen und legte mir den Arm in eine improvisierte Schlinge. »Dich bringen wir jetzt lieber heim in die Zivilisation«, sagte er.
    Aber vorher war noch viel zu tun. Paul half dem Alten, die drei Toten auf Kamele zu binden, dann gingen die beiden fort, wohin, weiß ich nicht, aber nach zwei Stunden kamen sie ohne die Leichen zurück. In der Zwischenzeit hatte ich über Billsons Überresten das Hünengrab wieder errichtet. Byrne legte das Schild darauf. »Propeller ist nicht«, sagte er trocken. »Den kriegen wir nicht mehr raus.«
    Wir säuberten den Boden im Umkreis der Höhle, lasen die Patronenhülsen und andere Indizien auf, dann gingen wir noch einmal zur Luftikus zurück. Paul starrte auf den brandschwarzen Trümmerhaufen und schüttelte den Kopf. »Warum?« fragte er immer wieder.
    Niemand gab ihm Antwort.
    »In der Morgendämmerung brechen wir auf«, sagte Byrne. »Aber diesmal reiten wir.«
    Und das taten wir dann auch, und Byrne meckerte fortwährend über die blöden Chaambas und wie idiotisch die ihre Kamele sattelten.

31. Kapitel
    Nach der Hölle, die hinter uns lag, war Dschanet das Paradies. Nach vier Tagesritten brachte Byrne mich in einem behaglichen Hotelzimmer unter. Er ging gleich wieder, vermutlich, um Atitel die frohe Botschaft zu

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