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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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maschinengeschriebene Zeilen:
    Wie ich erfahre, suchen Sie Paul Billson.
Warum kommen Sie nicht zu mir?
    Ich sah den Araber an: »Von wem kommt das?«
    Seine Antwort war eine Geste zum Ausgang des Hotels hin: »Folgen Sie mir.«
    Ich überlegte mir das einen Augenblick, dann nickte ich. Vor dem Hotel öffnete der Araber die Tür eines großen Mercedes. Ich nahm in dem Wagen Platz, er schlug die Tür zu und setzte sich hinters Steuer. Als er den Motor anließ, sagte ich: »Wohin fahren wir?«
    »Bouzarea.«
    Von da an konzentrierte er sich aufs Fahren und blieb mir jede Antwort schuldig. Ich gab das Fragen auf, lehnte mich in die Polster und widmete mich dem exotischen Straßenbild von Algier.
    Die Straßen nach Bouzarea klettern steil zu den Bergen vor der Stadt hinauf; ich verdrehte mir den Hals, um aus dem Rückfenster auf Algier hinabzuschauen, das sich unter mir ausbreitete. Und dahinter dehnte sich das Mittelmeer, dessen Horizont sich mit dem nun einsetzenden Sonnenuntergang verdunkelte. Schon flammten in den Straßen Lichterketten auf.
    Der Wagen bog in eine Nebenstraße ein, ich richtete meinen Blick wieder nach vorn. Wir fuhren nun eine endlose Mauer entlang, die nur von einer schmalen Pforte unterbrochen wurde. Der Wagen hielt an. Mein schweigsamer arabischer Chauffeur stieg aus, hielt mir die Wagentür auf und wies auf das Mauerpförtchen, das nun auch schon von innen geöffnet wurde. Ich trat in einen mauerumgürteten Park – nur wenig kleiner als der große Park von Windsor. In mittlerer Entfernung erblickte ich ein Haus – nein, kein Haus: Nennen wir es niedrige Baulichkeiten, im maurischen Stil, mit flachem Dach, die sich in unregelmäßiger Form über den größeren Teil eines Hektars hinzogen. In der Abendluft lag der Duft von Jasmin, aber in meiner Nase stank es nach Geld.
    Hinter mir schnappte die Mauerpforte ins Schloß, und wieder stand ich einem Araber gegenüber; diesmal war es ein alter Mann mit einem zerfurchten Walnußgesicht. Was er sagte, verstand ich nicht, aber seine Geste war nicht mißzuverstehen, also folgte ich ihm durch den Park zu den Gebäuden. Er führte mich durch Türen, Bögen, Durchgänge und Räume und schließlich in einen Innenhof, wo er dann wie eine Weihrauchwolke in einer versteckten Nische verschwand. Auf einer Chaiselongue lag eine Frau. »Stafford?«
    »Ja. Max Stafford.«
    Die Frau war etwa sechzig – mindestens, schätzte ich – und war in einem Stil gekleidet, den man bei aller Höflichkeit altmodisch nennen mußte. Sie hatte weißes Haar und hätte fast die nette alte Mutter jenes lieben Nachbarn sein können. Fast – und das lag an zwei Dingen. Da war erst einmal ihr Gesicht, das war braun wie Schuhleder. Ein Netzwerk tiefer Fältchen rund um die Augen verriet, daß sie zuviel in der Sonne gewesen war, und diese Augen waren von einem überraschenden Blau. Die blauen Augen und das weiße Haar hoben sich von ihrem Gesicht ab, und das ergab eine aufsehenerregende Kombination. Das zweite war, daß sie die dickste und längste Havannazigarre rauchte, die ich je gesehen hatte.
    »Was für ein Gift nehmen Sie gewöhnlich? Scotch? Bourbon? Gin? Sie brauchen es bloß zu sagen.«
    Ihr Englisch war definitiv nordamerikanisch.
    Ich lächelte langsam. »Ich lasse mich nie von Fremden zum Trinken verführen.«
    Sie lachte. »Ich bin Hesther Raulier. Setzen Sie sich, Max Stafford. Aber vorher schenken Sie sich ein. Ersparen Sie es mir, aufstehen zu müssen.«
    Auf einer fahrbaren Bar standen eine Menge Flaschen, da ging ich hin, goß mir einen Scotch ein und füllte mit Wasser aus einem silbernen Krug auf. Ich setzte mich in einen Korbsessel, und sie sagte: »Was treiben Sie denn so in Algier?« Sie sprach englisch, aber wenn sie Algier sagte, kam es als El Dscheza'ir heraus. Also beherrschte sie gut Arabisch. Ich sagte: »Ich suche Paul Billson.«
    »Warum?«
    Ich klopfte an meinen Scotch. »Was geht das Sie an?«
    Sie bedachte mich mit einem spitzbübischen Grinsen. »Ich sag Ihnen was, wenn Sie mir was sagen.«
    Ich sah zum Himmel hoch. »Ist es hier im Winter immer so schön?«
    Sie legte ihre Zigarre behutsam in einen großen Aschenbecher. »Okay, Stafford. Sie machen also auf stur. Aber sagen Sie mir nur eins. Sind Sie gekommen, um Paul etwas anzutun?«
    »Warum sollte ich ihm etwas antun?«
    »Hol's der Geier!« sagte sie wütend. »Müssen Sie jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten?«
    »Ja, muß ich«, sagte ich scharf. »Bis Sie mir Ihre Interessen

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