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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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erklären.«
    »Sei's drum. Schluß mit dem Schnickschnack.«
    Sie warf ihre Beine von der Chaiselongue und stand auf. Sie war untersetzt, ein muskulöser alter Vogel. »Pauls Vater war ein Freund von mir.«
    Das war eine Überraschung, also gab ich's ihr im gleichen Maß. »Seine Schwester macht sich Sorgen um ihn.«
    Jetzt wurde ihre Stimme scharf. »Seine Schwester? Daß Peter Billson eine Tochter hatte, ist mir neu.«
    »Er hatte auch keine. Seine Witwe heiratete wieder. Im Krieg. Einen Norweger, der ums Leben kam. Alix Aarvik ist Pauls Halbschwester.«
    Hesther Raulier schien sich in Gedanken zu verlieren. Nach einer Weile sagte sie: »Arme Helen; sie hat es sicher nicht leicht gehabt.«
    »Sie haben Helen gekannt?«
    »Ich kannte sie beide.« Sie trat an die Bar und schüttete sich einen tüchtigen Schluck Bourbon ins Glas. Sie leerte es in einem Zug und schauderte ein wenig. »Paul sagte mir, Helen sei gestorben. Von einer Schwester kein Sterbenswort.«
    »Das sieht ihm ähnlich.«
    Sie drehte sich nach mir um. »Was soll das wieder heißen?«
    »Er hat sie ziemlich mies behandelt. Wer spricht schon gern von Leuten, die man schlecht behandelt hat. Soviel will ich Ihnen sagen – Paul war seiner Mutter in den letzten Jahren ihres Lebens keine große Hilfe.« Ich nahm mein Glas wieder auf. »Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich Paul was antun will?«
    Sie sah mich geradeheraus an. »Ehe ich Ihnen das sage, muß ich Sie, verdammt noch mal, viel besser kennen, Max Stafford.«
    »Kein unbilliges Verlangen«, sagte ich. »Und ich müßte auch noch eine Menge mehr von Ihnen wissen.«
    Sie lächelte schwach. »Wir haben wohl eine längere Talkshow vor uns. Da bleiben Sie am besten gleich zum Essen.«
    »Vielen Dank. Aber sagen Sie mir eins: Wo befindet sich Paul jetzt?«
    »Kommen Sie mit«, sagte sie und führte mich in den Garten. Sie zeigte nach Süden, auf die niedrige Bergkette, die im Zwielicht eben noch auszumachen war. »Sehen Sie diese Hügellandschaft? Das sind die Ausläufer des Atlas-Gebirges. Paul Billson ist in dieser Richtung und übers Gebirge hinweg unterwegs zur Hölle.«
    Bis es Zeit zum Essen war, hatte sich unsere Haltung ein wenig gelockert. Diese ältliche, leicht ordinäre Dame mit dem altmodischen amerikanischen Slang machte mich neugierig. Fehlte nur noch, daß sie Charleston tanzte. Ich gab ihr einen sorgsam abgefaßten Bericht, der nicht zuviel verriet, und schloß mit den Worten: »Das wär's, und deshalb bin ich hier.«
    Sie trank Whisky, als hätte sie unten im Park ihre eigene Destillerie, aber in ihrem weißen Haar lockerte sich kein Strähnchen. »Die Geschichte klingt wahrscheinlich«, sagte sie ironisch. »Ein großer, bedeutender Mann wie Sie läßt alles stehen und liegen, kommt nach Algier und sucht Paul. Sind Sie scharf auf Alix Aarvik?«
    »Ich kenne sie kaum. Außerdem ist sie mir zu jung.«
    »Keinem Mann ist ein Mädchen zu jung – und ich weiß, wovon ich rede. Lassen Sie sich etwas Besseres einfallen, Max.«
    »Eine Verkettung seltsamer Zufälle«, sagte ich müde. »Außerdem lasse ich mich gerade von meiner Frau scheiden, und ich hatte einfach Lust, eine Zeitlang abzuhauen.«
    »Sie lassen sich scheiden«, wiederholte sie. »Wegen Alix Aarvik?«
    »Wegen dem Mann im Bett meiner Frau«, gab ich zurück.
    »Ich glaube Ihnen gern«, sagte sie besänftigend. »Okay, und wie hoch ist Ihre Provision? Was kriegen Sie dafür?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Sie bohrte mich mit ihrem kaltblauen Blick an. »Hör zu, Freundchen, komm mir nicht zu frech, entweder du sagst mir, was ich wissen will, oder du erfährst überhaupt nichts.«
    Ich seufzte. »Vielleicht habe ich etwas dagegen, auf offener Straße verdroschen zu werden«, sagte ich, und dann erzählte ich ihr auch noch den Rest.
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Da haben Sie sich ja eine irre Geschichte zusammengefaselt – aber ich glaube Ihnen trotzdem. Einfach irre. So was kann man nicht aus dem Hut erfinden.«
    »Das höre ich gern«, sagte ich mit Gefühl. »Und nun bin ich an der Reihe. Fangen wir mal damit an: Wie kommt es, daß Sie in Algier leben?«
    Sie sah mich überrascht an. »Hol's der Geier, ich bin hier geboren.« Wie sie es darstellte, war ihr Vater ein französisch-arabisches Gemisch und ihre Mutter Kanadierin gewesen. Wie diese unpassende Verbindung zusammengekommen war, darüber schwieg sie sich aus. Ihre Mutter mußte eine charakterstarke Frau gewesen sein, denn Hesther wurde auf

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