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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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kennengelernt habe. Ich habe meine Ohren überall in dieser Stadt, und als ich von einem Mann hörte, der sich nach Peter Billson erkundigte, wurde ich neugierig. Also ließ ich ihn kommen.«
    »So weit, so gut«, sagte ich. »Und wo ist er jetzt?«
    »Auf und davon, um nach dem lieben Papi zu suchen. Jetzt wird er wohl schon in Tamanrasset sein.«
    »Wo ist das?«
    Hesther bedachte mich mit einem verqueren Lächeln. »Da geht man in die Wüste rein, immer nach Süden, bis man aus der Wüste wieder rauskommt. Und da liegt Tamanrasset, im Ahaggar-Gebiet, ungefähr zweitausend Kilometer südlich von hier. Richtig mitten in der Sahara.«
    Ich pfiff. »Und warum?«
    »Wenn man im Ahaggar-Gebiet etwas suchen will, ist Tam ein guter Ausgangspunkt.«
    »Wie sieht es im Ahaggar aus?«
    Hesther sah mich einen Moment an, dann sagte sie: »Gebirgig und trocken.«
    »Wie groß?«
    »Menschenskind, was weiß ich – hab's lange nicht mehr nachgemessen. Augenblick mal.« Sie ging weg und kam mit einem Buch zurück. »Das Annexe du Hoggar – das ist der Verwaltungsbezirk – umfaßt 380.000 Quadratkilometer.« Sie sah mich an. »Ob das groß ist, müssen Sie sich selbst ausrechnen.«
    Ich rechnete es mir aus und kam auf die dreifache Größe des Vereinigten Königreichs von England. »Paul Billson ist wirklich verrückt«, sagte ich. »Wieviel Menschen leben da?«
    Hesther zog abermals das Buch zu Rate. »Ungefähr zwölftausend.«
    »Da scheint es mir nicht viel zu verwalten zu geben. Ziemlich dünn besiedelte Gegend da draußen.«
    »Wenn Sie dort hinfahren, wissen Sie auch, warum«, sagte sie. »Sie haben doch vor, hinter ihm herzufahren?«
    »Gedanken dieser Art sind mir bereits durch den Sinn gezogen«, gab ich zu. »Was mich vermuten läßt, daß ich wahrscheinlich auch eine Meise habe.«
    »Nicht unbedingt. Es dürfte nicht allzu schwer sein, ihn zu finden. Nach Tamanrasset zu kommen ist kein Problem. Es gibt jede Woche ein paar Flüge dorthin.«
    »Fliegen macht die Sache schon leichter.«
    Sie nickte. »Und dann brauchen Sie nur noch in Tamanrasset zu warten, bis er sich sehen läßt. Wenn er im Ahaggar ist und Benzin braucht, muß er sowieso wieder nach Tamanrasset zurück.« Sie überlegte einen Augenblick. »Anders ist es, wenn Sie ihn verfolgen wollen. Dann brauchen Sie natürlich einen Führer. Luke Byrne hält sich gewöhnlich um diese Jahreszeit in Tam auf – der Job könnte ihm gefallen.«
    »Wer ist Luke Byrne?«
    Sie lachte. »Auch ein Spinner. Könnte ihn schon jucken, einen Verrückten zu jagen.« Sie zündete sich eine Nachtischzigarre an. »Wenn Sie nach Tam wollen, brauchen Sie eine Genehmigung. Wenn Sie es selber versuchen, dauert es zwei Wochen – ich kann Ihnen das permis in zwei Tagen besorgen. Was werden Sie tun, wenn Sie Paul Billson finden?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ihn überreden, nach England heimzukehren, falls ich das schaffe.«
    »Es wird schwer sein, ihn von seiner Besessenheit abzubringen.«
    »Seine Schwester dürfte da bessere Chancen haben. Sie hat gesagt, sie würde herüberkommen. Würden Sie ihr helfen, so wie Sie mir jetzt helfen?«
    »Aber sicher.«
    »Was glauben Sie?« fragte ich. »Liegt Peter Billsons Leiche irgendwo da draußen?«
    »Natürlich. Das heißt, was davon noch übrig ist. Ich weiß schon, worauf Sie anspielen; ich habe auch von diesem Hundesohn aus Südafrika gelesen, der Peter in Durban gesehen haben will. Ich habe mich oft gefragt, was dieser Bastard an Bestechungsgeldern kassiert haben mag. Ich will Ihnen eins sagen, Max: Peter Billson war wirklich kein Heiliger, aber in Geldsachen war er ehrlich. Und Helen war fast ein Engel, und mir kann niemand erzählen, daß sie für eine halbe Million Dollar einen Meineid geleistet hat. Das war einfach nicht ihre Art.« Sie seufzte. »Reden wir nicht mehr davon. Bis jetzt war es nicht meine Gewohnheit, so intensiv in die Vergangenheit zu schauen. Und ich möchte es mir auch jetzt nicht angewöhnen.«
    »Tut mir leid. Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe.«
    »Was soll der Quatsch! Bleiben Sie noch ein bißchen und schütten Sie sich ein paar Brandys ein, und dann wollen wir mal sehen, wer von uns beiden die schmutzigsten Witze erzählen kann.«
    »Mir soll's recht sein«, sagte ich verbindlich, und dann erzählte ich ihr den Limerick von dem Bischof von Chichester, der immer alle diese Heiligenfiguren in den Nischen seiner Kirche in Verlegenheit brachte.
    Ich sah Hesther bis zu meiner Abreise nicht mehr

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