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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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schnell.«
    Ich kratzte mir noch einmal die Stoppeln. »Aber ich hab' kein Visum für Niger. Erstens hatte ich keine Zeit, mir eins zu besorgen, zweitens wollte ich dort auch gar nicht hin. Von England aus gesehen, muß ich sagen: Irgendwo hat die Samariterei ihre Grenzen.«
    Aber darauf ging er überhaupt nicht ein. »Sie kommen ohne Visum durch. Halten Sie sich an mich.«
    »Haben Sie denn ein Visum für Niger?«
    »Ich brauch keins. Ich bin da zu Hause. Ich nenne da einen hübschen kleinen Besitz mein eigen, im Air-ou-Asbin, nördlich von Agades. Einmal im Jahr komme ich nach Tam hoch, um ein paar Dinge für Hesther zu regeln. Hesther macht hier Geschäfte.«
    Mokhtar servierte den Tee. Ich setzte mich hin und fühlte mich nach der langen Tagesfahrt behaglich müde.
    »Woher kennen Sie Hesther eigentlich?« fragte ich. Ich schlürfte den Tee. Irgendwie fing das Zeug an, mir zu schmecken.
    Byrne hatte gerade seine gesprächige Minute. »Als Hesther noch jünger war, kam sie oft ins Ahaggar; damals waren noch die Franzosen hier. Einmal kam sie in Tademait in Schwierigkeiten. Verdammte Gegend – da bruzzelt einem an heißen Tagen das Gehirn im Schädel. Keine große Sache, hätte aber schlimm enden können. Well, ich hab' ihr aus der Klemme geholfen, und Hesther fühlte sich zu Dank verpflichtet. Bot mir sogar einen Job in Algier an, aber ich hab' ihr gesagt, daß mich keine zehn Kamele in den verdammten Maghreb bringen. Okay, aber dann könnte ich wenigstens in Tam für sie nach dem Rechten sehen. Das lief ein paar Jahre so, bis sie einmal selbst nach Tam kam. Da sind wir ins Quatschen gekommen, und das Ende vom Lied war, daß sie mir meinen Laden im Air, unten in Niger, finanziert hat.«
    »Und was treiben Sie da unten?« fragte ich neugierig. Irgendwie mußte sich Byrne ja seinen Lebensunterhalt verdienen; für in Not geratene Fremde den Schutzengel zu spielen, ernährt ja auf die Dauer nicht seinen Mann.
    »Kamelzüchter«, sagte er. »Außerdem habe ich noch ein paar Salzkarawanen rüber nach Bilma laufen.«
    Wo Bilma war, wußte ich nicht, und was eine Salzkarawane ist, war mir schleierhaft, aber unter Kamelzüchten konnte ich mir etwas vorstellen. »Wie viele Kamele haben Sie?«
    Er rechnete nach. »Packtiere und Zuchtmaterial zusammengenommen – so dreihundert, würde ich sagen. Ich hatte einmal mehr, aber dann kam diese verdammte Trockenheit. Sieben magere Jahre, wie in der Bibel. Aber jetzt baue ich die Herde wieder auf.«
    »Und wer kümmert sich im Augenblick darum?«
    Er lächelte: »Wenn's in Arizona wäre, würde man Mokhtars Bruder wohl den ›Vormann auf der Ranch‹ nennen. Hamiada heißt er.« Er reckte sich. »Haben Sie Filme für Ihre Kamera?«
    »Klar.«
    »Okay. Ich schätze, ich hau mich mal ein paar Stunden aufs Ohr.«
    »Essen Sie nichts?«
    »Morgen in Tam. Da schaufeln wir unheimlich rein. Was wir bei uns haben, reicht eben für Mokhtar und Billson, bis wir wieder zurückkommen. Wecken Sie mich um Mitternacht.«
    Und damit ging auch ich an diesem Abend hungrig schlafen, aber es machte mir nichts aus. Ich blickte mich um: Mokhtar schlief fest, Billson ebenso. Allem Anschein nach war die Wache irgendwie an mich gefallen.
    Gegen elf wachte Billson auf und gab zum erstenmal zusammenhängende Sätze von sich. Er murmelte vor sich hin, dann sagte er deutlich: »Es ist dunkel. Wieso ist es dunkel?«
    »Weil es Nacht ist«, sagte ich sanft.
    »Wer sind Sie?« Seine Stimme klang schwach, aber klar.
    »Ich heiße Stafford. Machen Sie sich keine Sorgen, Paul. Sie sind in Sicherheit.«
    Eine Zeitlang blieb er still, dann sagte er: »Er hat auf mich geschossen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber jetzt ist alles in Ordnung. Schlafen Sie – wir reden morgen über alles.«
    Er beruhigte sich, und als ich fünf Minuten später nach ihm sah, hatte er die Augen geschlossen und atmete tief.
    Um Mitternacht weckte ich Byrne auf und berichtete ihm davon. Dann legte auch ich mich schlafen.

16. Kapitel
    Viel Zeit hatten wir am Morgen für Billson nicht, denn Byrne wollte nach Tam, und wir mußten ja noch auf der Höhe von Abalessa die Fotos machen. So konnten wir nur ein paar Worte wechseln. Meine Worte waren als Tröstung gedacht – Byrnes Worte klangen eher nach Drohungen.
    Billson wirkte ziemlich schwach, aber sonst war er bei Verstand. Er nahm etliche Löffel von der Suppe zu sich, die Mokhtar zubereitet hatte, und schaffte es auch, ein paar Brocken Fleisch hinunterzubringen. Als ich mich neben ihn

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