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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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verdammt noch mal!«
    Er sagte nichts. Er ließ nur den feinen. Sand aus der einen Hand in die andere rieseln. Ich glaube, Psychologen nennen das wohl eine Verdrängungshandlung.
    »Aber der Psychiater hat Ihnen auch nicht viel weitergeholfen, oder? Sie haben sich an einer plötzlich fixen Idee aufgegeilt.«
    »Was wissen Sie schon davon!« sagte er weinerlich. »Sie wissen doch nicht, weshalb ich hier bin. Niemand weiß das.«
    »Halten Sie mich eigentlich für blöd? Sie sind hier, weil Sie das Flugzeug Ihres Vaters finden wollen.«
    Er sperrte den Mund auf. »Woher wissen Sie das? Das können Sie doch nicht … Das hat niemand gewußt!«
    »Ach, Paul! Wenn Sie wüßten, wie durchsichtig das alles ist! Wie eine Fensterscheibe! Sie haben in der Sonntagsbeilage den Artikel von Michael English gelesen, und da ist Ihnen der Kragen geplatzt. Ich habe English gesprochen, und er hat mir erzählt, was sich in der Chefredaktion abgespielt hat.«
    »Sie haben English gesprochen?« Er ließ den Sand fallen und staubte sich die Hände ab. »Warum verfolgen Sie mich? Warum sind Sie hier?«
    Da war was dran, an dieser Frage. Eigentlich hatte ich nur in Algier ein paar Fragen stellen und es dann dabei bewenden lassen wollen. Ich hatte nie damit gerechnet, auf einmal in der Gesellschaft eines Targui, eines Halbtargui und eines Volltrottels in Richtung Niger unterwegs zu sein. Eine Verkettung seltsamer Umstände; und kein Glied in dieser Kette war an sich bedeutungsvoll, wenn man davon absah, daß wir Billson irgendwo halbtot in der Wüste gefunden hatten.
    Lautlos sagte ich: »Nehmen wir mal an, ich tu's Alix zu Gefallen, und lassen wir es damit gut sein. Einverstanden?« Das war vielleicht sogar die Wahrheit, wenn auch nur zum Teil. »Sie macht sich Sorgen um Sie – und der Teufel soll mich holen, wenn Sie soviel Kummer wert sind.«
    »Wäre ich nicht angeschossen worden, hätte ich es auch gefunden«, sagte er. »Ich meine, das Flugzeug. Ich war nur noch ein paar Kilometer vorm Ziel.« Er schlug mit der Faust in den Sand. »Und jetzt werde ich in die entgegengesetzte Richtung geschleppt!« sagte er verzweifelt.
    »Da irren Sie sich, mein Lieber«, sagte ich, »das abgestürzte Flugzeug ist eine französische Maschine. Byrne weiß das genau, Sie brauchen ihn nur zu fragen. Sie haben diese Sache in Angriff genommen, wie Sie alles angehen – bescheuert. Menschenskind, können Sie denn nicht um Gottes willen ein einziges Mal in Ihrem Leben erst nachdenken, bevor Sie handeln? Sie haben doch nichts als Mist gemacht, seit Sie bei ›Franklin‹ abgehauen sind.«
    Ich wartete keine Antwort ab. Ich stand auf und ließ ihn sitzen, und ausnahmsweise vertraute ich Byrne meine neuen Erkenntnisse nicht an. Was Billson erzählt – oder besser: nicht erzählt hatte, war für Byrne uninteressant. Er kannte weder England noch London, konnte also auch nichts beitragen. Ich wanderte ein paar hundert Meter aus dem Camp hinaus und setzte mich in die Landschaft, um nachzudenken. Was das verzwickteste war – ich glaubte Billson. Ich hatte ihm gesagt, er sei durchsichtig wie Glas, und das war er auch. Und damit gelangte ich zu Andrew McGovern.
    Ich dachte lange über diese Stütze der britischen Industrie nach. Und worauf kam ich da? Auf überhaupt nichts.

18. Kapitel
    Und weiter ging die Fahrt nach Süden.
    Mokhtar führte Billson im großen Bogen um den algerischen Grenzposten herum, während Byrne mit mir den direkten Weg einschlug. Es gab wieder fiches zum Ausfüllen, in dreifacher Ausfertigung, aber die Komplettbehandlung wie bei unserer Abreise von Tam blieb uns diesmal erspart. Wir fuhren weiter und warteten im Niemandsland zwischen der algerischen Grenzwache und dem nigerischen Ort Fort Flatters auf Billson. Dort war dann ich mit meiner beinmuskelertüchtigenden Trimm-dich-Übung an der Reihe, und Mokhtar führte mich auf einem langen, umwegreichen Marsch um das Fort. Falls die beiden Grenzposten ihre Unterlagen verglichen – was Byrne allerdings bezweifelte –, konnten sie hier wie dort feststellen, daß zwei Männer durchgefahren waren. Als ich mit Mokhtar jenseits von Flatters wieder auf unseren Geländewagen traf, schien Byrnes Laune sich beträchtlich gebessert zu haben. Mit wundgelaufenen Füßen und Muskelkater in den Beinen ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen. Byrne schob einen Gang rein und sagte fröhlich: »Willkommen daheim.«
    Wir fuhren noch etwa hundertzwanzig Kilometer in nigerisches Gebiet hinein, dann

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