Atemlos
saß sie einige Sekunden still da, bis sie wahrnahm, dass ein zweiter Mann in die Küche gekommen war. Schemenhaft nahm sie ihn wahr, konnte immer noch nicht klar sehen. Der Mann kam zu ihnen herüber und ging vor ihrem Stuhl in die Knie. Ganz sachte nahm er ihr Kinn zwischen seine Finger und hob vorsichtig ihr Gesicht an. „Ich bin´s Beck. Wes.“ Wesleys Stimme ließ Becky vor Erleichterung schluchzen. Ihn kannte sie sehr gut. Er und Sid waren enge Freunde und Wes hatte damals geholfen, Tammy und Manuel zu beschützen. Er war auch ihr Freund und er war US-Marshall. Ihm konnte sie vertrauen, er würde ihr und dem Baby nichts tun. „Wes. Oh Gott, Wes. Das Baby“, flüsterte sie kaum hörbar und brach so heftig in Tränen aus, das Wes nichts tun konnte, als hilflos ihre Wange zu streicheln. „Wir wissen von dem Baby“, versuchte Wes, Becky zu beruhigen. „Tammy hat es Matt erzählt und er hat uns informiert. Sie ist wahnsinnig besorgt um dich und das Kleine und dreht zuhause bald durch.“ Als Becky schwach nickte und wieder in Tränen ausbrach, blickte Wes Hilfe suchend zu Jose, dessen Gesichtsausdruck seine tiefe Besorgnis widerspiegelte. Sie mussten Becky sofort ins Krankenhaus bringen. Wes hoffte, dass ihre Verletzungen nur äußerlich waren und sie keine inneren Blutungen hatte. „Bleib einfach hier sitzen Beck. Wir wissen nicht genau, wie schwer verletzt du bist und wie es dem Kleinen geht. Deswegen werden wir dich ins Krankenhaus bringen“, versuchte Wes sanft, sie zu beruhigen. „Wo ist Sid? Geht es ihm gut? Ist er bald da?“ Beckys Stimme klang so rau, dass sie sich fast selbst erschreckte. Sie räusperte sich mehrmals. „Mir ist schwindelig und ich kann nicht richtig sehen.“ „Sie haben bestimmt eine Gehirnerschütterung, Becky. Das ist der Grund, warum Sie verschwommen sehen und es Ihnen schlecht ist“, sagte Jose leise. „Wes hat Recht. Sie müssen so schnell wie möglich in Krankenhaus, um sicherzugehen, dass mit dem Baby und Ihnen alles in Ordnung ist.“ „Kannst du dich noch an Jose erinnern, Beck?“, fragte Wes. Als Becky nicht gleich antwortete fuhr er fort, „Matts Scharfschützenfreund aus der Army.“ Endlich. Erleichtert nickte Becky, weil es ihr eingefallen war. Das Nicken allerdings war weniger vorteilhaft, weil sofort wieder der Schwindel einsetzte. „Ja, jetzt kann ich mich erinnern“, wisperte sie. Plötzlich fiel ihr etwas anderes ein. „Es waren zwei Männer. Einer ist nach draußen gegangen, als…“, flüsterte sie heißer. „Ja“, bestätigte Wes grimmig, „Den haben mein Partner Jeff und ich uns schon gegriffen. Der ist gut verschnürt, genau wie dieses Stück Scheiße dort drüben. Kannst du aufstehen, Beck?“ „Ja“, krächzte Becky, woraufhin Wes sie sachte vom Stuhl hochzog. Als sie seitlich wegkippte, fing Wes sie mit einem Griff um ihre Taille ab. „Ich heb dich jetzt hoch und trag dich zum Auto. Okay?“ Wes Worte kamen sanft und leise. Er versuchte, es ihr so angenehm wie möglich zu machen, wofür sie ihm sehr dankbar war. Da fiel Becky plötzlich ein, dass ihr Handy noch eingeschaltet war und Sid in der Leitung wartete. „Mein Handy. Wo ist mein Handy? Sid ist noch in der Leitung.“ Panisch huschte ihr Blick hin und her, aber Wes fand es zuerst. Er schnappte es sich und rief, „Sid? Sid. Bist du noch dran?“ Wes drückte die Halten-Taste am Handy, hatte aber kein Gespräch mehr in der Leitung. Er versuchte, Sid anzurufen, bekam aber keine Verbindung. „Wir haben keine Verbindung mehr zu Sid, Becky. Ich vermute mal, sein Akku ist leer. Oder sie sind unterwegs hierher und gerade in einem Funkloch.“ Wes´ tröstende Worte erreichten Becky nicht wirklich und sie begann wieder zu schluchzen. „Beck. Wir fahren jetzt nach Cheyenne und unterwegs versuchen wir, Sid zu erreichen. Wenn wir ihn über sein Handy nicht kriegen, ruf ich Matt an und er versucht es weiter. Ich heb´ dich jetzt hoch, einverstanden?“ Als Becky tapfer nickte, schob Wes ihr vorsichtig einen Arm unter die Kniekehlen und griff mit dem anderen Arm, so sanft es ihm möglich war, unter ihre Achseln. Diese Berührung ließ sie erneut vor Schmerzen aufkeuchen und auch Wes zuckte zusammen. Er musste die Zähne zusammenbeißen, um seinen Frust nicht herauszuschreien. Wie zur Hölle konnte man einer Frau so etwas antun. Noch dazu einer schwangeren Frau. Ihr solche Schmerzen zufügen, sie demütigen und erniedrigen? Das ging eindeutig weit über seinen Horizont. Das würde er nie
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