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Atemlos

Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leocardia Sommer
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verstehen.

6. In der Dunkelheit

    Sid schluchzte und umklammerte Yasmins Schultern so fest, dass sie leise keuchte. Sofort lockerte er seinen Griff. Völlig fertig weinte er bittere Tränen. Seine Becky war schwanger. Sie trug sein Kind unter ihrem Herzen, war geschlagen und gewürgt worden und ganz knapp einer Vergewaltigung entgangen. Aber sie war gerettet. Seine Frau war sicher und am Leben. Und sein Kind hoffentlich auch. Sein Kind. Oh Gott. Wieso hatte sie ihm nichts davon erzählt? Sid schob diese Gedanken bewusst weg. Damit konnte er sich immer noch später auseinandersetzen. Jetzt zählte erst einmal, dass sie in Sicherheit war. Wes und Jose waren seine neuen Helden. Jose hatte diese Drecksau von Becky heruntergezerrt und ihm ordentlich in den Arsch getreten. Damit hatte er Becky das Schlimmste erspart. Sid betete inständig, dass sie oder das Baby durch die Schläge nicht ernsthaft verletzt worden waren. Er hatte noch mitbekommen, dass Jose sich um Becky kümmerte, als die Verbindung abbrach. Heulend wie ein Kleinkind vergrub er sein Gesicht in beide Hände und schickte ein Stoßgebet voller Danksagungen in Richtung Himmel. Gleichzeitig versuchte er, seinen hämmernden Puls zu beruhigen, als die überstandene Situation ihn am ganzen Körper zittern ließ. Becky war sicher. Sein Kind war sicher. Schluss mit der elenden Heulerei. Ungeduldig und angewidert über sich selbst, hob er den Kopf und blickte mit Tränen verschleiertem Blick in die Schwärze der Nacht. Yasmin linste ihn von der Seite an. Im Gegensatz von ihm hielt sie sich äußerst tapfer und war völlig still geblieben, während er wie ein Mädchen geweint und geschluchzt hatte. Als sie sah, dass er wieder ansprechbar war, ergriff sie seine Hand und drückte sie wortlos. Sid wusste nicht, welche Ausmaße Beckys Verletzungen hatten, wie sehr ihr diese Schweine zugesetzt hatten, aber er war sicher, zusammen würden sie es durchstehen, so lange es dauerte. Ganz plötzlich überkam ihn ein überwältigender Zorn und er wischte sich mit einer wütenden Handbewegung die Tränen ab. Die Wut, die in ihm hochstieg, war so heiß und sengend, dass, sollte er die Kerle in die Finger kriegen, er sie töten würde. Diese Gewissheit riss ihn aus seiner Lethargie und gab ihm neue Kraft. „E geht Becky doch gut, oder?“, fragte Yasmin mit leiser Stimme. „Es ist ihr nichts Schlimmes passiert, stimmt´s?“ Als Sid das Mädchen anschaute und zögernd den Kopf schüttelte, schlang sie die Arme um seine Hüften und drückte sich zaghaft an ihn. „Gott sei Dank. Das würde ich nämlich nicht ertragen!“ Wie auf Bestellung tauchten plötzlich in der Ferne zwei hüpfende Lichtpunkte auf, die rasch größer wurden. Sid stand auf, stellte sich vor Yasmin und zog seine Waffe, entsicherte und richtete sie auf das heranrasende Fahrzeug. Erst als der Wagen sie fast erreicht hatte, atmete er erleichtert aus. Es war Matt. Unmittelbar vor ihnen bremste Matt den Jeep ab und wirbelte damit eine große Staubwolke auf. Sid sicherte seine Waffe und steckte sie zurück in den Hosenbund. Zum ersten Mal seit Stunden ließ seine Anspannung etwas nach. Die Frauen waren fürs Erste in Sicherheit und das fühlte sich verdammt noch Mal besser an, als der Horror der letzten Stunden. Matt riss die Wagentüre auf und sprang aus dem Wagen. „Alles okay bei euch? Seid ihr in Ordnung?“ „Ja, alles klar. Yasmin ist ein wenig durchgefroren und durstig, aber sonst geht’s uns gut. Hab ich Recht, kleine Lady?“ Als Yasmin schwach lächelte, öffnete Sid die hintere Wagentüre auf der Beifahrerseite und ließ das Mädchen einsteigen. Er selbst schwang sich auf den Beifahrersitz, schloss die Augen und legte erschöpft den Kopf an die Nackenstütze. Kaum saß Matt wieder auf dem Fahrersitz, fragte Sid ihn leise, „Wie geht es ihr? Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“ Sids bang gestellte Frage ließ Matt kurz innehalten. Er betrachtete seinen Freund aufmerksam von der Seite. „Du wusstest von dem Kind? Das Becky schwanger ist?“, fragte er Sid leise. Als dieser sich durch die Haare fuhr und schweigend den Kopf schüttelte, nickte Matt. „Das dachte ich mir. Sonst wärst du wohl noch mehr durchgedreht, also so schon“, sagte er und ließ den Motor an. „Ich war über Headset mit Jose, Wes und Jeff verbunden und hab alles mitbekommen. Jose konnte das Schlimmste verhindern und sie haben Becky erstversorgt. Jetzt ist Wes mit ihr auf dem Weg ins Krankenhaus nach Cheyenne. Sie bringen sie ins

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