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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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gehört? Man bewirbt sich mit Foto, zahlt und bekommt
eine Reihe hübscher Menschen, die alle Lust auf Vögeln haben. Es ist illegal,
aber alles ganz geschmackvoll und mit Niveau. Da ist nichts Schmutziges dabei.
Du solltest mal zu so was mitkommen, du verpasst ja sonst dein ganzes
Leben.«
    »Du hast Rick gesehen, wie er mit jemanden gevögelt hat? Auf ner Party ?« Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper.
Mit nach vorne gestreckten Armen bewegten wir uns gerade zaghaft immer weiter in
den lichtlosen Raum, ohne zu erkennen, ob uns jemand entgegenkam, oder zu sehen,
was uns am anderen Ende erwartete.
    »Nicht direkt, ich wollt ja auch nicht mit ihm.«
    »Aber mit Spencer hast du …?«
    Nicht mal mehr ihre Silhouette konnte ich ausmachen, sondern hörte
sie nur neben mir kichern und roch ihr süßliches Parfüm.
    »Foufou ist auch nicht schlecht«, sagte sie dann.
    Die Dunkelheit, gepaart mit diesen pikanten Details aus Oksanas
Leben, verstörte mich.
    »Eben, er ist nicht so solide, wie er aussieht, manche sagen sogar,
er ist ein Mafioso«, sagte ich.
    Sie lachte lauthals. Niemand rempelte uns an, obwohl wir ständig von
Stimmen umgeben waren.
    »Was? So ein Quatsch! Er kommt aus gutem Elternhaus, hat
einflussreiche Freunde, da ist doch ganz normal, dass die sich Geschäfte
untereinander zuschieben. Das kann dir doch egal sein.« Sie lachte.
    »Hör auf, die Sache ist anders, als du denkst, und gar nicht lustig.
Er setzt mich unter Druck. Ich kann Ivo nicht wegen eines Buschfeuers verlassen
und mich gleich wieder in ’ne neue Beziehung stürzen, oder?«
    »Ich frag mich nur, ob ein Buschfeuer, das Jahre dauert, nicht
gewaltig groß sein muss, hm?«
    »Es entflammt sich immer aufs Neue, aber ich war schon fast geheilt.
Zweimal war er schon völlig aus meinem System, Mensch, in drei Jahren … vor
ein paar Tagen hab ich wieder den Fehler gemacht – es ist mir ein Rätsel,
warum es immer wieder passiert –, wir haben uns gesehen, und es hat
gebrannt …«
    »Dann lass es doch brennen, ist doch phantastisch!«
    »Oksana, das geht nicht. Ich muss mit Ivo
leben. Er ist der Einzige der mich vor mir selbst beschützen kann.«
    »Wow, das ist es also! Da machst du dir aber gehörig was vor. Du bist
ein Freigeist, meine Liebe, und anstatt in die Welt hinaus zu fliegen, sperrst
du dich freiwillig bei Ivo ein?«
    »Aber Rick ist keine Alternative. Der treibt es zu bunt.«
    Das Gemurmel uns umgebender Menschen wurde dichter. Wir stießen nun
an die weiche Rückwand der Box, drehten uns um und lehnten uns an. Licht
erschien am anderen Ende des Tunnels.
    »Lass uns schnell aus dieser Dunkelheit verschwinden« sagte ich.
»Denkst du, er hat ’nen Stich in der Birne?«
    Sie lachte schallend: »Ich weiß nicht, auf was er drauf ist.«
    »Mit Spencer hat er nicht?«
    »Nein, nicht als ich dabei war, aber ich weiß, dass er was mit
Spencer hatte.«
    »Das ist also doch ein Thema. Und das weißt sogar du .«
    »Klar, die stehen auf Jungs wie auf Mädels. So was spricht sich
schnell rum. Foufou ist da voll dabei. Aber seit wann machst du so was überhaupt zum Thema? Du bist doch gar nicht
so kleinkariert.«
    Sie hakte sich bei mir unter, und wir eilten dem Ausgang der Stahlbox
entgegen. Ich kam mir gerade schrecklich spießig vor neben Oksana und
schwieg.
    »Liebst du ihn?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Na, dann ist es ja gut. Genieß ihn einfach, solange du kannst.« Sie
drückte mich enger an sich.
    Um nach dem Gespräch mit ihr meine innere Ruhe wiederzufinden, blieb
ich noch in der Tate Modern und sah mir Monets Wasserlilien an. Malerei hatte
mich immer beruhigt. Ich setzte mich in den gedämpft beleuchteten Raum und
verlor mich im Gemälde. Dabei dachte ich an friedvollere Zeiten mit Rick. Die
Leichtigkeit und Schwere, die in ihm aufeinanderprallten. Seine rauchige Stimme,
die mir Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterte und in der nächsten Sekunde
unglaubliche Obszönitäten von sich gab. Fast unmerklich hatte er sich in mein
Leben gewoben. Wusste mit meinen Sehnsüchten umzugehen und sie noch zu
verstärken. Er hatte wieder die Seite in mir wach geküsst, die schon immer in
mir schlummerte, die auszuleben ich aber nicht mehr gewagt hatte. Wie riskant es
immer wieder gewesen war, dass unser Spiel aufflog. Die Erinnerung an unseren
ersten gemeinsamen Galeriebesuch kreuzte meine Gedanken.

8
    Es war eines Vormittags im ersten Frühling, seitdem wir
uns kannten. Wir hatten uns gut zwei Wochen lang nicht gesehen und auch nur
selten

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