Atemlose Leidenschaft in deinen Armen
rief er und machte sich zurück auf den Weg zum Auto. „Aber für den Schaden am Jaguar zahlst du, hörst du? Und für so manches andere auch!“
Er ist wirklich völlig verrückt geworden, schoss es ihr durch den Kopf. Zu ihrer Erleichterung hörte sie dann, wie die Autotür zuschlug und David mehrfach den Motor aufheulen ließ. Schließlich fuhr er los. Ein schepperndes Geräusch war zu hören; offenbar hatte sie bei ihrem Manöver die Stoßstange beschädigt. Kaum war David davongefahren, raste auch der Lkw vorbei. Von dieser Seite hatte sie also keine Hilfe zu erwarten.
Noch immer wagte sie sich nicht hinter dem Baum hervor, aus Angst, David könnte zurückkommen. Sie wartete bange Momente, die ihr wie eine Ewigkeit erschienen, aber kein verdächtiges Geräusch war zu hören. Plötzlich fiel ihr das Handy wieder ein. Doch ihre Handtasche war weg. Offenbar hatte sie sie unbemerkt während ihrer Flucht fallen lassen, wahrscheinlich, als sie gestürzt war. Verzweifelt begann sie danach zu suchen.
Mit bloßen Händen tastete sie den Waldboden ab und fror dabei erbärmlich, durchnässt, wie sie war. Am liebsten hätte sie aufgegeben, sich zusammengekauert und wie ein Schlosshund geheult. Doch das durfte sie nicht. Wenn sie jetzt die Beherrschung verlor, konnte sie gleich alle Hoffnung aufgeben. Also riss sie sich zusammen und suchte weiter. Zähflüssig verrann die Zeit.
Als sie bereits der Verzweiflung nahe war, fühlte sie plötzlich das glatte Leder der Handtasche. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie drei Anläufe brauchte, bis es ihr endlich gelang, den Verschluss zu öffnen. Ihr fiel es schwer, das Handy überhaupt festzuhalten, und jetzt eine Nummer zu wählen war ein Ding der Unmöglichkeit. Obendrein musste sie feststellen, dass David das Gerät offenbar ausgeschaltet hatte, während sie bewusstlos gewesen war. Mit höchster Konzentration gelang es ihr, es wieder betriebsbereit zu machen – doch in diesem Moment ertönte ein warnendes Piepen: Akku schwach!
Nein, nein, nicht das jetzt auch noch! Das durfte nicht wahr sein. Wenn der Akku jetzt seinen Geist aufgab, konnte sie alle Hoffnung fahren lassen. Schon oft hatte sie vergessen, ihr Handy aufzuladen – und nun schwor sie sich, das würde ihr nie wieder passieren. Vielleicht würde der Akku gerade noch für einen Anruf reichen. Es war eine Ironie des Schicksals, dass David durch das Ausschalten – sicher damit kein Klingeln sie aus ihrer Betäubung riss – die allerletzte Akkukraft bewahrt hatte.
Mit zitternden Händen betätigte sie die Rückruftaste. Constantine antwortete sofort.
„Gianna?“
Sie brach in Tränen aus. „Hilf mir! Bitte, bitte, hilf mir!“
4. KAPITEL
Mit kreischenden Bremsen hielt Constantine seinen Porsche vor der Tankstelle an.
Suchend blickte er sich um. Nichts. Niemand.
Mitten im Gespräch hatte Giannas Handy seinen Geist aufgegeben, und er konnte nur hoffen, dass er die richtige Tankstelle auf der richtigen Straße gefunden hatte. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, aber das änderte nichts daran, dass sie irgendwo da draußen war, durchnässt und frierend.
Schnell stieg er aus und rief: „Gianna? Wohl steckst du, piccola? “
Gerade als er zum Wald hinüberblickte, tauchte Gianna aus dem Unterholz auf. Sie wollte seinen Namen rufen, aber selbst dazu fehlte ihr die Kraft. Nur ein leises Wimmern entwich ihrer Kehle. Sie hob ihr durchnässtes, zerrissenes Kleid an und lief über die regennasse Straße, ohne auf die Pfützen zu achten, in die ihre bloßen Füße immer wieder platschten. Einerseits war er unendlich erleichtert, sie zu sehen, doch ihr erbärmlicher Anblick schockierte ihn zutiefst.
Sie war kaum wiederzuerkennen. Keine Spur mehr von der eleganten, gepflegten Frau, die sie noch am Abend gewesen war. Jetzt war sie ein verschmutztes, zerkratztes, hilfsbedürftiges Häufchen Elend. Ihn wunderte es, dass sie überhaupt noch laufen konnte. Vielleicht war es eine Art Schock, der sie ihre Schmerzen vergessen ließ.
Er lief auf sie zu, und als sie sich am Straßenrand trafen, flüchtete sie sich in seine Arme, und er hielt sie ganz fest. Die Hauptsache war, dass sie lebte. Zitternd und unter Tränen versuchte sie ihm etwas zu sagen, aber er verstand kein Wort. Sie musste völlig unterkühlt sein.
Mit einem gewandten Griff nahm er sie auf den Arm und trug sie zum Auto. „Wir müssen dich unbedingt aufwärmen“, sagte er. „Und du musst aus den nassen Klamotten raus.“
Sie schien vor
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