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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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glaubte. »Nun, vielleicht irre ich mich, aber mir scheint, als versuchten manche Numerologen der Natur in die Rechnung zu pfuschen.«
    Es war dreist, so etwas zu sagen, auch wenn er den kritisierten Kreis mit dem Wort ›manche‹ unspezifisch kleinhielt. Er wußte nicht, zu welcher Zahlenphilosophie Cenedi neigte. Es gab Dutzende von unterschiedlichen Richtungen. Er hoffte auf ein Bekenntnis Cenedis. Doch der schmunzelte nur und sagte schließlich: »Und was tun die Computer, die Sie entwerfen. Pfuschen die der Natur nicht viel mehr ins Handwerk, indem sie Sterne auf einen anderen Kurs bringen?«
    »Das wäre mir neu. Die Bahn der Sterne ist von der Natur vorgegeben. Sie ist auch Ursache dafür, warum Treibstoffbehälter mit einer Schlingerwand ausgestattet werden müssen.«
    »Sind wir in Ihren Augen abergläubische Narren?«
    »Gewiß nicht. Die Atevi haben sich eine Welt geschaffen, an der nichts auszusetzen ist. Aber wenn sie von unseren Wissenschaften profitieren wollen…«
    »Halten Sie Numerologie für eine Torheit?«
    Das zuzugeben wäre Ketzerei. Bren fürchtete plötzlich, daß irgendwo ein Tonbandgerät versteckt sein könnte. Aber er scheute auch davor zurück, Cenedi zu belügen und zu riskieren, daß die bislang höflich verlaufene Unterhaltung abgebrochen werden könnte, noch ehe das eigentliche Thema angesprochen war.
    »Nadi«, sagte er, »ich schwöre, wir haben den Atevi nur günstige Zahlen gebracht. Zahlen, die funktionieren und deren Gültigkeit überprüfbar ist. Und trotzdem zweifeln manche daran, anstatt die Natur zu Rate zu ziehen.«
    »Sie zweifeln vielleicht weniger daran als am guten Willen der Menschen.«
    Was so beiläufig klang, war todernst gemeint. Sie saßen hier im Licht der Öllampen – er, Bren, Cenedi gegenüber, in dessen Büro, ohne zu wissen, welche Rolle Cenedi in Wirklichkeit spielte, worauf er abzielte, welche Gefahr von ihm ausging.
    »Nadi, meine Amtsvorgänger haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, weshalb und in welcher Absicht die Menschen auf diesem Planeten gelandet sind. Wir sind durch einen Unfall hierher verschlagen worden und waren verzweifelt. Daß Atevi hier lebten, wußten wir nicht. Wir wollten nicht verhungern und waren zur Landung gezwungen. Und dann sahen wir, daß die Atevi technisch weit fortgeschritten waren und auf demselben Weg wie wir. Wir glaubten fest daran, daß den Atevi durch uns kein Schaden zugefügt wird, und wählten einen entlegenen Landeplatz, um uns nicht aufzudrängen. Aber das war leider unser erster Fehler.«
    »Und worin bestand Ihrer Meinung nach der zweite?«
    Sie kreuzten durch eine See voller Eisberge. Cenedis Fragen waren allesamt gerechtfertigt, und Bren hielt sich mit seinen Antworten an das, was seit über einem Jahrhundert akzeptiert wurde.
    Bren überlegte und ließ lange mit der Antwort auf sich warten, weil ihm die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf gingen, und dann wurde er hektisch aus Sorge, Cenedi könne sein Schweigen mißverstehen.
    »Der zweite Fehler ist beiden Seiten anzukreiden«, sagte er. »Daß es zum Krieg kam. Wir hatten im Vorfeld gewisse Dinge völlig falsch gedeutet und uns irrigerweise ermutigt gefühlt…«
    »Wozu?«
    Der atevischen Sprache fehlte das Wort, mit dem er antworten wollte. »Von guter Nachbarschaft auszugehen. Meine Vorfahren waren voller Hoffnung, zumal ihre Siedlung einen vielversprechenden Anfang genommen hatte.«
    »Sie behaupten doch nicht, daß wir den Krieg angezettelt haben, oder?«
    »Nein, aber uns ist dieser Vorwurf genausowenig zu machen. Davon bin ich überzeugt.«
    Cenedi tippte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er schien nachzudenken. Dann: »Es hat also ein Unfall die Menschen zu uns gebracht. Waren da womöglich ungünstige Zahlen oder falsche Berechnungen im Spiel?«
    Es fiel Bren schwer zu atmen, vielleicht wegen der durch die Öllampen verbrauchten Luft, vielleicht auch weil ihn die Fragen Cenedis zunehmend beklommen machten. »Ich weiß nicht. Ich bin kein Wissenschaftler.«
    »Aber Ihre Zahlen beschreiben doch zuverlässig die Natur, wenn ich richtig verstanden habe. Ist der Unfall etwa auf übernatürliche Gründe zurückzuführen?«
    »Wohl kaum. Vielleicht sind einige Aggregate oder Rechner ausgefallen. So was kann vorkommen. Der Weltraum ist voller Staub und Gestein. Kollisionen sind nicht immer vermeidbar.«
    »Ihre Zahlen sind also doch nicht so zuverlässig, wie behauptet.«
    Wieder so ein versteckter Vorwurf der Ketzerei. »Unsere

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