Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
ihr Spiel eingegangen, indem er seinen Paidhi nach Malguri geschickt hatte, damit sie ihre Neugier befriedigen und ihn zur Rede stellen konnte – auch auf die Gefahr hin, daß sie den Paidhi an die Gegner auslieferte. Vielleicht hatte Tabini darauf spekuliert, daß die Rebellen ihrerseits mit Täuschungen taktierten und bei Ilisidi in Ungnade fallen würden. Denn die Aiji-Mutter war viel zu gerissen, als daß sie sich von Numerologen oder Angstmachern überlisten ließe. Und wahrscheinlich hatte sie verstanden, daß Tabini ihr ein Friedensangebot in Gestalt seines Paidhi zu machen versuchte, ein Angebot, das in ihrem Alter attraktiver sein mußte als eine Verschwörung mit aufsässigen Provinzfürsten, die sich am Ende womöglich gegenseitig bekriegten – wie es zwischen atevischen Lords schon allzuoft der Fall gewesen war.
    Aber solche Vermutungen Ilisidi oder Cenedi gegenüber zu äußern durfte sich Bren nicht erlauben. Die Sache war zu vertrackt, und außerdem kam es zur Zeit vor allem darauf an, die Hierarchie innerhalb der Gruppe einzuhalten. Babs preschte vorneweg, während Tali und Nokhada um die zweite Stelle stritten, ungeachtet ihrer Reiter und der persönlichen Probleme, die diese miteinander haben mochten. Bren tat gut daran, sich nicht zwischen Ilisidi und Cenedi zu drängen. Cenedi wäre ungehalten, und Tali würde einen solchen Versuch nicht wehrlos hinnehmen, und Bren hatte es ohnehin schwer genug, im Sattel zu bleiben.
    Er war wieder bei Verstand, der Anfall verflogen dank neugewonnener Zuversicht und einem rettenden Ziel vor Augen.
    Aber noch konnte er sich nicht in Sicherheit wiegen. Ilisidis Hilfe war an Bedingungen geknüpft, und es blieb mehr als fraglich, ob diese Frau, die Tabini ›’Sidi-ji‹ nannte, tatsächlich die Fronten gewechselt hatte oder nicht doch einen eigenen Kurs verfolgte mit dem Ziel, die Macht im Westbund zu übernehmen.
    Von einem schwindelnden Moment zum nächsten war er wieder voller Argwohn und Mißtrauen.
    Vierzehn verschiedene Wörter hatten die Ragi-Atevi für Betrug, und eines davon ließ sich umschreiben mit ›Einlenken auf den naheliegenden Kurs‹.
     
     
     
     

XIII
     
    Ein ausgetretener Pfad war nicht zu erkennen. Bren sah Ilisidi um Längen voraus, und wie eins der flüchtigen Gespenster von Malguri huschte Babs zwischen hochaufragenden Felsbrocken davon.
    Dann hatte er sie und Cenedi aus den Augen verloren, konnte sich aber darauf verlassen, daß Nokhada ihnen auf der Fährte blieb, und an der Spitze eines Pulks aus über zehn Reitern und zwei Dutzend Mecheiti gelangte er schließlich auf eine windige Anhöhe, an deren Fuß ein schmaler Flußlauf zu erkennen war, begleitet von grasüberwucherten Fahrrinnen.
    Sollte das etwa die Straße sein, von der Cenedi gesprochen hatte?
    Die Gruppe sammelte sich, und Cenedi schickte einen der Reiter los, um nach frischen Radspuren Ausschau zu halten.
    Wenn überhaupt, so schaffte es nur eine schwere, geländegängige Maschine auf dieser Piste hier herauf. Jedenfalls kein gewöhnliches Fahrzeug. Und falls die Aufständischen auftauchten, wären sie dank der wendigen Mecheiti schnell abgehängt. Daß sie reitend geflohen waren, machte für Bren nun nachträglich Sinn. Sie befanden sich auf wildem, unwegsamem Gelände. Da war weit und breit kein Telefon, keine Stromleitung, keine gepflasterte Straße oder gar ein Bahnanschluß.
    Sie blieben auf der Anhöhe zurück, während der Kundschafter den Hang hinunterritt, die Spuren musterte und schließlich mit negativem Bescheid zurückkehrte.
    Bren war tief enttäuscht, und er fürchtete, daß es nun ohne Banichi und Jago weiterginge. Er wollte schon Protest einlegen und zu bedenken geben, daß die beiden womöglich aufgehalten worden seien. Doch Cenedi kam ihm zuvor und forderte dazu auf, abzusteigen und zu warten.
    Bren atmete erleichtert auf. Er trat Nokhada in die Flanken, doch die wollte von dieser Aufforderung nichts wissen, und anstatt in die Knie zu gehen, riß sie ihm mit einem Kopfschlenker die Zügel aus der Hand, drehte sich – zur Schadenfreude der anderen – bockend im Kreis und schüttelte seine schmerzenden Glieder durch, bis endlich einer der Reiter Erbarmen hatte und das Tier bei den Zügeln festhielt.
    »Nand’ Paidhi.« Bren erkannte den Mann an der Stimme wieder. Es war jener, der ihm vergangene Nacht im Waschraum fast die Schulter ausgekugelt hatte. Er führte Nokhada am Zügel herum, ließ sie, zum Hang hin gerichtet, auf die Knie gehen und

Weitere Kostenlose Bücher