Atevi 1 - Fremdling
steht in Flammen. Banichi kann nicht laufen. Aber er hält die Angreifer zurück, bis Sie und die anderen weit genug weg sind.«
»Er hält sie zurück? Zum Teufel noch mal, er soll kommen!«
»Verdammt, er kann nicht. Bren-ji…«
Er hörte nicht auf atevische Logik und rannte weiter, den Hang hinunter auf den Weg zu, dem Rauch entgegen. Jago folgte; sie fluchte und schrie, er sei ein Narr und solle kehrtmachen.
Dann hörte er auch Reiter im Rücken. Er schlitterte über die Halde auf den Weg, tauchte in der Rauchwolke unter und rannte, getrieben von der Angst, daß ihn die Mecheiti niedertrampeln könnten, daß Cenedi ihn zu fassen bekäme, zum Rückzug zwänge und Banichi sich selbst überließe.
Heiß schlug ihm der Rauch ins Gesicht, doch er sah das rot glühende Zentrum, das sich als brennende Karosserie mit geöffneten Türen entpuppte. Das Rattern der Maschinengewehre hallte von den Hügeln ringsum, und mittendrin aus der Nähe des Fahrzeugs waren vereinzelt Schüsse zu hören.
»Banichi!« schrie er und wischte Tränen und Ruß aus den Augen, um in den beißenden Schwaden Einzelheiten ausmachen zu können. Am Wegrand vor grauem Gestein entdeckte er eine schwarze Gestalt, die eine Pistole in den Händen hielt. Ein Geschoß schlug in den Boden, ließ Dreck und Steine aufspritzen und jagte Bren einen Splitter ins Bein, als er zu Banichi hinter den Felsen in Deckung sprang.
»Verflucht!« brüllte Banichi. »Scheren Sie sich weg!« Doch Bren packte ihn beim Arm und versuchte, ihn aufzurichten. Daß Banichi Schmerzen hatte, war nicht zu verkennen. Er stützte sich am Felsen ab und drängte Bren mit hektischen Gesten zur Flucht, während eine Salve von Geschossen über ihren Köpfen auf die Felswand prasselte.
Jetzt war auch Jago zur Stelle. Sie stützte Banichi auf der anderen Seite. Der gab nun nach, ließ sich helfen und zwischen den Spurrinnen des Weges wegführen. Der Beschuß ging unvermindert weiter. Krachend zerschlugen Kugeln das Fahrzeugblech. Die Hitze benahm den Atem und brannte auf der Haut, doch der dichte Rauch bot Deckung.
Auch aus anderer Richtung waren Schüsse zu hören. »Cenedi«, stöhnte Jago. »Er ist vor uns auf dem Weg.«
»Runter zum Fluß!« rief Banichi; er zwang die beiden am Fahrzeug vorbei und über den Wegrand. Von der Böschung gerutscht, klatschten sie in knietiefes, dampfendes Wasser.
Die Lungen brannten. Die Augen tränten. Bren glaubte, ersticken zu müssen, doch er hielt Banichis Arm geschultert und stützte ihn, so gut er konnte. Auf der anderen Seite trug Jago, weil sie größer war, den Hauptteil der Last.
Sie waren aus der Schußlinie heraus, schleppten sich hustend und ächzend im Flußbett zwischen glatten, glitschigen Steinen voran, bis Banichi haltzumachen verlangte, erschöpft in die Knie sank und seine Pistole ins Halfter zurücksteckte.
»Nadi, wo sind Sie verletzt?« fragte Bren. »Hat Sie eine Kugel erwischt?«
»Keine Kugel«, ächzte Banichi. »Sie haben uns erwartet, gleich hinter Zinnen, und uns in die Luft zu sprengen versucht. Verdammt, ist Cenedi mit seinen Leuten da?«
»Ja«, antwortete Jago und versuchte, ihn wieder hochzuhieven. Er half nach Kräften mit, doch das Bein auf Jagos Seite gab nach unter seinem Gewicht. Bren legte sich ins Zeug, und zusammen stiegen sie auf den Weg zurück, Cenedis Stellung entgegen, in Richtung der wehenden Rauchfahne.
Unmittelbar vor ihnen schlugen Geschosse ein. Die drei warfen sich zwischen Felsen am Wegrand zu Boden. Bren krümmte den Rücken unter der drohenden Wahrscheinlichkeit, durchlöchert zu werden von einer der Kugeln, die aus allen Richtungen abgefeuert zu sein schienen, Dreck aufspritzten und Sträucher zerfetzten.
Dann wurde es plötzlich still. Er raffte sich auf und stemmte Banichi in die Höhe, als ein Mann rennend aus dem Rauch auftauchte, unmittelbar gefolgt von einem Mecheita, das ihn zu Boden schleuderte, knurrend auf ihm herumtrampelte und mit den bronzenen Spitzen der Stoßzähne zerfleischte.
»Schnell!« rief Jago, doch ehe sie den Wegrand erreichten, stampften weitere Mecheiti aus schwarzem Dunst herbei. Banichi forderte Jago auf, seine Pistole zu ziehen.
Und dann tauchte noch ein Mecheita auf. Bren erkannte es auf den ersten Blick. Nokhada! Sie tobte und wütete unter den anderen Tieren, trat mit der Hinterhand und stieß mit den Zähnen zu, mußte sich aber gefallen lassen, das ihr ein anderes wild gewordenes Tier mit Wucht in die Flanke fuhr. Jetzt, gütiger Himmel, kam auch
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