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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mitgeteilt wurde, daß auf dem Dach nichts Verdächtiges zu bemerken sei.
    Bren fühlte sich unwohl in seiner Haut. Daß er eine Waffe hatte, war nicht rechtens, und er mußte fürchten, daß Banichi ihn deswegen festnehmen würde. Als der sein Funkgerät in die Tasche zurückgesteckt hatte, packte er Bren bei den Armen und zog ihn zu sich an den Rand des Bettes.
    Die andere Wache kehrte durch die Terrassentür ins Zimmer zurück. Es war Jago. Sie arbeitete immer mit Banichi zusammen. »Da sind Blutspuren. Ich habe die Posten an den Toren verständigt.«
    Seine Schüsse hatten also doch getroffen. Jago ging wieder nach draußen. Banichi schaltete das Licht ein und kam zurück; seine gelben Ateviaugen funkelten. In seinem schwarzen, glatten Gesicht lag ein drohender Ausdruck.
    »Der Aiji hat mir die Pistole gegeben«, beeilte sich Bren zu versichern, um Banichis Vorwurf zuvorzukommen. Banichi blieb eine Weile stumm vor ihm stehen und sagte schließlich:
    »Das ist meine Waffe.«
    Bren zeigte sich verwirrt. Fröstelnd zitterte er am nackten Körper und zog die Decke über den Schoß. Im Garten wurde es laut; Jago brüllte auf andere Wachen ein.
    »Das ist meine Waffe«, wiederholte Banichi. »Kann es daran irgendwelche Zweifel geben? Sie sind durch ein Geräusch geweckt worden. Draußen schlich ein Assassine ums Haus. Ich habe auf ihn geschossen. Was haben Sie gesehen?«
    »Einen Schatten. Einen Schatten, der durch die Gardinen ins Zimmer trat.« Wieder geriet er ins Zittern. Er wußte, es war dumm gewesen, so einfach drauflos zu schießen, durch die offene Tür in den Garten, geradewegs auf das Küchengebäude zu. Das Geschoß hätte von einer Wand abprallen und in den Seitenflügel schlagen können, wo andere schliefen. Hände und Ohren waren immer noch wie betäubt von dem Knall, und in der Luft hing stinkender Schmauch.
    Es regnete inzwischen heftig. Banichi sprach über Funk mit dem Posten und belog die Kollegen, indem er behauptete, auf einen Eindringling geschossen zu haben, als der sich über den Paidhi herzumachen versuchte; nein, der Paidhi sei unverletzt, aber völlig verängstigt; es bestehe keine Veranlassung, den Aiji zu wecken, falls er denn noch schlafe und von den Schüssen nicht aufgeschreckt worden sei. Allerdings müßten die Wachen verdoppelt und die Suche verstärkt werden, vor allem an der Südpforte, und zwar bevor der Regen alle Spuren verwischen würde, sagte Banichi.
    Banichi meldete sich ab.
    »Warum sind die hierher gekommen?« fragte Bren. Er bezog sich auf die erwähnten Assassinen, konnte aber kaum glauben, daß es jemand, der noch recht bei Verstand war, wagen würde, in den streng bewachten Hof des Aiji vorzudringen, der von Hundertschaften verteidigt wurde.
    Und das, um ausgerechnet ihn, Bren Cameron, den Günstling des Aiji und aller Nai’aijiin, zu liquidieren? Das ergab keinen Sinn. Wer sollte Interesse daran haben?
    »Nadi Bren.« Banichi hatte seine kräftigen Arme vor der Brust verschränkt und schaute auf ihn herab, als habe er ein dummes Kind vor sich. »Was haben Sie gesehen?«
    »Wie gesagt, einen Schatten, der hinter den Vorhängen hervortrat.« Die Betonung der Frage verunsicherte ihn. Vielleicht hatte er bloß geträumt und wegen einer Einbildung das ganze Haus und alle Wachen in Aufregung versetzt. Er war sich nicht mehr sicher, überhaupt etwas gesehen zu haben.
    Doch Jago hatte eine Blutspur entdeckt, was nur bedeuten konnte, daß irgend jemand getroffen worden war. Von seinen Schüssen.
    »Ich habe die Pistole abgefeuert«, sagte Banichi. »Stehen Sie auf und waschen Sie Ihre Hände, Nadi. Am besten gleich zwei-, dreimal nacheinander. Und halten Sie die Terrassentür verschlossen.«
    »Die ist doch bloß aus Glas«, meinte Bren. Er fühlte sich nicht mehr sicher. Vor zwei Wochen hatte ihm der Aiji die Pistole gegeben und beigebracht, wie damit umzugehen war. Sie waren allein gewesen, draußen im Landhaus bei Taiben. Davon konnte also niemand wissen, auch nicht Banichi und am wenigsten der Meuchler – falls der tatsächlich ums Haus geschlichen war und nicht bloß irgendein harmloser Nachbar, der nach draußen gegangen war, um frische Luft zu schnappen.
    »Nadi«, sagte Banichi. »Waschen Sie jetzt Ihre Hände.«
    Bren rührte sich nicht vom Fleck. Er war verwirrt und zu naiv, um zu begreifen, was geschehen war. Warum in aller Welt, warum hatte ihm der Aiji dieses unerwünschte Geschenk gemacht. Zugegeben, es gab Anzeichen, die nichts Gutes erhoffen ließen, und

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