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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und Keksen. Aber Dienstboten zu rufen und sie mit seinem Auftrag durchs halbe Haus eilen zu lassen würde nur die Ermittlungen stören.
    Der Regen hatte zugenommen und prasselte gegen das Glas. Daß man den Assassinen jetzt noch erwischte, war mehr als unwahrscheinlich.
     
    Am Morgen rollten Moni und Taigi mit dem Frühstückswagen an – und brachten die Nachricht, daß Tabini-Aiji ihn, Bren, so bald als möglich zu sprechen wünsche.
    Das überraschte nicht. Im Gegenteil, weil er damit gerechnet hatte, war er schon vor Anbruch der Dämmerung aufgestanden, um sich zu duschen und zu rasieren. Ohne die Hilfe seiner Diener in Anspruch zu nehmen, hatte er Hemd und Hose angezogen und die Haare zu einem Zopf zusammengeflochten. Er hatte den Fernsehapparat eingeschaltet und das Morgenmagazin angesehen. Daß der Zwischenfall mit keinem Wort Erwähnung fand, verblüffte ihn sehr. Statt dessen wurde ausführlich über das Gewitter in der Nacht berichtet und darüber, daß über Shigi und Wingin ein heftiger Hagelschauer hereingebrochen sei, der viele Dächer beschädigt habe.
    Daß die erwartete Nachricht ausblieb, enttäuschte ihn seltsamerweise, ja, er fühlte sich irgendwie beleidigt. Schließlich war ein Meuchler in sein Zimmer vorgedrungen, und obwohl es ihm nur recht sein konnte, daß er vor der Öffentlichkeit aus dieser Sache herausgehalten wurde, hatte er doch gehofft, bestätigt zu finden, daß es zu einem Anschlag auf den Hof des Aiji gekommen war. Am liebsten hätte er gehört, daß man den Eindringling dingfest gemacht habe und nun Verhören unterziehe.
    Aber nichts dergleichen, jedenfalls nicht in den Fernsehnachrichten. Moni und Taigi servierten das Frühstück, ohne eine einzige Frage zu stellen oder den Vorfall zu kommentieren. Es schien sie auch nicht zu interessieren, warum im Bad so viele Handtücher auf dem Boden lagen. Sie übermittelten lediglich, wie vom Personalbüro beauftragt, die Nachricht des Aiji, schafften Ordnung in der Wohnung und nahmen mit keiner Bemerkung Bezug auf das, was in der Nacht geschehen war.
    Im vergangenen Frühjahr hatte der Lord von Talidi draußen im Wassergarten einen entfernten Verwandten ermordet, nachdem er mit ihm über eine antike Waffe in Streit geraten war. Noch Tage danach hatte der gesamte Hofstaat Kopf gestanden.
    Heute blieb alles ruhig. Guten Morgen, nand’ Paidhi, wie ist Ihr wertes Befinden? Noch ein paar Beeren? Ein Schlückchen Tee?
    Dann aber schließlich meldete sich Moni zu Wort, der sonst selten den Mund aufmachte. »Wir sind alle froh, daß Ihnen nichts passiert ist, nand’ Paidhi.«
    Er schluckte gerade ein Stück Frucht hinunter.
    Erleichtert hakte er nach: »Haben Sie von der Unruhe letzte Nacht etwas mitbekommen?«
    »Die Wache hat uns geweckt«, antwortete Taigi. »Da wurde uns bewußt, daß etwas vorgefallen war.«
    »Haben Sie denn nichts gehört?«
    »Nein, nand’ Paidhi.«
    Vielleicht, so mutmaßte er, waren die Schüsse für Donnerschläge gehalten worden. Sturm und Regen hatten wohl ein übriges zu dieser Täuschung beigetragen. Mittlerweile fiel es ihm selbst schwer, sich an konkrete Einzelheiten zu erinnern; fast hatte er den Eindruck, als sei die Gestalt in der Terrassentür einem Traum entstiegen. So sehr hatte ihn das Schweigen der Diener verunsichert, daß er an seinem Verstand zu zweifeln begann.
    Über die plausible Erklärung, die ihm nun geboten wurde, freute er sich um so mehr. Der Lärm der Schüsse war also nicht bis zur Dienerschaft vorgedrungen, deren Quartiere neben den alten Mauern auf der anderen Seite des Hügels lagen. Es hatte ja dieses heftige Gewitter eingesetzt. Und daß ihm in seinem heillosen Schrecken über den versuchten Anschlag die krachenden Schüsse vorgekommen waren wie Weltuntergangsgetöse, bedeutete beileibe nicht, daß auch alle anderen auf gleiche Weise davon Kenntnis genommen hatten.
    Immerhin zeigten sich Moni und Taigi besorgt um ihn; vielleicht waren sie auch verwundert über sein Verhalten als Mensch; vielleicht hatten sie anderes von ihm erwartet. Wie dem auch sei, die beiden hielten sich bedeckt. Verständlich, denn wer wie er, Bren, Staub aufgewirbelt hatte, durfte sich nicht wundern, wenn man ihm vorenthielt, was über ihn gemunkelt wurde. Gerade jetzt in dieser Krisensituation war jede Information von weitreichender Bedeutung, und wer den Anschein erweckte, etwas zu wissen, mußte damit rechnen, daß er von den Ermittlern ins Visier genommen würde. Wer wollte das schon? Insbesondere

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