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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Frage ernst zu nehmen. »Ich weiß nicht.«
    »Wie, der Paidhi weiß nicht, was er will?«
    »Ich weiß nicht, was im Blick auf ferne Zukunft möglich ist, und darum beschränke ich mich darauf, Schritt für Schritt zu planen.«
    »Was ist Ihr ehrgeizigster Plan?«
    »Der Ausbau der Schienenwege.«
    »Unsinn. Wir haben die Eisenbahn erfunden. Die Menschen können sich allenfalls ein paar Verbesserungen zugute halten.«
    Zugegeben, aber die Dampflokomotiven und Dampfschiffe der Atevi waren äußerst dürftige Maschinen gewesen und deren Kessel in erschreckender Regelmäßigkeit explodiert.
    »Was sonst noch, Paidhi? Mondraketen? Sternreisen?«
    Jetzt wurde es heikel. »Ja, durchaus, es wäre schön, wenn ich noch erleben könnte, daß die Atevi die Schwelle zur Raumfahrt überschreiten. Denn dann ist in der Tat unendlich viel möglich. Aber wir sind uns noch allzusehr im unklaren über die Konsequenzen. Die sorgsam abzuschätzen und entsprechend zu beraten sehe ich als meine Aufgabe an, Nai-ji.« Es war das erste Mal, daß er sein Amt so definierte. »Wenn wir die Welt von oben sehen, verändert sich alles.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    Wieder so eine heikle Frage; sie zielte auf kulturelle und philosophische Belange. Er schaute auf den See hinaus und den von Bergen eingegrenzten Horizont.
    »Mit zunehmender Höhe verändert sich die Perspektive auf die Welt. Von unserem Standort aus sehen wir drei Provinzen. Was nicht zu erkennen ist, sind die durch Verträge festgelegten Grenzen.«
    »Und ob. Die Gebirgskette und der Fluß sind sehr wohl erkennbar.«
    »Aber angenommen, dieser Berg da wäre so hoch, daß er bis an den großen Mond reichte, und Sie würden auf seiner Spitze wohnen; könnten Sie dann die Grenzen ausmachen, und wenn ja, würden diese für Sie das gleiche bedeuten wie für all jene, die unten im Tal leben?«
    »Ein Man’chi ist auch nicht fürs Auge sichtbar und bleibt trotzdem von entscheidender Bedeutung, so wie eine Grenzlinie, über deren Verlauf sich Aijiin geeinigt haben.«
    Mit dieser Antwort hatte er gerechnet. Von Tabini wären ähnliche Worte zu hören gewesen. Daß Atevi in Grundsatzfragen so berechenbar reagierten, befriedigte Bren.
    »Nun gut, daran würde sich also nichts ändern«, sagte er. »Auch nicht, wenn Sie auf dem höchsten aller Berge stünden.«
    »Ein Man’chi bleibt bestehen«, bekräftigte Ilisidi.
    »Selbst dann, wenn Sie diese Welt jahre- , jahrzehntelang aus den Augen verlieren.«
    »Selbst wenn ich in der Hölle landen würde. Aber das versteht ein Mensch wohl nicht.« Babs legte einen Schritt zu und entfernte sich ein wenig. Doch schon bald hatte Nokhada wieder Anschluß gefunden.
    Auch das war Thema der Machimi-Spiele: das katastrophale Ereignis, wodurch alles, was man für wichtig erachtet hat, auf den Kopf gestellt wird, aber so, daß Wahrheit zum Vorschein kommt und geklärt wird, was Man’chi im wesentlichen bedeutet.
    Es schien, als wartete Ilisidi auf einen Kommentar zu ihrer Bemerkung. Bren fiel auf die Schnelle nichts Gescheites ein, aber um sie nicht zu enttäuschen, sagte er: »Zugegeben, die Menschen haben sich zu Anfang schwer getan und die Ansichten ihrer Gastgeber nicht zu würdigen gewußt. Aber unsereins ist genausowenig verstanden worden. Und so kam es zu diesem schrecklichen Krieg.«
    »Ursache für den Krieg war die Besitznahme Mospheiras und die Vertreibung Tausender von Atevi, die sich nicht zur Wehr setzen konnten, weil die Menschen überlegene Waffen hatten«, entgegnete Ilisidi streng, aber ohne Groll. »War es nicht töricht von Ihnen, diese Überlegenheit preiszugeben und uns aufzurüsten mit Ihrer Technologie? Wozu das alles?«
    Er hörte diese Frage nicht zum ersten Mal. Sie war den Atevi nach wie vor ein Rätsel und dazu angetan, Argwohn zu schüren. Es gab nur eine Antwort darauf, und die war unübersetzbar: Wir hofften darauf, eure Freundschaft zu gewinnen.
    Statt dessen half er sich mit der gängigen Formel aus: »Wir sahen die Möglichkeit, uns mit den Atevi zu verbünden, und rechneten mit ihrem Wohlwollen, der uns zum Vorteil gereichen würde hier in dieser Welt, wohin uns das Schicksal verschlagen hatte.«
    »Sie wollen uns einreden, was besser für uns sei, Straßen oder Schienen, entscheiden nach eigenem Gutdünken, worauf wir verzichten sollen. Sie versprechen uns wahre Wunder. Aber wie ich höre, bleiben die größten Wunder für Mospheira reserviert, wo es jede Menge Annehmlichkeiten gibt, die uns vorenthalten bleiben. Zum

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