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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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glücklich über die neugewonnenen Eindrücke. Er hatte die Landschaft kennengelernt, wunderschöne Ausblicke auf die Burg und die angrenzenden Provinzen genossen und sogar erfahren, was es mit der Kanone im Hof auf sich hatte – wo, wie er nun sah, mehrere Fahrzeuge parkten.
    Vielleicht war, wie angekündigt, ein Service-Team des Kraftwerks eingetroffen, um den Transformator zu reparieren. Wie auch immer, Bren wollte nicht gesehen werden. Der Anblick des Paidhi würde unter hinterwäldlerischen Atevi für Befremden sorgen und Unruhe stiften. Er eilte, so schnell ihn die geschundenen Beine tragen konnten, in Richtung seiner Unterkunft.
    Und stolperte geradewegs in eine Gruppe von Touristen, die durch die Burg geführt wurden.
    Schreiend ging ein Kind hinter seinen Eltern in Deckung, die sich wie eine schwarze Wand vor ihm aufbauten und Bren aus weit aufgesperrten, gelben Augen entgegenstarrten, sichtlich entsetzt über das, was sie sahen: einen weißen Mann mit geschwollener Lippe und verstaubter Kleidung. Bren verbeugte sich entschuldigend und versuchte – ganz Paidhi, der er war – zu beschwichtigen.
    »Willkommen auf Malguri«, sagte er. »Ich wußte nicht, daß Besucher hier sind. Es tut mir leid, Ihre Tochter erschreckt zu haben.« Nach Luft schnappend, verbeugte er sich ein zweites Mal. »Mit Verlaub, ich bin der Paidhi, Bren Cameron, stets zu Ihren Diensten. Es würde mich freuen, Ihnen einen Gefallen tun zu können…«
    »Ich hätte gern eins dieser Bändchen«, meldete sich ein Junge. Es ging ihm offenbar um das Paidhi-Siegel.
    »Damit kann ich leider nicht dienen«, antwortete Bren. Doch vom Burgpersonal meinte einer, daß er ein solches Band und auch Wachs besorgen könne, falls der Paidhi seinen Siegelring dabei habe.
    Er saß in der Falle. Banichi würde ihm den Hals umdrehen.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er. »Ich komme gerade aus dem Stall und müßte mir schnell mal die Hände waschen. Bin gleich wieder da…« Unter mehrmaligen Verbeugungen eilte er zur Treppe.
    Auf der obersten Stufe stand Tano. Er hatte eine Pistole gehalftert, blickte merklich ungehalten auf ihn herab und gab ihm mit hektischer Handbewegung zu verstehen, daß er sich sputen solle. Bren hoffte, daß die Gäste unten in der Halle von dieser peinlichen Szene nichts mitbekommen konnten.
    »Nand’ Paidhi«, sagte Tano mit strenger Stimme. »Es war doch abgemacht, daß sie den Hintereingang benutzen.«
    »Davon weiß ich nichts«, antwortete Bren. Er war wütend und mußte an sich halten. Wenn hier jemandem ein Vorwurf zu machen war, dann Banichi. »Ich muß mich waschen. Und den Leuten habe ich versprochen…«
    »Ich habe gehört, was Sie versprochen haben. Beeilen Sie sich, nand’ Paidhi. Ich werde mich um die Bänder kümmern.«
    Bren hastete an Tano vorbei, durch den Flur zurück in seine Wohnung. Zum Baden blieb jetzt keine Zeit. Er wusch sich flüchtig, zog frische Sachen an, strich mit parfümierten Händen durch die windzerzausten Haare und ordnete den Zopf.
    Dann kehrte er nach unten in die Halle zurück, wo die Touristen wie zu einem Empfang der Reihe nach Aufstellung genommen hatten. Auf dem Tisch vor dem Kamin lagen Siegellack, Bänder und Autogrammkarten bereit – insgesamt an die dreißig Stück, willkommene Souvenirs für die angereisten Besucher, die den Paidhi mit verstohlenen Blicken bedachten und womöglich zum ersten Mal einen Menschen leibhaftig vor sich sahen.
    An die Neugier Erwachsener war Bren gewöhnt. Gaffende Kinder machten ihm mehr zu schaffen. Sie wuchsen auf unter dem Einfluß von Machimi-Episoden über den Krieg. Manche zeigten sich verstört und ängstlich.
    Andere wollten die Menschenhand berühren, um zu sehen, ob deren Haut auch echt sei. Ein Junge erkundigte sich danach, ob die Mutter des Paidhi dieselbe Hautfarbe habe. Ob er eine Waffe trage, fragte ein anderer.
    »Nein, Nadi«, antwortete er. »Nichts dergleichen. Wir leben doch in Frieden miteinander. Ich wohne im Haus des Aiji.«
    Einer der Väter wollte wissen: »Sind Sie auf Urlaub hier, nand’ Paidhi?«
    »Ja. Ich bin beeindruckt von der schönen Landschaft«, antwortete er und fragte sich im stillen, ob die Nachricht über den versuchten Mordanschlag auf ihn bis zu der Provinz durchgedrungen war, aus der dieser Mann stammte. »Ich lerne zu reiten.« Er träufelte Wachs auf Band und Karte und drückte sein Siegel auf. »Es gefällt mir hier sehr gut.«
    Donner grollte. Besorgt schauten die Touristen zur Tür.
    Bren beeilte

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