Atevi 2 - Eroberer
Graham. Nun, unsere Vorfahren haben’s ja auch riskiert. Darum sind wir hier.«
»Wissen Sie vielleicht, wie viele damals Pech hatten? Gibt es Zahlen darüber?«
»Soweit ich weiß, war die Unfallrate sehr gering. Eine Kapsel fiel ins Meer, eine andere landete allzu hart und eine dritte verglühte, weil der Schutzschild verlorenging. Aber Ihre Techniker werden doch bestimmt die Möglichkeit haben, das Ding sicher zu machen, oder? Mich wundert, daß Ihnen keine geeigneteren Systeme zur Verfügung stehen.«
»Mit dem, was wir haben, könnten wir den Mond problemlos erreichen. Aber auf eine Planetenlandung sind wir nicht eingestellt. Unsere Fahrzeuge würden dem Atmosphärendruck und den Ansaugkräften nicht standhalten.«
»Sie meinen die Gravitation?«
»Ja, Sir.«
Brens Sorge, daß die Kommunikation mit der Verwandtschaft aus dem All wohl auch sprachliche Probleme mit sich bringen würde, erwies sich als berechtigt, und es beschlichen ihn gleichzeitig Zweifel an ihren technischen Fähigkeiten.
»Mr. Graham, ich hoffe, Ihre Leute wissen die Fallschirme an der Kapsel richtig zu verpacken. Dabei muß nämlich einiges berücksichtigt werden, sonst gehen sie nicht auf.«
»Jetzt machen Sie mich langsam nervös, Sir. Aber zum Glück sind in der Stationsbibliothek Spezifikationen dieses alten Typs gefunden worden. Darin wird doch hoffentlich stehen, was zu beachten ist.«
»Wann kommen Sie runter?«
»In fünf oder sechs Tagen.«
»Herrje, ist das nicht ein wenig überstürzt? Gibt es einen Grund für diese Eile?«
»Es gibt keinen Grund, länger zu warten. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Fallschirm abzuspringen, und ich verlasse mich darauf, daß meine Leute alles tun werden, um eine Katastrophe zu verhindern. Sie können die Flugbahn haargenau berechnen und versichern mir, daß alles glatt gehen wird. Natürlich habe ich großen Bammel und sage mir manchmal: du mußt verrückt sein. Yolanda geht’s wahrscheinlich ähnlich… Was ist das für ein Geräusch im Hintergrund?«
Erst die Frage machte Bren auf das Donnergrollen in der Ferne aufmerksam. Er schaute zum Fenster hinaus und sah eine dunkle Wolkenwand heraufziehen. »Ein Gewitter«, antwortete er. »Was Sie da hören ist Donner.«
»Atmosphärische Störungen?«
»So kann man sagen. Dabei fällt Regen.«
»Scheint ziemlich laut zu sein.«
»Der Donner, ja.«
»Ist aber nicht gefährlich, oder?«
»Der Blitz kann gefährlich sein. Wenn es richtig losgeht, sollte man lieber nicht telefonieren. Aber bevor ich auflege, möchte ich noch kurz auf das Problem der Infektionsvorbeugung zu sprechen kommen. Meine Vorfahren waren in der Hinsicht sehr umsichtig und haben vor ihrer Landung peinlich genau darauf geachtet, daß sie keine Keime einschleppen. Der Aiji verlangt, daß Sie ähnliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
»Damit haben wir schon begonnen. Mein Magen ist über die Medikamente, dich ich schlucken mußte, nicht besonders glücklich, doch das ist im Augenblick mein geringstes Problem.«
»Gute Besserung. Ich werde dem Aiji berichten, daß Sie schon Vorsorge getroffen haben. Sie empfehlen sich ihm damit als verantwortungsbewußte Partner. Ich werde ihm auch sagen, daß Ihre Kollegin alsbald nach Mospheira weiterfliegen möchte und daß darum ein Flugzeug für sie bereitstehen sollte. Ich faxe Ihnen eine Landkarte hoch mit Hinweisen auf günstige Landepunkte. Sie haben die Wahl, ich würde allerdings vorschlagen, daß Sie auf dem Flughafen im Süden von Shejidan runterkommen.«
»Im Laufe der nächsten Tage werden mir wahrscheinlich noch etliche Fragen einfallen. Wär’s möglich, daß wir uns noch einmal sprechen?«
»Jederzeit. Übermorgen werde ich allerdings in die Berge zu einem Observatorium fahren und erst gegen Abend wieder zurücksein. Aber wenn Sie anrufen und nach mir fragen, wird man sicherlich eine Verbindung zu mir herstellen können.«
»Warum fahren Sie in ein Observatorium.«
»Ich bin dort mit einer Person verabredet, mit der ich mich über einige philosophische Fragen unterhalten möchte. Ihre Ankunft hat nämlich nicht nur politische Probleme aufgeworfen, sondern insbesondere auch religiöse. Und darauf muß ich eine Antwort finden.«
»Gehört das zur Aufgabe des Paidhi?«
»Ja, und ich hoffe, daß Sie mir bald dabei helfen können.«
»Gern, Sir. Wenn ich doch bloß schon weich gelandet wäre…«
Bren mußte unwillkürlich schmunzeln. »Kopf hoch, ich suche Ihnen ein weiches Plätzchen aus. Ich
Weitere Kostenlose Bücher