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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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heiße Bren. Nennen Sie mich bitte so. Ich bin es nicht gewohnt, mit ›Sir‹ angeredet zu werden.«
    »Mein Name ist Jason. Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit.«
    »Es wäre schrecklich, wenn was dazwischenkäme. Verlangen Sie von Ihren Technikern, daß sie mit größter Sorgfalt zu Werke gehen und sich Zeit lassen. Es würde uns nichts ausmachen, eine Woche länger auf Sie zu warten. Ihre Sicherheit geht vor.«
    »Gut zu hören. Aber ich denke, daß wir unseren Zeitplan einhalten können, es sei denn, wir stoßen auf unvorhergesehene Schwierigkeiten. Um ehrlich zu sein, ich kann’s selbst kaum erwarten, meinen Fuß auf festen Boden zu setzen.«
    Ein Donner krachte mit ohrenbetäubender Lautstärke. »Wir sollten jetzt lieber Schluß machen.«
    »Verstehe. Ich versuch’s dann später noch mal. Bis dann.«
    Durch die geöffnete Tür wehte kühler, feuchter Wind. Toby hatte recht behalten: Die Gewitterfront war von der Insel in Richtung Shejidan weitergezogen. Wahrscheinlich würde das Flugzeug mit der georderten Tomatensauce noch eine Weile auf sich warten lassen. Brens Tee war kalt geworden über dem Gespräch mit einem Mann, der im All zur Welt gekommen war. Wo, in der Nähe welcher Sonne? fragte sich Bren.
    Jason Graham behauptete, achtundzwanzig Jahre alt zu sein – nach traditioneller Zeitrechnung. Vor dem Anruf war ein Fax geschickt worden, das seine biographischen Daten auflistete, so auch die seiner Kollegin Yolanda Mercheson, einer einunddreißigjährigen Ingenieurin. Die beigefügten Lichtbildkopien waren unscharf. Yolanda schien Sommersprossen zu haben und machte einen ansehnlichen Eindruck. Jason hatte ein schmales, ernstes Gesicht und extrem kurzgeschorene dunkle Haare. Die würde er sich wachsen lassen müssen, den Atevi zuliebe, die so kurze Haare abscheulich fanden – und wenn nicht den Atevi zuliebe, so doch zumindest im Interesse der eigenen Absichten.
    Aber worin mochten diese Absichten bestehen? fragte sich Bren. Und was bewog diesen Graham und seine Kollegin, sich auf einen für sie völlig fremden Planeten abwerfen zu lassen. Bloße Neugier reichte doch wohl kaum aus als Motiv für ein solches Wagnis. Oder?
    Die Schiffsbesatzung war überraschend schnell mit Freiwilligen zur Stelle. Was mochte der Grund dafür sein? Drückte sich in dieser geradezu verwegenen Risikobereitschaft ein gewisser Hochmut aus gegenüber den Bewohnern von Planeten oder eine allgemeine Unerschütterlichkeit? Vielleicht brauchte man die, um mit einem Schiff durchs Weltall zu kreuzen. Und gewiß auch eine gehörige Portion Abenteuerlust. Aber konnte all das erklären, was Bren in dem Gespräch mit Jason Graham so sehr irritiert hatte, nämlich dessen entwaffnend freundliche, treuherzige Art? Dieses offenbar bedingungslose Vertrauen?
    Nun, die Leute vom Schiff würden wahrscheinlich dafür sorgen, daß die Risiken für ihn und Yolanda möglichst gering blieben. Hoffentlich. Es stand viel auf dem Spiel.
    Es wurde allmählich Tag. Bren saß an Damiris Schreibtisch und schickte die versprochenen Dateien zum Schiff hinauf: unter anderem eine Vokabelliste, Grammatikregeln und protokollarische Vorschriften.
    Dann langte er zum Hörer, um Deana anzurufen, besann sich aber eines Besseren. Sie so früh aufzuwecken, war wohl nicht opportun.
    Wahrscheinlich frühstückte Ilisidi gerade. Bren war versucht, ihr Gesellschaft zu leisten, fühlte sich aber einem Gespräch mit ihr im Augenblick nicht gewachsen. Seine melancholische Stimmung machte ihn verwundbar. Er sehnte sich das Tageslicht herbei, das der Welt der Atevi wieder Gestalt geben, ihn zur Vernunft zurückrufen würde und ihn kritisch Abstand nehmen ließe von den verstörenden Impulsen, die ihn kirre zu machen drohten: Dinge wie Urvertrauen und die irrationale Hoffnung auf die Verläßlichkeit von Intuition im Umgang mit anderen – all das, was er wegzupacken versucht hatte, um sich mit handfesteren Strategien durchsetzen zu können.
    Und nun kam dieser Jason Graham daher. Wenn der wirklich so naiv war, wie er sich gab, würde er in Teufels Küche geraten. Schlimmer noch: Er, Bren, würde diesen Kerl wahrscheinlich gern haben und mit Emotionen belastet sein, denen er zu mißtrauen gelernt hatte, weil sie ablenkten von der Aufgabe, die ihm gestellt war.
    Offenbar kannten die Atevi ähnliche Konflikte. Bren fühlte sich an Machimi-Spiele erinnert, in denen es häufig vorkam, daß ein armer Dummkopf, von irgendwelchen vertrackten Instinkten irritiert, das

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