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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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wahr?« fragte er Banichi. »Oder ist es womöglich zu einer neuerlichen Abstimmung gekommen? Obwohl es nach Stümperarbeit aussieht, glaube ich nicht, daß hier Amateure am Werk waren.«
    »Nein.« Worauf sich Banichis Antwort bezog, blieb offen, doch Bren ließ es dabei bewenden. Trotz der schwülen Luft fing er zu frieren an.
    »Wo ist Jago?«
    »Auf dem Dach«, knurrte Banichi merklich ungehalten. Vielleicht ärgerte es ihn, daß er wegen seines lädierten Beins gehandikapt war und der Kollegin überlassen mußte, was er lieber selbst in die Hand genommen hätte.
    Draußen schien einiges in Bewegung zu geraten. Er sah Banichi gestikulieren und Handzeichen geben. Um ihm nicht auf die Nerven zu gehen, verkniff sich Bren weitere Fragen. Banichi mußte sich auf seine Sache konzentrieren, und die zog sich hin in lautlosen Manövern. Vermutlich ging es im Hof und auf den Dächern um Positionskonflikte unter den jeweiligen Sicherheitskräften einzelner Lords, die sich gegenseitig beargwöhnten und nicht über den Weg trauten.
    Schließlich meldete sich eine dünne Stimme über Banichis Funkgerät. Bren verstand zwar nicht, was sie sagte, aber anscheinend war Entwarnung gegeben worden, denn Banichi stand auf, mühsam, offenbar tat ihm das Bein weh, das wahrscheinlich beim Sturz zu Boden ebenfalls einen Schlag abbekommen hatte.
    »Gehen Sie zurück«, sagte er schlechtgelaunt und wies ihm die Richtung. Bren stand vorsichtig auf, warf einen Blick zur Balkontür hinaus und stellte fest, daß als Standort des Schützen eigentlich nur das Dach des Plenarsaals in Frage kam, und das war ziemlich weit entfernt. Verdammt gut gezielt, dachte Bren; es sei denn, der Täter hatte sich von der Traufe über dem Balkon heruntergehangelt.
    Banichi trieb ihn in den dunklen Flur hinaus. Gemeinsam gingen sie in Damiris Arbeitszimmer, wo Banichi im Licht einer kleinen Stablampe die Kassette aus dem Recorder nahm und in die Tasche steckte.
    »Das war eine gute Idee von Ihnen«, sagte er. »Hoffentlich kommen wir damit ein Stück weiter.«
    Das Kompliment hörte Bren gern, aber er hörte auch, was Banichi indirekt zum Ausdruck brachte: daß es bislang keinen Hinweis auf den Täter gab, geschweige denn eine Spur. Fest stand nur, daß der Überfall nicht nur Hanks gegolten hatte.
    Er folgte Banichi durchs dunkle Wohnzimmer in einen erleuchteten, fensterlosen Raum, wo sich die Dienerinnen versammelt hatten. Sie bestürmten Banichi mit aufgeregten Fragen, doch anstatt zu antworten, zählte er ihnen auf, welche Vorsichtsmaßregeln zu beachten seien.
    Es kam nun auch Saidin zur Tür herein und beruhigte die Frauen: »Keine Sorge. Der Angriff war nicht gegen uns gerichtet. Das meint auch Lady Damiri.« Und dann mit Blick auf Bren: »Nand’ Paidhi, alles in Ordnung?«
    »Mit mir ja. Aber im Frühstückszimmer sieht’s schlimm aus.«
    »Bleiben Sie hier!« sagte Banichi, und weil er wohl selbst merkte, daß er sich im Ton vergriffen hatte, fügte er leiser hinzu: »Nand’ Saidin.«
    Bren glaubte nun bestätigt zu wissen: Der Angriff war gerichtet gegen die Paidhiin – wahrscheinlich weniger gegen die Amtsträger selbst als gegen das Amt, die Institution, die Verhandlungen zwischen Atevi und Menschen möglich machte. Und trotz oder gerade wegen der massiven Sicherheitsvorkehrungen, die zu treffen wieder nötig geworden waren, wurde er zunehmend nervös. Banichi forderte ihn auf, zusammen mit ihm Algini im Foyer aufzusuchen.
    »Nand’ Paidhi…« hob Algini an, der offenbar, der verdreckten Montur nach zu urteilen, selbst ein paar schlimme Minuten hinter sich hatte. »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte Bren und bemerkte, daß seine Hose und seine Jacke voller Kalkstaub und Glassplitter waren. Mit Rücksicht auf das saubere Foyer verzichtete er aber darauf, seine Sachen an Ort und Stelle auszuklopfen.
    Banichi war nach nebenan in die Wachstube gegangen, um die Bu-javid-Zentrale anzurufen. Er legte die Kassette in ein Abspielgerät und drehte den Lautstärkeregler auf, um die Kollegen am anderen Ende der Leitung mithören zu lassen. Bren folgte Algini in den kleinen Nebenraum, sah sich dort aber zurückgehalten von einer Wand aus atevischen Sicherheitskräften, die sich über den Recorder beugten und der Aufnahme lauschten. Er hörte nur ein paar dumpfe Schläge, ein Poltern und ein Geräusch, das Deanas Stimme sein mochte oder ein Rücken von Möbeln. Dann fiel eine Tür ins Schloß.
    Und kurz darauf glaubte er, gedämpftes Gewehrfeuer zu hören.

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