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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Menschen mit solchen Überlegungen nichts im Sinn hatten. Vermutlich nutzte er die Anwesenheit der Fernsehens, um die paranoiden Ängste der atevischen Landbevölkerung zu schüren.
    Nun, die Kameras waren auch auf ihn, den Paidhi, gerichtet.
    »Lord Aidin, ich sehe keinen Interessenskonflikt zwischen Mospheiranern und Atevi. Bedenken Sie bitte: Obwohl mein gesundheitlicher Zustand einen längeren Krankenhausaufenthalt erfordert hätte, schickte mich meine Regierung nach Shejidan zurück und gab damit dem Verlangen von Tabini-Aiji statt, um zu verhindern, daß die Verbindung zum Festland abbricht, was zu befürchten war, da der Aiji meine Stellvertreterin nicht als Paidhi akzeptiert hat. Wäre meiner Regierung am Abbruch der Beziehungen gelegen gewesen, hätte sie mich nur auf der Insel festzuhalten brauchen. Daß man mich aber buchstäblich vom OP-Tisch weg ins Flugzeug gesteckt hat, ist doch wohl nur zu verstehen als ein deutlicher Beweis dafür, wie wichtig den Menschen die Zusammenarbeit mit dem Festland ist und daß sie den Aiji als legitimen Herrscher des Westbundes anerkennen.«
    Lord Aidin setzte sich; er hatte vor laufenden Kameras erreicht, was er wollte, nämlich all diejenigen hellhörig gemacht, die eine zahlenmagische Verschwörung witterten.
    Nun stand ein Mitglied des Hasdrawad auf, eine Frau, die Bren nicht kannte. »Wer, Nadi, hat Hanks-Paidhi zu uns geschickt?« wollte sie wissen.
    Einen offiziell bestellten Redner vor diesem hohen Haus mit ›Nadi‹ zu adressieren war eine Respektlosigkeit sondergleichen. Ein Raunen ging durch den Saal, und Tabini warf der Frau einen scharfen Blick zu.
    Vielleicht war sie von Hanks beleidigt worden; möglich auch, daß sie sich einiges von ihr versprochen hatte und verärgert darüber war, daß man Hanks kaltgestellt hatte. Wie dem auch sei, Bren antwortete:
    »Der Vertrag, Nadi, sieht nur einen Paidhi vor. Hanks ist meine designierte Nachfolgerin, und es scheint, daß ihr die Ereignisse über den Kopf gewachsen sind. Unter normalen Umständen wäre sie längst zurückgezogen worden, aber der entsprechende Befehl ist anscheinend in der allgemeinen Verwirrung untergangen. Sie hält es darum für ihre Pflicht zu bleiben, bis ihr dieser Befehl zugestellt wird. Ich habe den Aiji um Verständnis gebeten. Wenn Sie dem Paidhi eine Nachricht zu übermitteln haben und angesichts der leidigen Situation fürchten sollten, daß sie die falsche Adresse erreichen könnte, zögern Sie bitte nicht, mich persönlich aufzusuchen, Nadi.«
    Bren war zufrieden mit seiner Antwort, die, so hoffte er, auch als Warnung verstanden wurde, nicht nur hier im Hasdrawad und Tashrid, sondern überall im Land, verbreitet durch das Fernsehen. Es war ihm durchaus genehm, daß die Atevi in den Provinzen den Paidhi sehen und hören konnten.
    »Nand’ Paidhi.« Der sich da zu Wort meldete, gehörte dem konservativen Flügel des Tashrid an. »Was wollen die da oben in diesem Schiff wirklich? Was glauben Sie?«
    Der alte Lord Madinais, immer geradeheraus und reichlich einfältig in seiner Art. Aber sein politischer Einfluß war nicht zu unterschätzen. Ihm standen jene Rebellen nahe, die vor einer Woche versucht hatten, den Paidhi umzubringen.
    »Lord Madinais, darüber kann ich auch nur spekulieren. Ich vermute, daß es an Bord wie früher schon zu einer Panne gekommen ist und daß es deshalb notwendig wurde, zurückzukehren an den Ort, der Hilfe verspricht, weil sich dort manche ihrer Vorfahren niedergelassen haben.«
    »Was wird aus den Handelsvereinbarungen?« rief ein Hasdrawad-Abgeordneter in den Saal. »Muß jetzt neu verhandelt werden?«
    »Ich fürchte, solange die Sache mit dem Schiff nicht geklärt ist, müssen diese Fragen auf später vertagt werden. Allerdings…«
    Am Rande des gleißenden Scheinwerferlichts sah er auf der Seite des Hasdrawad einen Schatten aufspringen. Bren zögerte, witterte instinktiv Gefahr. Er wollte sich gerade zu Boden werfen, als er plötzlich mit massiver Wucht von den Beinen gerissen wurde, und unmittelbar darauf krachte ein Schuß.
    Er lag auf der Seite mit geprellter Hüfte; der Kopf schmerzte vom Aufprall auf den harten Dielen des Podiums. Ein Schwergewicht hielt ihn zu Boden gedrückt – Tano, wie sich herausstellte. Doch wo war Jago? Bren versuchte, nach ihr Ausschau zu halten, konnte aber nicht über den Bühnenrand hinweg blicken. Er sah nur Tano mit verschrecktem Ausdruck in den Saal starren. Bren erstickte fast unter seiner Last, wagte es aber nicht,

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