Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
wir nun reden, reflektieren würde. Positiv zu vermerken wäre vielmehr, daß sie am Vertrag Interesse zeigen. Ich bin überzeugt davon, daß sie mit dem nächsten Anruf nachfragen, wo denn der Rest des Textes abgeblieben sei. Es wird sie verwundern, daß das Dokument nur aus wenigen Zeilen besteht. Deren Verträge sind bestimmt sehr viel ausführlicher, da sie alle Ausnahmen und Eventualitäten festzulegen versuchen.«
    »Wie umständlich«, murmelte Tabini.
    »Tradition. Die geschichtlichen Hintergründe kenne ich zwar auch nicht, aber ich vermute, daß die Menschen immer schon darauf aus waren, alle möglichen Probleme, die auftauchen könnten, im vorhinein zu benennen und in den Griff zu bekommen.«
    »Negatives Denken. Der Ausdruck stammt doch von Ihnen, nicht wahr?«
    »Ja, und ich fürchte, dem ist kaum beizukommen, Nadiin, Aiji-ma. Wie dem auch sei, ich hätte in meinem Gespräch mit dem Kapitän wohl besser sehr viel weiter ausholen sollen in die Geschichte der Beziehungen zwischen Atevi und Menschen. Es gibt großen Erklärungsbedarf. Ich muß den Leuten an Bord des Schiffes einiges klarzumachen versuchen, um Mißverständnissen vorzubeugen.«
    »Wie präzise können Ihre Erklärungen sein?« fragte der Vorsitzende des Rechtsausschusses.
    »Als Paidhi weiß ich um die besonderen Schwierigkeiten, Nadi, und darum bitte ich Sie, mich in meinen Vermittlungsbemühungen zu unterstützen, mich gegebenenfalls zu korrigieren. Ich werde in meinen Übersetzungen auf jede problematische Wendung aufmerksam machen. Ich verspreche mir auch einiges vom Vorschlag des Aiji, ein Mitglied der Schiffsbesatzung als Dolmetscher und Vermittler auszubilden. Eine solche Person könnte wirklich von großer Hilfe sein.« Bren stockte. Was er nun zu sagen hatte, machte ihn nervös, denn er riskierte, daß sein Einwand ausgelegt werden könnte als Versuch, den Aiji eines Besseren zu belehren. »Es sei denn, sie taugt nicht in dieser Funktion. Dann würde sie wahrscheinlich mehr Schaden anrichten als nützen. Darum bitte ich Sie, Aiji-ma, Nadiin-ma, mir die Vollmacht zu geben, einen solchen Vermittler notfalls vom Dienst zu suspendieren. Wenn es, was ich nicht hoffe, dazu kommen sollte, wären wir auf die Unterstützung durch meine Universität angewiesen. Denn ich allein werde mit den anfallenden Übersetzungsarbeiten wohl nicht zu Rande kommen.«
    »Das wäre nicht gut«, meinte Tabini. »Und ich sähe es lieber, Sie hätten Erfolg in der Ausbildung eines geeigneten Kandidaten aus den Reihen der Schiffsbesatzung, Paidhi-ji.«
    »Das hoffe ich auch, Aiji-ma«, antwortete Bren, dem zu allem Überfluß nun auch noch der ungelöste Problemfall Hanks in den Sinn kam. Himmel hilf, wenn Mospheira sie als Repräsentantin ins Spiel brächte… gegen ihn als Tabinis Mann.
    Keine schönen Aussichten. Und er dachte wieder an das Gespräch mit Ramirez, an dieses – wie sagte Tabini? – verfängliche Wort, das ihn gleichsam überrumpelt und sämtliche Alarmglocken zum Läuten gebracht hatte. freundschaftliche Beziehungen.
    Der Kapitän konnte natürlich nicht ahnen, was er damit aufrührte. Er war nicht aufgewachsen mit den Sorgen der Menschen auf Mospheira, mit den Erinnerungen an den Krieg. Man hatte ihm zwar Auszüge aus einem Geschichtsbuch aufs Schiff geschickt. Aber historische Sachverhalte zur Kenntnis zu nehmen war etwas anderes als jenes Innehalten zur Schweigeminute, Punkt 9 Uhr 16, alljährlich am Tag des Vertrages, zum Gedenken an damals, als die Uhren auf Alpha Base stehengeblieben waren.
    »Aiji-ma«, sagte Bren. »Mit Ihrer Erlaubnis würde ich gern dem Schiff die wichtigsten protokollarischen Regeln zukommen lassen. Ich könnte bis morgen eine Liste zusammenstellen.«
    »Wie Sie meinen, Paidhi-ji«, antwortete Tabini. »Wenn Sie das für nötig erachten.«
    Der Aiji ließ ihm freie Hand, bürdete ihm mit anderen Worten ein unerhörtes Maß an Verantwortung auf.
    Er klappte den Computer zu, und ihm war, als habe sich eine Schlinge um seinen Hals gelegt. In der Tischrunde wurden nun terminliche Absprachen getroffen. Man stellte ihm zusätzliche Fragen, auf die er höflich zu antworten versuchte, doch seine Gedanken waren ganz woanders. Seltsamerweise bei Barb, der er im stillen und in der Gewißheit, sie nie mehr wiederzusehen, Lebwohl sagte. Und bei seiner Familie.
    Er hatte den Eindruck, neben sich zu stehen, war sich selbst ein Rätsel. Von der Zuversicht, mit der er seine Entscheidung getroffen hatte, war nicht viel übrig

Weitere Kostenlose Bücher